Köthen verbindet man in der Regel mit dem Wirken Johann Sebastian Bachs als Hofkapellmeister. Aber Köthen hat selbst einen berühmten Musikersohn: Carl Friedrich Abel, Sohn eines „Premier-Musicus“ in Johann Sebastian Bachs Hofkapelle. Berühmt werden sollte Carl Friedrich Abel als bester Gambenspieler seiner Zeit. Vom 22. bis 25. Juni gibt es deshalb in Köthen das Abel-Fest.

Natürlich ist auch Thomas Fritzsch dabei, der Abels Gambenmusik mittlerweile auf mehreren CD-Einspielungen für Musikfreunde zugänglich gemacht hat. Ihn kann man zum Beispiel im Konzert „Abels Schwanengesang“ am 25. Juni erleben.

Aber auch der Besuch der anderen Veranstaltungen im Abel-Fest entführt die Besucher in ein Zeitalter der Musik, das uns schon so weit entfernt vorkommt, aber immer noch bezaubert.

Eröffnungskonzert im Spiegelsaal

Das Eröffnungskonzert des Abel-Festes im Spiegelsaal des Köthener Schlosses gestalten am 22. Juni um 19:30 Uhr Shalev Ad-El (Cembalo), Laure Mourot (Traversflöte), Daniel Deuter (Violine) und Aleke Alpermann (Violoncello). Es erklingen in einer Erstaufführung Carl Friedrich Abels Sechs Sonaten Opus 2 und Leopold Mozarts Trio Nr. 1 F-Dur für Cembalo, Violine & Violoncello.

Der israelische Cembalist Shalev Ad-El gab Rezitale in ganz Europa, China, Japan, Süd- und Zentralamerika und den USA. Er war Chefdirigent des führenden israelischen Kammerorchesters NKO. Als Gastdirigent leitete er u. a. die Berliner Symphoniker, das Bogota Philharmonic Orchestra, die Jerusalem Symphony, das Sydney Festival Orchestra und das Händelfestspielorchester Halle.

Shalev Ad-El spielte mehr als 80 CDs ein. 2008 wurde ihm der Fasch-Preis der Internationalen Johann-Friedrich-Fasch-Gesellschaft verliehen. Flötistin Laure Mourot musiziert in klassischen, in Originalklang-Ensembles und ist eine begeisterte Kammermusikerin.

Daniel Deuters (Violine) Beschäftigung mit den adäquaten Mitteln und Manieren der Alten Musik mündete in Konzerte mit Musikern wie René Jacobs, Philippe Herreweghe, Konrad Junghänel und Reinhard Goebel und führte ihn durch ganz Europa, Asien, den Mittleren Osten und Amerika.

Er ist Mitbegründer der Batzdorfer Hofkapelle und gründete 1996 das Kölner Ensemble CordArte. Aleke Alpermanns Violoncellospiel zeichnet sich durch Leidenschaftlichkeit und Vielseitigkeit aus. Sie tritt in diversen Kammermusikformationen auf und war stellvertretende Solocellistin am Theater in Magdeburg.

22. Juni, 19:30 Uhr: Eröffnungskonzert Abel-Fest im Spiegelsaal Schloss Köthen

Vorstellung des Neuen Abel-Werkverzeichnisses

Das neue Abel-Werkverzeichnis wird im Rahmen des Köthener Abel-Festes am 23. Juni um 11 Uhr im Veranstaltungszentrum von Günter von Zadow präsentiert. Von Zadow ist gemeinsam mit seiner Frau Leonore von Zadow-Reichling und dem inhabergeführten Musikverlag Edition Güntersberg in Heidelberg der erste Preisträger des Abel-Preises der Stadt Köthen (Anhalt). Die Edition gründete das Ehepaar mit dem Ziel, vorrangig das Repertoire für Viola da gamba um bislang unveröffentlichte Kompositionen zu bereichern.

Schon bald setzten sie mit der systematischen Schließung von „Fehlstellen“ im Repertoire für Viola da gamba und mit Editionen, die einerseits hohen wissenschaftlichen Standards für Urtextausgaben und andererseits Ansprüchen eines modernen und an der Praxis ausgerichteten Notendrucks genügen, international Maßstäbe. Erstveröffentlichungen von Werken Georg Philipp Telemanns und Johann Christian Bachs erzielten international hohe Aufmerksamkeit.

2008 erschien in der Edition Güntersberg eine erste Veröffentlichung mit Gambenmusik von Carl Friedrich Abel. Aktuell sind ca. 150 Werke Carl Friedrich Abels in 61 Güntersberg-Ausgaben verfügbar, der überwiegende Teil davon in Erstausgaben.

