"Die Spielplanpolitik hat gegriffen und das schneller als ich das erwartet hatte", sagt Ulf Schirmer, Intendant und Generalmusikdirektor der Oper Leipzig. Die Oper, die Musikalische Komödie und das Ballett erreichten im vergangenen Jahr eine durchschnittliche Auslastung von 71 Prozent. Schirmer reicht dies aber noch nicht: "Es darf noch nicht der Endpunkt sein." Er denke Dinge in Ruhe durch und in größeren Zeiträumen als ein oder zwei Jahre. "80 Prozent können wir erreichen", so der Intendant.

Warum kam die Oper jüngst auf einen der höchsten Auslastungswerte in ihrer jüngeren Geschichte? “Wir liegen mit unserer Erzählweise richtig – sowohl auf der Bühne als auch im Graben”, vermutet Schirmer. Als Beispiel führt er Richard Wagners Erstlingswerk “Die Feen” an. Dessen Inszenierung war in der Presse schlecht besprochen worden, galt den Kritikern als zu konservativ und märchenhaft erzählt. Beim Publikum ist das Stück jedoch einer der Bringer des vergangenen Jahres: 99 Prozent aller Karten für das Stück sind verkauft worden.

Es wundert nicht, dass Schirmer dieses Stück für repertoiretauglich befindet. Für die kommende Spielzeit kündigt er vorab an: “Die Bringer bleiben.” Und beim Stichwort Mozart nennt er das Jahr 2015. “Ab dann wird es ihn hier geben und wir werden eine Mozartpflege betreiben”, so Schirmer.
Der Intendant will sich um alle Publikumsschichten bemühen. Gefruchtet haben die Anstrengungen bislang aber nur bei den Ganz Alten und Jungen. Dies ergab eine Untersuchung in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig. “Die stärkste Altersgruppe unter unseren Besuchern ist die der 70 bis 79-Jährigen. Rang zwei belegen die 60 bis 69-Jährigen und Rang drei die 20 bis 29-Jährigen”, erklärt er. Die Älteren gehören seit jeher zum Stammpublikum und für die Jugend gibt es Sonderangebote wie zum Beispiel die Operncard. Mit der können Studenten, kurz bevor sich der Vorhang hebt, Restplätze zu Schnäppchenpreisen ergattern. “Die schwierigste Gruppe bleibt für uns jene der 30 bis 50-Jährigen.”, so der Intendant. Beruf und Kindererziehung halten diese vom Opernbesuch ab.

“Da denken wir in Richtung Sonntagnachmittag”, sagt er und meint, dass es Sondervorstellungen geben könnte, während denen Kinder betreut werden. Für Schirmer ist das Erreichen einer vielfältigen Besucherstruktur für seine Häuser ein Auftrag im Sinne der Gemeinnützigkeit. Weshalb er eine weitere Untersuchung starten will, unter jenen, die die Oper gar nicht besuchen. “Das wäre sehr interessant für uns zu wissen, warum jemand nicht zu uns kommt”, sagt er. Der Weg führt über eine behutsame Arbeit am Repertoire. “Wir sind jedoch noch nicht so weit, dass wir Stücke, bei welchen das Zuschauer-Interesse bröckelt, austauschen können. Das wird noch etwa drei Jahre brauchen”, so der Intendant. Für die kommende Saison kündigt er zudem mehr Premieren an.

“Es werden mehr sein als die vier im laufenden Spielplan”, so Schirmer, der die Auslastungszahl des vergangenen Jahres halten will. “Ein drastisches Plus, wie wir es nun von 2012 auf 2013 erreicht haben, erwarte ich nicht.” Doch er will den Kreis der Interessierten noch mehr erweitern.

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oper-leipzig.de

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