Das Theater der Jungen Welt ist in die neue Saison gestartet. Unter dem Motto "suchen." beschäftigt sich das Ensemble mit ästhetischen Formen und Erkenntnissen zu allen Facetten des Lebens. "Zusammenleben, Lebensfreude, Lebensleid und Liebesleid", nennt es Intendant Jürgen Zielinski. Mit zehn neuen Produktionen beginnt die diesjährige Spielzeit.

Fünf davon sind fertig, fünf weitere noch in der Ausarbeitung. “Wir können uns das leisten”, sagt Intendant Zielinski. Sein Theater wurde jüngst gelobt. “Zum einen vom Rechnungshof, zum anderen vom Leiter des actori-Gutachtens.” Dieses erstellt Entwicklungsszenarien für die Zukunft der stadteigenen Kulturbetriebe Leipzigs. “Nur so viel darf ich preisgeben: Der Leiter hat gesagt, er habe noch nie ein Theater erlebt, das so effizient arbeitet wie unseres”, verlautet Zielinski mit Stolz. “Das wirft wiederum Fragen auf, im Hinblick auf die Effizienz und Selbstausbeutung, mit der wir hier arbeiten”, so Zielinski.

Unter die Arme greifen dem Theater der Jungen Welt viele Sponsoren wie zum Beispiel Bayer Kultur, der Stiftung des Pharma-Riesen aus Leverkusen. Im dortigen Bayer Kulturhaus werden die Leipziger mit ihrem Stück “Crystal – Variationen über den Rausch” Premiere feiern, im Anschluss ist es im Theater der Jungen Welt zu sehen. “Für Crystal haben wir drei Streetdancer aus Berlin engagiert”, erzählt Zielinski, der ganz offen zugibt: “Ohne Bayer könnten wir uns das nicht leisten.”
Im Zuge der Ausarbeitung des Stückes hat er auch über eigene Rauscherfahrungen meditiert. Das Stück sei kein konventionelles Drogenstück, sondern richtet sich an Jugendliche ab 16 Jahren und beschäftigt sich in Tanztheater und Schauspiel mit Rausch in allen Formen. “Es geht hier nicht nur um Drogen, wie es der Name vermuten lässt, sondern um alles was Liebestaumel und Adrenalin-Kicks auslöst. Ich musste zum Beispiel an die Fangesänge meines Lieblingsvereins denken”, so der bekennende Borussia-Dortmund-Fan.

Seit 2002 leitet er das Theater der Jungen Welt, welches “finanziell ein Musterschüler ist”, wie Zielinski sagt. Die Ankündigung Enrico Lübbes, seines Intendaten-Kollegen vom Schauspiel Leipzig, in Schulklassen zu gehen und Klassiker zu spielen, quittiert er mit selbstauferlegtem Schweigegebot. Was die Jugendtheater anbelangt, befürwortet Zielinski generelle Zweckfreiheit. “Kinder und Jugendliche haben Anspruch auf Kunst und Kultur, ohne dass nach dessen Zweck gefragt wird”, so der renommierte Jugendtheatermacher.

Zu Beginn der neuen Saison, vergangene Woche, weihte das Theaterteam einen Wegweiser ein, direkt vor der eigenen Haustür. Auf diesem weisen allerhand Schilder zu Katharsis, Zivilcourage oder der großen Liebe. Die Zivilcourage zum Beispiel ist mit Null Komma Null Meter angegeben. “Da muss man dann schon mal bei sich selbst nachschauen”, so der Intendant.

www.theaterderjungenweltleipzig.de

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