Günter von Zadow widmet sich seit 2018 der immens zeitaufwendigen Arbeit an einem neuen Abel-Werkverzeichnis, in welchem erstmals alle weltweit bekannten Quellen der Kompositionen Carl Friedrich Abels in Manuskripten und in historischen Drucken einschließlich aller nach wissenschaftlichen Standards nötigen Angaben enthalten sind.

Dieses Abel-Werkverzeichnis, 2023 im ortus musikverlag (Beeskow und Berlin) erschienen, stellt eine Pionierarbeit dar. Es wird zukünftig für alle Musiker und Musikwissenschaftler, die sich mit Carl Friedrich Abels Musik auseinandersetzen, die Grundlage ihrer Arbeit bilden, sei es bei der wissenschaftlichen Arbeit oder beim Auffinden von Werken für das Konzertleben.

23. Juni, 11 Uhr: Präsentation des Abel-Werkverzeichnisses im Veranstaltungszentrum Köthen

Das klingende Museum

Im Rahmen des Köthener Abel-Festes findet am 23. Juni um 13.30 Uhr eine Sonderführung durch die Neue Musicalien-Kammer im Schloss statt. Wer könnte durch die Sammlung historischer Tasteninstrumente besser führen, als deren Leihgeber. Instrumentenbauer und Sammler Georg Ott nimmt die Besucher mit auf einen informativen Rundgang und bringt den einen oder anderen Schatz aus seiner Sammlung zum Klingen.

Die Sammlung historischer Tasteninstrumente in der Neuen Musicalien-Kammer wird von Georg Ott seit der Jahrtausendwende aufgebaut, ist in zwei Jahrzehnten stetig gewachsen und richtet ihr Augenmerk im Laufe der Sammlungstätigkeit auf frühe Fortepiano-Instrumente.

Der gebürtige Hallenser arbeitet nach seinem Studium der Musikinstrumenten-Restaurierung als Restaurator für historische Tasteninstrumente am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Sämtliche Instrumente in der Neuen Musicalien-Kammer wurden von Georg Ott aufwändig restauriert und wieder spielbar gemacht.

23. Juni, 13:30 Uhr: Führung in der Neuen Musicalien-Kammer, Schloss

Quartet Party in der Schlosskapelle

Das britische Salomon String Quartet hat sein Konzert beim Abel-Fest in der Schlosskapelle am 23. Juni um 15 Uhr „Quartet Party“ überschrieben. Simon Standage  und Catherine Martin (Violinen), Florence Cooke (Viola) und Richard Tunnicliffe (Violoncello) bringen Carl Friedrich Abels Quartettos Opus 12 Nr. 6, 2, 3, 4 und Joseph Haydns Quartett C-Dur Opus 64 Nr. 1 zu Gehör.

Die Schlosskapelle Köthen. Foto: Schloss Köthen
Die Schlosskapelle Köthen. Foto: Schloss Köthen

Das Salomon String Quartet wurde 1982 gegründet und etablierte sich als eines der weltweit führenden Originalklang-Ensembles zur Aufführung des klassischen Streichquartett-Repertoires in historischer Aufführungspraxis. Zahlreiche Tourneen führten das Salomon String Quartet in die europäischen Länder, die USA und Kanada, in den Fernen Osten, nach Israel und nach Australien. Regelmäßig konzertiert das Quartett auf britischen Musikfestivals und für britische Musikgesellschaften.

23. Juni, 15 Uhr: Quartet Party mit dem Salomon String Quartet in der Schlosskapelle Schloss Köthen

Das historische Cöthen

Wie sah Köthen zur Zeit der Geburt Carl Friedrich Abels 1723 aus? Gästeführer Christian Ratzel geht mit den Besuchern am 23. Juni um 17.30 Uhr (Treffpunkt Prinzessinnenhaus) in einer Führung zu historisch bedeutsamen Orten in der Stadt auf eine Spurensuche in jene Zeit, als Köthen fürstliche Residenz des Fürsten Leopold war. Die Altstadt bietet viele authentische Schauplätze, die mit dem Leben Abels verbunden sind, darunter etwa das Schloss und die Agnuskirche. Daneben soll auch versucht werden, das tägliche Leben in einer barocken Stadt zu zeigen.

23. Juni, 17:30 Uhr: Stadtführung, Treffpunkt: Prinzessinnenhaus

Musik im Schlosshof

„Garlic & Onions or The Glory Of The Kitchen“ sind beim Abel-Fest bei einem nächtlichen Konzertangebot im illuminierten Schlosshof mit „The Playfords“ zu erleben. Nach dem Vorbild der Londoner Pleasure Gardens findet das Open-Air-Konzert am 23. Juni um 20.30 Uhr im äußeren Schlosshof statt. Während Songs & Tunes aus John Playfords „The English Dancing Master“ erklingen, wird das Publikum zudem Zeuge, wie die Musiker nicht nur spielen, sondern auf der Bühne auch eine Suppe zubereiten, die dann gemeinsam mit Publikum verkostet werden soll. Freiwillige Helfer fürs Gemüseschnippeln aus den Zuschauerreihen sind den Musikern willkommen.

