Auf den deutschen Theaterbühne war sie schon immer zu Hause gewesen. Die meisten Menschen werden Katja Riemann aber nur aus Kino und TV kennen. Jetzt kehrt die Schauspielerin in die Theaterwelt zurück. In Berlin feierte "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" bereits Erfolge. Das Gleiche soll sich in Leipzig wiederholen. Die L-IZ konnte mit Katja Riemann vor der Leipzig-Premiere (am 18. Januar) plaudern.
Katja Riemann, Sie gastieren demnächst für vier Vorstellungen von “Wer hat Angst vor Virginia Woolf?” am Centraltheater Leipzig. Wie oft waren sie bereits in Leipzig und was verbinden Sie mit dieser Stadt?
Oh, ich war oft in Leipzig … zum Drehen, für Konzerte, für Lesungen, um Freunde zu besuchen, ich mag Leipzig, meine Mutter hat hier studiert vor ewigen Zeiten…
Kritiker sind sich in ihrer positiven Einschätzung des Stückes einig, das sehr erfolgreich im “Theater und der Komödie am Kurfürstendamm” läuft. Was erwartet den Zuschauer und wie gehen Sie mit Kritik um?
Oha, das sind zwei Fragen, nicht wahr? Haben die miteinander zu tun? Zuschauererwartung und Kritikumgang? Mal sehen … was erwartet den Zuschauer – ein Stück, das einen anficht, würde ich mal sagen, das polarisieren kann, das nicht langweilt und doch anstrengt, das lachen und weinen macht, nach dem man definitiv anschließend einen trinken gehen muss.
Es ist im übertragenden Sinne vielleicht so was wie ein Königsdrama, es geht um Macht, vielleicht geht es aber letztlich auch darum, was aus Menschen wird, die ihre Kindheit überstanden haben … Und natürlich um Mann und Frau, … man darf nicht vergessen, wann das Stück geschrieben wurde, 1962 und wie sehr, respektive wie wenig zu der Zeit Mann und Frau auf Augenhöhe waren in der Gesellschaft.
Das Erstaunliche des Stückes ist, dass unentwegt über das geredet wird, was bereits passiert ist, auf der Bühne passiert letztlich nur, dass Martha irgendwann mit dem Gast ficken geht, excuse my french … Reicht aber. Mann, ich bin die Falsche, zu sagen, was den Zuschauer erwartet, come in and find out, es lohnt sich. Wir freuen uns!Ihr schauspielerischer Ursprung liegt am Theater. Was bereitet Ihnen mehr Freude: Film, Musik oder Bühne?
Ach wissen Sie, wenn Sie mich frügen, mögen Sie lieber Kartoffeln, Spaghetti oder Reis, dann würde ich antworten: Ist es nicht herrlich, dass ich alles drei essen darf und mag? So geht mir das mit Theater, Film und Musik wohl auch … Apfel, Orange, Banane wäre auch ein gutes Beispiel … Ich bin froh, dass ich es geschafft habe, nach all diesen Jahren, die ich diesen Beruf ausübe, die Möglichkeit zu haben und auch eine Akzeptanz erreicht zu haben, dass ich innerhalb der Darstellenden Kunst das Medium wechsle. Mir ist das wichtig, weil man sich dadurch immer neu herausfordern kann und lebendig bleibt, im besten Fall.
Ihre Tochter ist auch auf dem Weg, Schauspielerin zu werden. Verfolgen Sie diese Entwicklung wohlwollend? Wie verhielt es sich bei Ihnen?
Meine Tochter ist nicht auf dem Weg Schauspielerin zu werden – es sei denn, Sie wüssten da mehr als ich … Ich wollte Tänzerin werden, habe in Hamburg Tanz studiert und nach einem Jahr abgebrochen und hab an Schauspielschulen vorgesprochen, da hat man mich dann aufgenommen, an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover.
Und währenddessen durfte ich meinen ersten Film drehen und dann hab ich noch mal die Schauspielschule gewechselt, da ich bei Dieter Dorn an den Münchner Kammerspielen für ein Stück engagiert wurde und parallel dazu habe ich meine Ausbildung an der Otto Falckenberg Schule in München fortgesetzt und dort dann mein Diplom gemacht. War Anfängerin an den Kammerspielen und wechselte danach nach Berlin an das Schillertheater, bis es dicht gemacht wurde und ich meine Tochter bekam. Seitdem bin ich freischaffend tätig. Und nun komm ich nach Leipzig, wie schön.Sie engagieren sich neben vielen künstlerischen Projekten wie zuletzt dem musikalischen Hörspiel “Die Vögel” stark für die Rechte von Kindern, auch als Botschafterin von “Unicef”. Was bedeutet Ihnen die Arbeit für Kinder?
Wer hat Angst vor Virginia Woolf: Regisseurin Amina Gusner im L-IZ-Kurzinterview
Am 18. Januar ist Leipzig-Premiere …
Die Frage ist doch: Was können wir tun und auch, was ist letztlich unsere Bürgerpflicht, zu teilen, was man bereits erlangt hat, an Materiellem, an Sicherheit, an Wissen. Wir leben ja noch nicht so lange in einer Gesellschaft, wie wir sie heute erleben. Durch meine Reisen in Länder dieser Welt, die viele möglicher Weise nur aus dem Fernsehen kennen, durfte ich erkennen, wie viel wir hier bereits erreicht haben, wie viel es noch gilt zu bewegen.
Wenn man sich anschaut, was in der arabischen Welt gerade passiert, dann ist das aufregend und natürlich auch beängstigend, angesichts der vielen Toten, Verletzten, Gefolterten und der Frage nach der Zukunft…andererseits ist es eine so verändernde Bewegung, die wahrscheinlich viel mehr bedeutet und in anderen Ländern auslöst, als wir nur erahnen können oder als berichterstattet wird.
Ich verstehe mich in meiner Menschenrechtsarbeit als Bote, als Erzähler, und da bin ich dann gar nicht so weit von meinem erlernten Beruf entfernt. Ich gehe in die Welt und lerne und sammle und erzähle hier den Menschen davon. Und hoffe und glaube, dass man mir ganz anders zuhört und Vertrauen schenkt, als wahlweise Politikern oder auch professionellen Berichterstattern. Gäbe noch Vieles zu sagen. Ich hoffe, dieses Jahr wieder eine Reise zu unternehmen.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Oh, meine Zukunftspläne sehen so aus, dass ich erstmal hier in Leipzig Theater spielen darf, am schönen Centraltheater, worauf ich mich freue und dann drehe ich wieder mit Stefan Krohmer einen Film, und bereite einen neuen musikalisch-literarischen Abend vor, gemeinsam mit meinem Gitarristen Arne Jansen. Und vieles mehr, was ich mich nicht traue hier hin zu schreiben, wenn Sie entschuldigen, weil es privater Natur ist.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Ich danke Ihnen auch und wünsche einen schönen Tag und dass Guantanamo Bay endlich geschlossen wird. War gerade zehnjähriges Gefängnisjubiläum.
Keine Kommentare bisher