"Wir sitzen in einem Haus, als gute Nachbarn", sagt LOFFT-Geschäftsführer Dirk Förster über die Wohngemeinschaft mit dem Theater der Jungen Welt am Lindenauer Markt. Auch TdJW-Intendant Jürgen Zielinski setzt weiter auf Zusammenarbeit und Austausch. Gleichwohl hoffen beide auf die baldige Errichtung eines eigenen Theaterzentrums für die freie Szene.
Das Theaterhaus am Lindenauer Markt 21 sprudelt gerade in der Vorweihnachtszeit über vor kindlichem und jugendlichem Leben. Der Besucherandrang ist groß, in der wachsenden Stadt Leipzig fährt das Theater der Jungen Welt immer neue Besucherrekorde ein.
Dass man so ein Haus auf Dauer nicht nach dem Prinzip der ausgequetschten Zitrone führen kann, ist auch den Kulturpolitikern im Rathaus aufgegangen. Der Zuschuss für den städtischen Eigenbetrieb wurde bei der Abstimmung zum Stadthaushalt 2013 im Vormonat auf Betreiben von CDU und SPD um 60.000 Euro auf 3.360.000 Euro erhöht.
Das Sahnehäubchen obendrauf erfreut Jürgen Zielinski, den Intendanten und Ersten Betriebsleiter des Theaters der Jungen Welt, natürlich. Die Nachricht sei “toll” und helfe, “dass wir nicht weiter reduzieren müssen”, sagt der Theatermacher.
Ganz allein Seins ist das Haus bekanntermaßen nicht. In dem markanten Eckbau am Lindenauer Markt hat zugleich das LOFFT sein Domizil.Diese Wohngemeinschaft ist organisch gewachsen und künstlerisch unheimlich befruchtend. Sie gelangt aber zusehends an ihre Kapazitätsgrenzen. Diese Situation lässt sich mit mehr Geld für beide Kultureinrichtungen nicht länger auflösen.
Natürlich freut sich auch LOFFT-Geschäftsführer Dirk Förster über die 15.000 Euro, die sein Haus in 2013 mehr aus dem Stadthaushalt erhalten soll. Auch die von der Kommunalpolitik beschlossenen Schritte zur Anhebung der Mittel für die freie Szene auf fünf Prozent der städtischen Kulturausgaben bis 2015 freuen ihn. Wäre diese Forderung ein heranwachsendes Kind, so verließe sie alsbald die Grundschule.
“Weniger geht dann schon nicht mehr”, sagt Förster über den finanziellen Rahmen seines Hauses. In 2012 brachten seine Kollegen und er 140 Veranstaltungen auf die Bühne. Was der Stadtrat nun beschloss, entspanne die Lage ein wenig, so Förster.Doch da ist noch etwas anderes. Und das ist bei dem Vor-Ort-Termin sinnlich zu erfahren. Das LOFFT verfügt über keinen Probenraum. Beim Gespräch mit den beiden Theatermachern auf dem Probeboden kann man die gerade laufende Vorstellung akustisch mitverfolgen. Und würden wir nur etwas lauter sprechen, würden wir die Vorstellung stören.
Deshalb verfolgt das LOFFT gemeinsam mit drei anderen freien Bühnen schon seit Jahren das Projekt eines Theaterzentrums. “Da läuft natürlich die Zeit weg”, sorgt sich Dirk Förster, “denn der Immobilienmarkt in Leipzig schließt sich immer mehr”. Geeignete Objekte liefen mehr und mehr Gefahr, für wirtschaftlich interessantere Projekte genutzt zu werden.
So ist es denn für Dirk Förster auch der größte Wunsch, dass das Theaterzentrum an der Karl-Heine-Straße als Ort nun auch wirklich Realität werde. “Der eigentlich Synergieeffekt wäre, dass man gemeinsam mit der Schaubühne Lindenfels, dem Westflügel und dem Leipziger Tanztheater Inhalte und Konzepte entwickeln kann”, erläutert Förster. Und auch wirtschaftlich ließe sich einiges besser darstellen.
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Synergie ist auch für Jürgen Zielinski das Stichwort. Im Theaterhaus am Lindenauer Markt findet sie zwischen TdJW und LOFFT schon lange statt. “Ein Kinder- und Jugendtheater steht immer zwischen Baum und Borke”, betont Zielinski. Da mache eine Öffnung hin zur freien Szene für ihn besonderen Sinn. So treten im Theater der Jungen Welt immer wieder Künstler aus der freien Szene mit ihren Produktionen auf. Tanztheater für Kinder ist das nächste Projekt, das Zielinski so angehen will.
Diese wechselseitige Öffnung, die vielerorts gefordert werde, ist zwischen den beiden Theatern am Lindenauer Markt längst Alltag, gibt Förster das Kompliment zurück. Dem täten die Bemühungen um das Theaterzentrum keinen Abbruch.
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