Eine Standortbestimmung des zeitgenössischen Kinder- und Jugendtheaters bietet in diesen Tagen die Autorenwerkstatt Boxenstopp am Theater der Jungen Welt. Zur Autorenförderung gehört für TdJW-Intendant Jürgen Zielinski auch, dass sich die Verlagsseite an der Finanzierung der kommenden Boxenstopps beteiligt. Ein L-IZ-Interview.

Herr Zielinski, Boxenstopp geht in Leipzig in 2012 in die dritte Runde, aber erstmals als eigenständige Veranstaltung. Ist Boxenstopp damit in der Formel1 der Theatertage angekommen?

Boxenstopp ist auf alle Fälle eine der kompaktesten Werkstätten, die das Jugendtheater zu bieten hat. Und zwar mit allen Risiken, weil auch das Publikum mit dazu kommt. Das Rennen ist ein anderes geworden, noch spannender: Es ist ein Praxistest im Dialog mit dem Publikum. Keine fertigen Inszenierungen, sondern Präsentationen nach zehn Tagen Probenzeit, kein Bühnenbild, eine Stunde Zeit für den Aufbau unmittelbar vor der Präsentation.

Das Besondere ist, dass dieses bundesweite Treffen der Kinder- und Jugendtheaterszene eine Art Standortbestimmung ist. Auch eine Selbstvergewisserung im Sinne der Qualität. Eine wichtige Veranstaltung für das vom Feuilleton vergessene Jugendtheater.

Boxenstopp will anspruchsvolles Kinder- und Jugendtheater bieten. Wie anspruchsvoll ist denn das Programm von Boxenstopp III?

Das Tolle ist, dass man drei ausgewählten Autoren mit den Werkstattpräsentationen – durch das Junge Schauspielhaus Zürich, das Theater an der Parkaue in Berlin und das Theater der Jungen Welt – eine besondere Möglichkeit des Überprüfens ihrer in Entstehung befindlichen Stücke eröffnet. Und dass unsere Partner vom Theater an der Parkaue Berlin und vom Jungen Schauspielhaus Zürich dafür die Ressourcen zur Verfügung stellen, also mit Präsentationen und Schauspielern zu uns kommen.

Anspruchsvoll sind auch die Podien besetzt. Besonders freue ich mich über die Teilnahme meines Freundes Hans Tränkle, Ausschussvorsitzender des Verlegerausschusses des Deutschen Bühnenvereins, an der Diskussion “Laxheit in Fragen geistigen Eigentums” zur aktuellen Urheberrechtsdebatte.
Wie sieht denn aus Ihrer Sicht ein zeitgenössisches anspruchsvolles Kinder- und Jugendstück aus?

Was anspruchsvolles Jugendtheater ist, kann man derzeit bei uns auf der Bühne sehen (lacht). Anspruchsvolle Dramatik für Kinder wird zu wenig geschrieben. Dazu braucht es eine anspruchsvolle Sprache und ebensolche Themen.

Es geht uns nicht um ein Spezialtheater, sondern um eine Theaterspezifik, die sich mit einer bestimmten Altersgruppe auseinandersetzt. Wir tun etwas gegen die Vereinfachung dessen, was häufig Kindern angeboten wird: also das Spaßtheater mit der berühmten Rolle rückwärts. Wir setzen innere Bilder gegen die äußeren Bilder des Mainstream.

Was bietet das Theater der Jugend Welt an den Boxenstopp-Tagen, was es sonst nicht bietet?

Was mich besonders freut, ist, dass hier 15 Studenten der Theaterwissenschaften und 6 angehende Bühnenbilder mit dabei sind, die sich ebenfalls mit den Stücken auseinandersetzen. Wir stellen so eine Verbindung her mit der next generation von Kinder- und Jugendtheatermachern.

Zugleich haben die Autoren bei uns die Möglichkeit, ihre Stücke aufgrund der Publikumsreaktionen und in Fachgesprächen weiterzuentwickeln.

Daneben gibt es eine Variante der Autorenförderung, die ist ganz einfach: Die Seite der Verlage beteiligt sie sich an den Kosten von Boxenstopp. Das wäre mein Wunsch für das nächste Mal.

Vielen Dank für das Gespräch.

Boxenstopp ist ein überregionales Autorentreffen, das vom Theater der Jungen Welt, dem Kinder- und Jugendtheaterzentrum der Bundesrepublik und Assitej Deutschland gemeinsam veranstaltet wird.

www.tdjw.de

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