Es ist einen Versuch wert, die beiden Jahrestage zur Völkerschlacht und zum Völkerschlachtdenkmal einmal umzudeuten, den Aspekt eines friedlichen Europas in den Mittelpunkt zu stellen. Ganz offensiv versucht es die freie Szene der Stadt Leipzig. Sie hat ein eigenes Festival auf die Beine gestellt, das vom 12. bis 20. Oktober in Leipzig zu erleben ist: "Imagine Europe".

“Imagine Europe” ist ein Kunst- und Kulturprojekt , das sich – ausgehend vom 200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig – mit der Geschichte, Gegenwart und Zukunft Europas befasst. Insgesamt neun Kultureinrichtungen aus Leipzig und der Region setzten sich in spannenden künstlerischen Projekten mit dem Thema auseinander und luden die Bürgerinnen und Bürger ein, sich zu beteiligen. Über 450 Menschen aller Altersgruppen waren und sind aktiv eingebunden. Als Schluss- und künstlerischer Höhepunkt des “Imagine Europe”-Festivals wird das Theater Titanick am Abend des 19. Oktober eine multimediale Open-Air-Inszenierung aufführen und die Zuschauer mitnehmen auf eine unvergessliche Reise durch Zeiten, Räume und Visionen.

Europa hat eine einheitliche Währung. Wir können visafrei reisen. Doch: Reicht das aus für ein gemeinsames Europa, für Europa als Heimat? – Dass die europäische Idee noch nicht in den Herzen aller Menschen angekommen ist, verwundert nicht, schließlich war unser Kontinent Jahrhunderte lang von Kriegen zerrissen. Das lässt sich nicht einfach mit einer historisch gesehen erst kürzlich “verordneten” Einheit beheben. Dazu braucht es die Auseinandersetzung mit den gemeinsamen, aber auch unterscheidenden Werten, mit den Wurzeln, mit der Geschichte.

Impuls und Anlass für das Projekt ist der 200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig im Herbst 2013. Die Befreiungskriege vom Anfang des 19. Jahrhunderts markieren einen wesentlichen Ursprung für unser heutiges Europa.

Doch was ist das genau, Europa?

Wie entwickelte sich in den letzten 200 Jahren der europäische Gedanke? Welche Werte prägen uns als Europäer und machen unsere Identität aus? Welche Hoffnungen aber auch Ängste verbindet der Einzelne mit Europa? Wer gestaltet Europa (mit) und welche Bedeutung hat der Begriff Heimat?

Das sind hochaktuelle Fragen, die nicht nur in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft verhandelt werden dürfen. Es sind vielmehr Fragen, die sich die Menschen der europäischen Länder ganz persönlich stellen sollten, um wahrhaft zu Europäern zu werden und im Europa des 21. Jahrhunderts anzukommen.

Gemeinsam mit der Stadt Leipzig haben das Theater Titanick und die naTo die Idee entwickelt, sich Europa mit einem breit gefassten Kunst- und Kulturprojekt zu nähern, das sowohl die Gestaltung eines außergewöhnlichen Theaterereignisses als auch umfangreiche Möglichkeiten zur aktiven Beteiligung der Bürger an künstlerischen Projekten umfasst.

Seit dem Bürgerfest am 25. Mai widmen sich acht soziokulturelle Projekte aus Leipzig und der Region diesem Thema. Dies geschieht mit ganz individuellen Fragestellungen und großer methodischer Vielfalt. Mehr als 450 Menschen sind aktiv eingebunden und nutzen die Möglichkeit, ihre Sicht auf Europa künstlerisch zu gestalten. Ihre Arbeitsergebnisse werden in der Jubiläumswoche vom 12. bis 20. Oktober am Völkerschlachtdenkmal und an anderen Orten in Leipzig öffentlich vorgestellt.“Traum-Welten” mit dem Theater Titanick

Im Rahmen von “Imagine Europe” wird das Theater Titanick am Abend des 19. Oktober vor dem Völkerschlachtdenkmal eine traumhafte Inszenierung aufführen. Der Wilhelm-Külz-Park und die Straße des 18. Oktober werden sich in eine Bühne verwandeln und die Zuschauer werden eingeladen, auf eine eigentümliche Entdeckungsreise zu gehen. Wie Schlafwandler werden die Zuschauer in die Traumwelt eintauchen, die das Theater Titanick mit dieser Inszenierung erschafft.

Inspiriert durch mittelalterliche Visionen, wie sie Hieronymus Bosch in seinen Bildern aufgegriffen hat, entwickeln sich eindringliche Szenen, die dem Besucher eine wunderliche Fantasiewelt eröffnen. Die Assoziationen zu den Gegensätzen Paradies und Inferno oder Hoffnung und Verzweiflung sind bedeutende Themen, die auch im Rückblick auf die 200 Jahre seit der Völkerschlacht ihre Relevanz haben.

In die paradiesische Natur des Parks eingebettet blitzen szenische Versatzstücke unvermittelt auf, um dann wieder in der Dunkelheit zu versinken. Paradiesisch angelegte Tableaux vivants verwandeln sich in Schauplätze albtraumhafter und abgründiger Fantasien. Schönes entpuppt sich als Hässliches; im Schrecklichen erscheint der Reiz des Schönen. Zum Abschluss der Inszenierung wird ein optischer Brückenschlag das Denkmal in den Mittelpunkt stellen, das in neuem Licht erscheinen wird.

In den Promenaden Hauptbahnhof wird die Foto- & Modellausstellung “Schau mal – Europa!” zu sehen sein, auch Assoziationen und Hörstationen sind dort zu erleben. Ähnliches wird am Völkerschlachtdenkmal installiert. Und vom 12. bis 18. Oktober kommt es auch zu verschiedensten Aufführungen im Stadtgebiet, danach wechselt der Schauplatz für die diversen Aufführungen vom 18. bis 19. Oktober direkt ans Völkerschlachtdenkmal. Mit dem Theater Titanick am 19. Oktober dann als abschließender Höhepunkt.

Das komplette Programm findet man hier: www.imagine-europe.de

Kartenvorverkauf im Culton oder unter: www.nato-leipzig.de

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