Wie lange hält das eine Gesellschaft eigentlich aus ohne Kunst und Kultur? Ohne diese mitreißenden Erlebnisse in einer Gemeinschaft, in denen auch die Alltagsverkrustungen einmal abbröckeln können und man merkt, dass man noch ein fühlender Mensch ist? Wahrscheinlich nicht lange, ohne dass man darunter seelisch leidet. Einige Videoveröffentlichungen Leipziger Häuser erzählen derzeit davon.
Wobei die Cammerspiele die Zeit des immer weiter ausgedehnten zweiten Lockdowns dazu genutzt haben, jungen Leipziger Musiker/-innen eine Bühne zu geben.
„Die Cammerspiele Leipzig sind ein kleines, freies Theater in Leipzig-Connewitz. Während wir sehnsüchtig darauf warten, wieder öffnen zu dürfen, haben wir uns etwas überlegt. Im März stellen wir jungen Leipziger Bands unsere Bühne für kleine Konzerte zur Verfügung. Diese werden professionell gefilmt und dann kostenlos von uns online bereitgestellt“, erzählt Christoph Awe, der bei den Cammerspielen Dramaturg ist und auch die Öffentlichkeitsarbeit macht.
Den Auftakt machte am Donnerstag, 11. März, die Gruppe Frau Lehmann. Der halbstündige Auftritt ist seitdem auf Vimeo zu sehen. Am 18. März um 19 Uhr folgt die Videopremiere von Glu.
„Weiteres ist in Planung“, verspricht Awe.
„Frau Lehmann ist nicht nur vom Namen her eine Hommage an Sven Regener. Auch musikalisch ist die Verbindung zu Element of Crime schon bei den ersten Klängen klar erkennbar. Und doch ist es ganz eigen und auf andere Art beeindruckend, was die Leipzigerin Fiona Lehmann mit ihrem Gitarristen Franz Viktor Blumstock da geschaffen hat. Fionas Texte sind oftmals tieftraurig und zugleich voll Humor und Poesie. Die Gestalten und Geschichten ihrer Lieder sind uns allen vertraut. Doch hat sie lange nicht mehr jemand so schön beschrieben und erzählt. Wie es weitergehen wird mit Frau Lehmann? Von Leipzigs Kneipen in die große weite Welt? Sieht ganz so aus! Schnell noch ’ne Kippe drehen und dann los.“
Frau Lehmann @ Cammerspiele Leipzig
Das Set von Frau Lehmann gibt es hier auf Vimeo zu sehen. Die weiteren Videos werden dann ebenfalls auf dem Vimeo-Kanal, auf www.cammerspiele.de sowie Facebook und Instagram gepostet.
Und nicht nur die Cammerspiele freuen sich, wenn es möglichst viele Zuhörer/-innen für die Musik der in den Lockdown verbannten Musiker/-innen gibt.
Eindrucksvoll ist auch der Clip, den die Oper Leipzig unter den Hashtags #alarmstuferot und #zuschaunkannichnicht am 10. März ins Netz gestellt hat.
„Ohne die Kunst wird es still. Und die Künstler wünschen sich sehnlichst auf die Bühnen zurückkehren zu können. Hoffentlich wird das sehr bald der Fall sein“, lautet die Botschaft zu „Zuschau’n kann ich nicht“, einem Lied, in dem Mirjam Neururer und Justus Seeger aus einem Operettenlied direkt hineinswitchen in die Botschaft an ihr Publikum und an die Politik. Denn eigentlich hält das niemand wirklich lange aus, wenn die Kultur derart abgesperrt ist.
„ZUSCHAU’N KANN ICH NICHT“ | Oper Leipzig
Seit Ende Februar sendet die Oper Leipzig ja auch gemeinsam mit der Kirche St. Trinitats „Seelenmusik“.
Es ist eine Kooperation der Oper Leipzig mit der Propstei St. Trinitatis, die auch in einem Livestream online erlebt werden kann. Die „Seelenmusik“ findet während der österlichen Fastenzeit jeweils dienstags und donnerstags um 12:15 Uhr in der Propstei-Kirche gegenüber dem Neuen Rathaus statt. Start war am 23. Februar.
Die musikalischen Beiträge der „Seelenmusik“ von Purcell über Bach bis Brahms und Puccini werden in der Mittagsandacht verbunden mit geistlichen Impulsen. Operndirektorin Franziska Severin und Dr. Christian Geltinger, Chefdramaturg der Oper Leipzig, konzipierten die Reihe in der gerade in Leipzig gelebten Tradition der Kirchenmusik als „mittägliche Auszeit und Seelenwärmer im gegenwärtigen Alltag.“
Propst Giele „freut sich riesig über das Angebot der Oper Leipzig für unsere Gäste, die Gemeinde und für die Stadt.“ Die Propstei ermöglicht als Veranstalter auch einen Livestream, der über beide Websites der Kooperationspartner zugänglich ist. Für den Besuch der „Seelenmusik“ in der Kirche St. Trinitatis ist keine vorherige Anmeldung erforderlich, aber die Platzzahl ist beschränkt.
Die nächsten Termine der „Seelenmusik“ sind:
Seelenmusik am Dienstag, 16. März 2021, 12:15 Uhr: „Henry Purcell: The blessed Virgin’s Expostulation“, (Magdalena Hinterdobler), „Felix Mendelssohn-Bartholdy: Psalm 95, op. 49, Denn in seiner Hand (Duett)“ (Kathrin Göring, Magdalewna Hinterdobler).
Seelenmusik am Donnerstag, 18. März 2021, 12:15 Uhr „Georg Friedrich Händel: Messiah, For behold, darkness shall cover the earth…The people that walked in darkness“ (Randall Jakobs), „Giuseppe Verdi: Messa da Requiem, Confutatis (Randall Jacobs)“
Seelenmusik am Dienstag, 23. März 2021, 12:15 Uhr „Johann Sebastian Bach: Johannespassion, Ich folge Dir gleichfalls“ (Olga Jelinkova), „AntonÃn Dvořák: St. Ludmilla“ (Olga Jelinkova)
Seelenmusik am Donnerstag, 25. März 2021, 12:15 Uhr: „Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion, Komm, süßes Kreuz“ (Tuomas Pusio), „Johann Sebastian Bach: Johannespassion, Betrachte meine Seel“ (Tuomas Pursio).
Im Livestream zu erleben ist die „Seelenmusik“ auf www.oper-leipzig.de und www.propstei-leipzig.de.
Hinweis der Redaktion in eigener Sache
Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.
Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.
Vielen Dank dafür.
Keine Kommentare bisher