Sagenhaftes Rheingold ist wieder am Saalestrand zu besichtigen - am 14. Februar startet erneut der komplette Zyklus von Wagners "Ring des Nibelungen". Bei den Einzelpremieren der vier Abende und der ersten Komplett-Aufführung waren die Karten so schnell ausverkauft wie das Publikum begeistert. 2010 hatte das "Rheingold" Premiere. Wagner hat in Halle einen langen Atem.
Da wollen die Leipziger Nachbarn erst später noch hin, an Leipzigs Opernhaus hat die Produktion nach “Rheingold” und “Walküre” erst einmal Pause und wird zu “Wagner-Festtagen” im Jahr 2015 nicht komplett sein. (Wie mögen die Hallenser erst schmunzeln, wenn an der Pleiße für 2015 ein konzertant-szenischer “Tannhäuser” offeriert wird.)
Richard Wagner ist ein Lauchstädter…
Wagner ist ein Hallenser und ein Bad Lauchstädter, wenn man an den jungen Dirigenten denkt, der dort schon Theaterdirektion, Musiktheaterensemble und Publikum für sich gewinnen konnte. Und die als “Erste Liebhaberin” verpflichtete Sängerin Minna Planer freilich auch, nachhaltig als Ehefrau. Vorigen Sommer leistete sich das Bad Lauchstädter Goethe-Theater den Spaß der szenisch wie musikalisch grandiosen Inszenierung der Oscar-Strauss-Operette “Die lustigen Nibelungen” sowie einem Gastspiel der RING-Puppentheaterversion.
Richard Wagner – der Magnet. Anziehend wirkend einerseits, und abstoßend andererseits. Richard Wagner – der Multiplikator. Frühzeitig suchte er Sympathisanten, las und spielte vor. Aber die nahen Verwandten hatten beispielsweise mit der Tragödie “Leubald und Aldelaide” wenig im Sinn, sie schüttelten die Köpfe…
Halles Opernhaus hat den Ring als Symbol und Logo für die Produktion gewählt, bevor das auch das Musiktheater der nahegelegenen Stadt an der Pleiße tat. Und tatsächlich wuchs über vier Abende ein Konzept zusammen. Parallel produziert in Halle an der Saale und im theaterhaus- aber nicht ensemblebesitzenden Ludwigshafen am Rhein sorgten schon die Premieren der einzelnen Abende, über Monate versetzt, für Aufsehen.
Kinder lesen aus dem Märchenbuch vor
Dieser RING-leistet sich einen Extra-Hauptvorhang, für den Schüler, potenzielle RING-Besucher, die Einzelbilder entwarfen. Ein Simultan-Comic als Zeit-Abbild. Einsichten, Ansichten und Vorurteil vor der Reise durch die Unvereinbarkeit von Macht und Liebe, wie Hartmut Haenchen Wagners RING-Thematik zusammenfasste. Eingangs lesen Kinder aus dem großen Buch der Märe, Sagen und Fabeln vor, als blieben sie immer Kinder…
Es gab so viel zu entdecken in dem Saal und auf der Bühne, die nicht zu den größtmöglichen gehören. Dabei ist der Bühnenausschnitt im Bayreuther Festspiele auch nicht größer als zwölf Meter in der Breite und 12 Meter in der Höhe.
Heyme & Steffens bauten einen RING
Mit der Baufirma der Riesen Fasolt und Fafner sind sie nicht zu vergleichen, aber Regisseur und Bühnenbildner Hansgünther Heyme und Dirigent Karlheinz Steffens bauten mit Erfolg, Orchester, Ensemble und Team hinter der Rampe und haben den Kampf mit Wagners Herausforderung bravourös bestanden. In Ludwigshafen am Rhein spielte allerdings ein anderes Orchester.
Da wurden in Halle Gerüste für Orchestermusiker übereinander gestapelt, vom Außenplatz konnte der Opernbesucher mit in die Partitur schauen. Eine Registraturwand mit nummerierten Fächern begrenzte die Welt, Scheinwerfer ragen in den Raum und machen keinen Hehl daraus, dass wir uns die Illusionen selbst vorzustellen haben. Und so wie Rheinwasser erschien und verschwand, konnte man mit dem Feuer umgehen.
Götter, satirisch betrachtet
Erda, Richard Wagners mystische Neu-Erfindung der Ur-Mütter aus Goethes “Faust” trat zwar aus der sogenannten Wand des Todes heraus, mehr aber aus dem Rotlichtmilieu zur Ansprache auf die Tribüne. Statt einer regenbogenfarbene Brücke gen neuer Götterburg Walhall erschienen nur bunte Stoffbahnen, wie Fähnchen in den Wind gehangen unter den Götter-Podesten.
Wenn es aus den Götterwelten herausmenschelt, schauen wir satirisch bis comichaft zugespitzt in einen Spielsalon. Und die Walküren betreten den Catwalk zur Vorführung erbeuteter, fremder Häute. Wer darauf wert legt, bekommt auch seinen Bühnenrequisit-sinnfälligen Drachen, den Siegfried zu besiegen hat.
Die Götterdämmerung ist freilich auch auf der Hallenser Opernbühne nicht aufzuhalten…
Mögen dieser Produktion die Wiederaufnahmen und Umbesetzungen gut bekommen. In die Geschichte als “Hallenser Ring” ist er schon eingegangen, erst recht bei den umherreisenden Wagner-Fans.
Aus dem Pfalzbau-Theater in Ludwigshafen am Rhein blicken die Theaterleute nun über den Rhein nach Mannheim, an dessen Nationaltheater auch ein Wagner-RING geschmiedet wird.
Zyklische Aufführung | 14.-23. Februar 2014 | Oper Halle
DAS RHEINGOLD: 14. Februar 2014, 19.30 Uhr
DIE WALKÜRE: 16. Februar 2014, 16.00 Uhr
SIEGFRIED: 21. Februar 2014, 18.00 Uhr
GÖTTERDÄMMERUNG: 23. Februar 2014, 16.00 Uhr
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