The Playfords sind eines der wenigen Alte-Musik-Ensembles, die aus dem Stegreif auf der Bühne improvisieren und so die historische Aufführungspraxis wahrhaftig verkörpern. Inspiriert von Musik, Literatur und Lebensgefühl des 16. und 17. Jahrhunderts verweben sie diese Traditionen zu einem Gesamtkunstwerk aus Alter Musik, Folk, Jazz, Weltmusik, Poesie und Tanz – Inspired Early Music.

23. Juni, 20:30 Uhr: The Playfords. Äußerer Schlosshof

Eine intime Freundschaft

Mit seinem Vortrag „Carl Friedrich Abel & Johann Christian Bach: Gedanken über eine intime Freundschaft“ ist Prof. Robert L. Marshall am 24. Juni um 11 Uhr im Veranstaltungszentrum Köthen via Live-Schaltung aus Boston zu erleben. Marshall ist ein weltweit angesehener amerikanischer Musikwissenschaftler. Er dissertierte 1968 mit „The Compositional Process of J.S. Bach: A Study of the Autograph Scores of the Vocal Works“. 1966 wurde er Mitglied der Fakultät der University of Chicago, wo er von 1972 bis 1977 als Chairman of the Music Department und von 1977 bis 1983 als Professor tätig war. Von 1983 bis 2000 hatte er eine Professur an der Brandeis University inne.

Robert L. Marshall hat sich insbesondere in der Bach- und Mozart-Forschung bleibende Verdienste erworben und wissenschaftliche Artikel für verschiedenste Zeitschriften verfasst. Seine Ausführungen in Köthen nehmen eine besondere Zeitspanne im Leben von Carl Friedrich Abel in den Blick: Gemeinsam mit dem jüngsten Bach-Sohn Johann Christian Bach, der sich – wie Abel – 1762 ebenfalls in London niederließ, begründete er 1765 mit den Bach-Abel Concerts die erste bürgerliche Abonnement-Konzertreihe, die für zwei Jahrzehnte Maßstäbe im europäischen Konzertleben setzte.

24. Juni, 11 Uhr: Vortrag im Veranstaltungszentrum

Abel-Picknick im Park

Bei einem Abel-Picknick im Park sind am 24. Juni um 14 Uhr Mathilde Gomas und Matthias Bergmann im Köthener Schlosspark bei freiem Eintritt zu erleben. In dem Konzert, das unterstützt wird vom Köthener Schlossbund-Projekt, erklingt Musik für Viola da gamba und Violoncello.

Mathilde Gomas, 1992 in Paris geboren, erlernte das Gitarrenspiel und fand erst mit 17 Jahren über die Laute und andere Zupfinstrumente den Weg zur Alten Musik. Seit 2015 konzertiert Mathilde Gomas in der Schweiz, Deutschland, Italien, Österreich, Frankreich, Rumänien, Belgien, Griechenland und den Niederlanden sowohl als Solistin als auch Mitglied verschiedener neuer und aufstrebender Ensembles. 2021 errang sie den 2. Preis beim Internationalen Bach-Abel-Wettbewerb in Köthen.

Matthias Bergmann studierte modernes und historisches Violoncello in München, Lübeck und Frankfurt sowie Viola da gamba in Frankfurt, Bremen und Basel. Er ist seit 2007 Solocellist am Pfalztheater Kaiserslautern, beschäftigt sich intensiv mit historischer Interpretationspraxis und Alter Musik und ist als Continuo-Experte mit Violoncello, Basse de Violon und Viola da Gamba regelmäßiger Gast an diversen Opernhäusern.

24. Juni, 14 Uhr: Abel-Picknick im Schlosspark. Eintritt frei.

Festkonzert mit La Stagione

Das große Festkonzert des Köthener Abel-Festes findet am 24. Juni um 19.30 Uhr im Johann-Sebastian-Bach-Saal des Veranstaltungszentrums mit La Stagione Frankfurt unter der Leitung von Michael Schneider und mit Solistin Sabine Bauer am Cembalo statt. Überschrieben mit „Carl Friedrich Abel in Berlin und Sanssouci“ nimmt es thematisch Abels Visite 1782 beim preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm in den Blick. Zu hören sind Carl Friedrich Abels Preußische Sinfonien als Erstaufführungen, sein Cembalo-Concerto und die Sinfonie Opus 10 Nr. 6.

