Mit der Fertigstellung der Schwalbennestorgel im Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli schlägt die Universität Leipzig in diesem Herbst ein neues Kapitel in ihrer Musikgeschichte auf. Das Instrument nach dem Vorbild einer Renaissanceorgel wird aktuell von der Orgelbaufirma Metzler mit den elf noch ausstehenden Registern vollendet und schließt damit eine stilistische Lücke in der ostdeutschen Orgellandschaft.

Erstmals zu hören ist die Schwalbennestorgel bei den XII. Leipziger Universitätsmusiktagen vom 21. bis 28. November 2021. Am heutigen Dienstag (5. Oktober 2021) konnten Medienvertreter:innen einen ersten exklusiven Blick hinter die Kulissen werfen und sich von der Klangqualität der Orgel überzeugen.

„Mit der Vollendung der Schwalbennestorgel kommt der Neubau des Paulinums – Aula und Universitätskirche St. Pauli jetzt auch hinsichtlich seiner Ausstattung mit Musikinstrumenten zum Abschluss“, so das Fazit von Universitätsmusikdirektor Prof. David Timm.

Auch Universitätsorganist Daniel Beilschmidt sieht der Fertigstellung mit wachsender Vorfreude entgegen: „Ein Instrument wird vollendet, das in Deutschland und auch international keinen Qualitätsvergleich zu scheuen braucht und dazu noch konzeptionell und stilistisch einmalig ist.“

Universitätsorganist Daniel Beilschmidt freut sich, die gesamte Farbpalette der Gotik, Renaissance und des Frühbarocks in ihrem ganzen Klangreichtum hörbar machen zu können. Foto: Christian Hüller
Universitätsorganist Daniel Beilschmidt freut sich, die gesamte Farbpalette der Gotik, Renaissance und des Frühbarocks in ihrem ganzen Klangreichtum hörbar machen zu können. Foto: Christian Hüller

Tatsächlich habe es über Jahrhunderte in der Region keine Renaissance-Orgel mehr gegeben, sodass mit der Vollendung der Schwalbennestorgel eine stilistische Lücke in der ostdeutschen Orgellandschaft geschlossen werde, erklärt David Timm.

„Dem Leipziger Musikwissenschaftler Prof. Dr. Winfried Schrammek (1929–2017) verdanken wir die Idee, eine Orgel, welche Michael Praetorius in ‚Syntagma Musicum‘ für die ‚Paulinerkirchen zu Leipzig‘ von 1619 vermerkt, als Grundkonzeption für einen Neubau heranzuziehen. So wurde die besondere Idee für ein einmaliges Instrument geboren!“

Neustart anfangs nur mit sieben Registern

Die Gesamtkosten für die Schwalbennestorgel belaufen sich auf rund 650.000 Euro. Das Instrument wurde über Spenden finanziert, weshalb sie zunächst nur mit sieben Registern übergeben wurde. Zuletzt war das Spendenvolumen schließlich – auch dank einer Förderung aus den „Mauerfonds“ – so weit gewachsen, dass die restlichen Register beauftragt werden konnten.

„Bereits mit den bislang sieben klingenden Registern, deren Disposition einem Instrument des ausgehenden 15. Jahrhunderts entspricht, ist die Orgel für den Einsatz in Gottesdiensten und Konzerten ein Kleinod“, berichtet Daniel Beilschmidt. „Mit der Vervollständigung der ausstehenden elf Register wird sie die volle Farbpalette der Gotik, Renaissance und des Frühbarocks in ihrem ganzen Klangreichtum hörbar machen. Ihre mitteltönige Stimmung konfrontiert moderne Hörgewohnheiten mit völlig neuen Klangwelten.“

In den fünf Jahren, in denen die Orgel in ihrer ersten Ausbaustufe genutzt wurde, hat sie sich bereits einen guten Ruf erworben: Die erste CD „Fortunata desparata” von Universitätsorganist Daniel Beilschmidt wurde für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert.

Zur Einweihung der fertiggestellten Schwalbennestorgel werden die XII. Leipziger Universitätsmusiktage vom 21. bis 28. November 2021 dem Instrument gewidmet. Dabei wird die Musik alter Meister genauso neu zu entdecken sein wie Neukompositionen, die die Klänge des Mittelalters und der Renaissance mit denen des 20. und 21. Jahrhunderts verbinden. Mehr Informationen sind auf der Webseite der Universitätsmusik zu finden.

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