Libyen-Konflikt, Syrien-Krise, Aufstand in Ägypten - der Arabische Frühling hat die weltweite Diskussion um Demokratie und Menschenrechte neu entfacht. Die Company des Leipziger Tanztheaters (LTT) und internationale Gasttänzer nähern sich diesem hoch brisanten Thema in dem neuen Tanzstück "Kalte Jahreszeit" von Alessio Trevisani.

Zentrale Inspirationsquelle dabei ist die bis heute polarisierende Lyrik der iranischen Dichterin und Filmregisseurin Forough Farrokhzad. Im Nachhall des Arabischen Frühlings baut Trevisani in seiner neuen Produktion eine Brücke zwischen Okzident und Orient, zwischen Poesie und Tanz. Musikalische Hochkultur wird mit virtuosen, rauen Bewegungen von suchenden Existenzen konfrontiert, von modernen Ichs, die wie Farrokhzad den Weg zu einer neuen menschlichen und gesellschaftlichen Dimension suchen.

Für die Premiere von “Kalte Jahreszeit” öffnet sich am Donnerstag, 14. Februar, um 20 Uhr der Vorhang in der Schaubühne Lindenfels in Leipzig. Weitere Vorstellungen finden dort am 15. und 16. Februar, um jeweils 20 Uhr, und am 17. Februar, um 18 Uhr, statt.

Insbesondere Farrokhzads letzter Gedichtband “Lasst uns an den Beginn der kalten Jahreszeit glauben” inspirierte Alessio Trevisani zu seinem neuen Tanzstück. “Kalte Jahreszeit” meint dabei nicht die saisonale Aufeinanderfolge von Frühling, Sommer, Herbst und Winter, sondern die kulturelle Jahreszeit – die kulturelle Winterzeit.
“Forough Farrokhzad wollte den Menschen Mut machen, sich den Raum in dieser Welt zu nehmen, den sie zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit brauchen – selbst dann, wenn es dafür keinen rechtlichen Rahmen gibt”, fasst Trevisani zusammen. Ihr Leben und ihre Werke über Freiheit, Justiz und Menschenrechte beschäftigen den gebürtigen Italiener bereits seit über zehn Jahren. Aufmerksam wurde er auf Farrokhzad während der künstlerischen Auseinandersetzung mit Pier Paolo Pasolini. “In den Gedichten und Filmen der beiden entdeckte ich damals eine sehr ähnliche ästhetisch-künstlerische Position”, so Trevisani.

In “Kalte Jahreszeit” geht es Alessio Trevisani nicht darum, die Poesie der iranischen Künstlerin zu vertanzen, sondern eine eigene Bildsprache zu den Texten zu finden. “Die Tänzer spüren dem Rhythmus der persischen Sprache und den Eigenheiten des Textes mit ihren Körpern nach, lassen sich in den Strom der wohlgesetzten Worte ziehen”, erklärt der Choreograf und künstlerische Leiter der LTT-Company. “Dort, wo die Poesie dem Ich eine zeitlose Stimme ohne Raum- oder Nationalitätsgrenze gibt, ist der Tanz als Vereinigung von Körper und Raum ein künstlerisches Medium, das durch nuancierte und komplexe Körpererfahrungen das Verhältnis zwischen Mensch und aktuellen Geschehnissen kritisch reflektiert”, erklärt der Choreograf weiter.

Die Premiere von “Kalte Jahreszeit” fällt nicht zufällig auf den 14. Februar 2013. Forough Farrokhzad ist an einem 13. Februar im Jahr 1967 auf tragische Weise mit nur 32 Jahren ums Leben gekommen. Mit seinem neuen Tanzstück würdigt Alessio Trevisani das Leben der wohl bedeutendsten iranischen Dichterin des 20. Jahrhunderts. Sie gehört zu den kosmopolitischen intellektuellen Künstlern, die in den 60er Jahren freie Räume für die Kunst verteidigten. Bis heute wird Farrokhzad gelesen und als Ikone der Freiheit verehrt. Mit ihrer Lyrik ging sie neue Wege, brach mit Anspielungen auf Körperlichkeit und Sexualität gesellschaftliche Tabus und beeindruckte als Inbegriff von Unabhängigkeit und Rebellion insbesondere viele Frauen im Iran. “Der menschliche Geist strebt nach Freiheit und Farrokhzad dichtete diesen Wunsch”, bringt es Alessio Trevisani auf den Punkt. Zu “Schah-Zeiten” in den 60er Jahren wurden ihre kritischen Gedichte verboten. Auch heute passieren in der islamischen Republik viele ihrer Gedichte nicht die Zensur.

“Kalte Jahreszeit” – Eine Hommage an die iranische Dichterin Forough Farrokhzad am 14. Februar um 20 Uhr in der Schaubühne Lindenfels, Karl-Heine-Straße 50. eitere Aufführungen in der Schaubühne Lindenfels: 15. und 16. Februar 2013, um jeweils 20 Uhr, 17. Februar 2013, um 18 Uhr.

Karten sind über die Oper Leipzig unter Telefon (0341) 1261261, über www.eventim.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.

www.leipzigertanztheater.de

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