Das Barockorchester La Stagione Frankfurt kann auf eine 35jährige Geschichte zurückblicken. 1988 von Michael Schneider und Freunden gegründet, um Unerhörtes hörbar zu machen, war den Ensemblemitgliedern die Wiederentdeckung vergessener Meisterwerke und deren Kombination mit aufregend neu interpretierten Standardwerken des Repertoires im Sinne Historischer Interpretationspraxis ein Anliegen. Auf Opern- und Oratorienaufführungen folgten alsbald zahlreiche Sinfonien des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, festgehalten auf rund 50 CD. Die Werke Carl Friedrich Abels standen dabei von Anbeginn im Fokus der Orchesterarbeit.

24. Juni, 19:30 Uhr: Festkonzert mit La Stagione Frankfurt im Veranstaltungszentru

Abels Schwanengesang

Zum 236. Todestag von Carl Friedrich Abel musizieren beim Abel-Fest in Köthen am 25. Juni um 11 Uhr in der Schlosskapelle Gambist Thomas Fritzsch und Pianist Mark Kroll das Konzert „Abels Schwanengesang“. Es erklingen Kompositionen aus Abels „The 2nd Pembroke Collection“.

Mit Thomas Fritzsch ist in diesem Konzert der künstlerische Leiter des Abel-Festes zu erleben. Der renommierte Gambist musiziert in den europäischen Konzertsälen ebenso wie auf den Podien der Metropolen New York, Boston, Tokio, Seoul, Abu Dhabi, Dubai, Havanna, Hongkong, Shanghai und Jerusalem.

Mit Leidenschaft und historischem Wissen sucht, entdeckt und ediert Thomas Fritzsch verschollene und vergessene Werke der Gambenliteratur. Seine Erstaufführungen und CD-Einspielungen von Notenfunden Johann Christian Bachs, Carl Friedrich Abels, Georg Philipp Telemanns, Joseph Fialas, Dieterich Buxtehudes und von Gambenmusik des 19. Jahrhunderts, u.a. mit dem ECHO KLASSIK 2017 und einem Choc de Classica 2019 ausgezeichnet, erregten weltweites Aufsehen in der Musikwelt.

Mark Kroll – amerikanischer Cembalist, Pianist und Professor der Boston University – gehört zu den Besten seiner Zunft. In seiner fünf Jahrzehnte umspannenden Karriere konzertierte er in Nord- und Südamerika, Europa, dem Nahen Osten und Asien. Kritiker preisen seine expressive Spielweise und Virtuosität.

Als Solist konzertierte Mark Kroll mit einigen der bedeutendsten Orchestern der Welt. Seine lange Liste von Einspielungen umfasst die Solo-Cembalo-Werke von J.S. Bach, Händel, D. Scarlatti, Duphly, Balbastre und Vittorio Rieti, zahlreiche Kammermusik-Zyklen und die zehn CDs umfassende Gesamteinspielung der pièces de clavecin von François Couperin.

25. Juni, 11 Uhr: Konzert „Abels Schwanengesang“ in der Schlosskapelle

Finale im Spiegelsaal

Mit einem Konzert des britischen Collegium Musicum 90 unter der Leitung von Simon Standage und mit Solist Stephan Katte (Horn) geht das Köthener Abel-Fest am 25. Juni um 16 Uhr im Spiegelsaal des Schlosses zu Ende. Zu hören sind als Erstaufführungen Carl Friedrich Abels Concerti per Strumenti Diversi und Arcangelo Corellis Concerti grosso Opus 6 Nr. 3, 4.

Das Collegium Musicum 90, von Simon Standage und Richard Hickox gegründet, hat sich einen ausgezeichneten Ruf für historisch fundierte Interpretationen barocker und frühklassischer Musik erworben, wobei das Repertoire von Kammermusikwerken bis zu umfangreichen Werken für Chor und Orchester reicht.

Das Ensemble wurde für seine Aufführungen und Einspielungen vielfach hoch gelobt und hat mehr als 60 CD aufgenommen. Gastspiele führten Collegium Musicum 90 zu den BBC Promenade Concerts, zum Cheltenham International Festival, zu den Osterfestspielen in Luzern und den Internationalen Haydn-Festspielen in Eisenstadt sowie zu Musikfestivals in Polen, Ungarn, Deutschland und Österreich.

25. Juni, 16 Uhr: Abschlusskonzert mit Collegium Musicum 90 im Spiegelsaal

Karten für alle Veranstaltungen bekommt man im Vorverkauf bei der Touristinformation im Schloss Köthen, Telefon (03496) 70099260, und unter www.schlosskoethen.de.

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