Am 4. und 5. Juni 2022 gibt es ein ziemlich ungewöhnliches Kulturereignis im Bergbau-Technikpark bei Großpösna: In zwei Open Air-Aufführungen kann man die außergewöhnliche interdisziplinäre Inszenierung „100 Trompeten und 1 Bagger“ erleben. Beide Konzerte beginnen um 18 Uhr im Bergbau-Technik-Park in Großpösna im Landkreis Leipzig.

Mit den Aufführungen von „100 Trompeten und 1 Bagger“ erreicht das interdisziplinäre und generationenübergreifende Konzertprojekt von Komponist Thomas Hertel und Instrumentalpädagoge Konrad Schreiter seinen fulminanten Höhepunkt.

Vielleicht ist es ja sogar schon ein schöner sommerlicher Abend, wenn unweit der A38, Autobahntangente zwischen Ost und West, über 100 Bläser/-innen und Schlagwerker/-innen das Gelände des Bergbau-Technik-Parks im Leipziger Neuseenland zu einem bewegten Konzertsaal werden lassen. Marschierende Patterns, flanierende Obertöne, gesampelte Bagger-Sounds sowie sphärische Akkord-Rotationen begegnen und durchkreuzen sich in antiphonalen Kämpfen.

Die Musizierenden sind in 13 kleineren Ensembles über das gesamte Gelände verteilt und erfahren, gemeinsam mit dem Publikum, den sich wandelnden Klang durch die räumliche Bewegung in der Landschaft.

Seit Anfang des Jahres haben die Schüler/-innen der Musik- und Kunstschule Leipziger Land und der Neue Musik Leipzig, angeleitet von Musiker/-innen der Contemporary Big Band Spielvereinigung Sued, an dem Repertoire gearbeitet. Dirigiert vom musikalischen Leiter Manfred Honetschläger mischen sich die Profis mit den Anfänger/-innen nun zu einem imposanten Klangkörper. Unter der Regie von Stefan Kaminsky ergänzen Auszubildende der Theaterakademie Sachsen in der Rolle der Windblower und Actions das Ensemble und eröffnen eine weitere Wahrnehmungsebene.

Konrad Schreiter und Stefan Kaminsky im Bergbau-Technik-Park. Foto: Thilo Neubacher
Konrad Schreiter und Stefan Kaminsky im Bergbau-Technik-Park. Foto: Thilo Neubacher

Die vorherrschende Stellung der Natur als Betrachtungsgegenstand und Projektionsfläche in Kunst und Kultur im 19. Jahrhundert, war thematischer Ausgangspunkt für die beiden Initiatoren Hertel und Schreiter. Nachdem im 20. Jahrhundert die Natur ihren Platz für die großen Geräte der Industrialisierung räumen musste, lösten im 21. Jahrhundert digitale Technologien die heroischen Maschinen ab und prägen nun die Gesellschaft.

Während die Natur sich die stillgelegten Orte desIndustriellen Zeitalters nach und nach zurückerobert, setzt „100 Trompeten und 1 Bagger“ den ehemaligen Arbeitsraum eines industrialisierten Alltags in Beziehung mit dem eines Klangraumes.

Diese Gleichzeitigkeit der Zeit greift der künstlerische Leiter Thomas Hertel in seinen Kompositionen auf. Hertel realisierte bereits zahlreiche Auftragswerke, Opern, szenisch-musikalische Projekte, Liederabende und Schauspielmusiken an über 40 deutschsprachigen Bühnen und wurde neben Kompositionspreisen mit dem Münchener wie dem Leipziger Theaterpreis ausgezeichnet.

Mit „100 Trompeten und 1 Bagger“ hat Hertel ein bewegtes Zusammenspiel aus Natur und Technik, Mensch und Klang komponiert. Er schöpft dabei aus seinem scheinbar unerschöpflichen Repertoire unterschiedlichster stilistischer Sprachen und Epochen, von Neuer Musik über Avantgarde bis Jazz.

Ein weiteres, besonderes Spannungsgefüge entsteht durch die weit gefächerte Spielerfahrung innerhalb des Ensembles. Die ehrfurchtslose Neugier der Nachwuchsmusiker/-innen sorgt für angenehm unbedarftes Herangehen an dieses bisweilen hochkomplexe Repertoire. Zugleich profitieren diese im gemeinsamen Konzertauftritt von der Routine der professionellen Musiker/-innen.

Jazztrompeter Konrad Schreiter ist sowohl Musiker der Spielvereinigung Sued, als auch seit 2008 an verschiedenen Musikschulen Sachsens als Instrumentalpädagoge tätig. In seinem engagierten, pädagogischen Konzept für „100 Trompeten und 1 Bagger“ legt er großen Fokus auf die musikalische Persönlichkeitsentwicklung der jungen Schüler/-innen.

Dazu tragen sowohl die Aufführungen des gemeinschaftlich erarbeiteten Stückes, als auch die Beschäftigung mit dem Spielort Bergbau-Technik-Park und die folgliche Auseinandersetzung mit Natur und Landschaft bei.

Diese Termine entfallen leider:

Am 3. Juni wird es um 18 Uhr eine öffentliche Generalprobe im Bergbau-Technik-Park in Großpösna geben.

Am 4. und 5. Juni findet ebenfalls im Bergbau-Technik-Park ab 18 Uhr je ein Konzert statt.

Tickets für alle drei Veranstaltungen werden auf der Webseite des Bergbau-Technik-Park erhältlich sein.

Neue Konzertermine:

Die geplanten Konzerte sind jetzt alle in den Spätsommer verschoben, teilen die Veranstalter mit: “Leider mussten nun die Termine der Konzerte aus verschiedenen Gründen kurzfristig verschoben werden und ich möchte Sie hiermit über die neuen Konzerttermine in Kenntnis setzen.

Die öffentliche Generalprobe findet nun am 30.09.22 um 17 Uhr im Bergbau-Technik-Park statt.
Die beiden Konzerte finden am 01. und 02.10.2022 jeweils um 15 Uhr im Bergbau-Technik-Park statt.
Alles andere bleibt wie ursprünglich geplant bestehen.”

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar