Die sechsköpfige Leipziger Band Karl die Große hat in den letzten Jahren einiges in Bewegung gesetzt und ist mittlerweile fester Bestandteil der deutschsprachigen Indie-Popmusik-Welt. Musikalisch bieten sie ein großes Spektrum an Farben, unerwartete Brechungen und entwaffnendes Songwriting. Kluge Texte und anspruchsvolle Musik mit Blick über den Tellerrand. Entstanden ist nun ein lebensfrohes Album, das richtig munter macht im Corona-Lockdown.

Sängerin und Songschreiberin Wencke Wollny sagt zur neuen Scheibe: „Der Gedankenanstoß zu diesem Album kam eines Nachts auf dem Heimweg: Was, wenn ich jetzt plötzlich umfiele? Hätte ich dann alles erledigt? Nein. Da läge noch ein wichtiges Liebeslied auf dem Schreibtisch. Und so wirklich ehrlich und geradeaus war ich in meinen Songs auch nicht immer. Da war immer ein Sicherheitsabstand zwischen Hörer/-in, Lied und mir. Daraufhin habe ich mir versprochen, mutig zu sein, viel Neues zu lernen und geradeaus zu sagen, was ich denke.“

Das Versprechen hat Wencke, mithilfe ihrer Band, auf diesem Album eingehalten: Es ist ein aufrichtiger Querschnitt ihrer Fragen, Gedanken und Ängste. Gleiches gilt für den Bandsound. „Wir haben uns zusammen auf die Suche begeben und können guten Gewissens sagen: So klingen wir ohne Kompromisse. Es fühlt sich gut an, die Karten offen auf den Tisch zu legen, denn ich weiß, wie mich das selbst bei anderen Künstler/-innen berührt. Ich will mir später nicht vorwerfen, dass ich nicht immer ehrlich zu allen war.“

Karl die Große – Heute Nacht (Official Musicvideo)

Diese Worte sind so ähnlich auch im Lied „Heute Nacht“ zu hören. Die erste Single des Albums, die von Sendern wie Bayern 2, SWR 2 und NDR 2 gespielt wird. Ein warmer, mitreißender Indie-Pop-Song, der das Wort „Ja“ ins Zentrum rückt. Noch nie hat jemand so berührend, nah und ehrlich dieses Wort gesungen.

Wencke sagt mit ihrer warmen, unverwechselbaren Stimme „Ja“ zum Mutigsein, zum Einfachmachen. Eine gut gelaunte Erinnerung daran, nicht zu lange zu warten: „Denn jetzt ist mindestens noch Zeit.“ Das Album „Was, wenn keiner lacht“ bringt einige besondere und gewiefte Texte hervor, die immer wieder neue Anstöße geben und nicht nur die eine klare Botschaft vermitteln wollen.

Im Sommer 2020 tourte Wencke mit Dota Kehr, auf ihrem Debüt aus 2017 lud sie Moritz Krämer zu einem bezaubernden Duett und auch auf dem für neuen Album „Was, wenn keiner lacht“ ergänzen prominente Gäste die ohnehin üppige Besetzung: Fatoni, Maeckes und Francesco Wilking tragen ihren Teil bei. Neben der Nähe zur Band Die Höchste Eisenbahn, die auch musikalisch Entsprechung findet, bezeugt dies die Vielschichtigkeit von Karl die Große. Wer das Werk von Sophie Hunger schätzt, weiß, wie viel Spaß derlei Unberechenbarkeit machen kann!

Albumcover: Karl die Große "Was wenn keiner lacht".
Albumcover: Karl die Große „Was wenn keiner lacht“.

Wencke hat gezielt ihre Fähigkeiten als Songwriterin erweitert, um nach dem Vorbild von Musikerinnen wie Feist, Sophie Hunger, Kat Frankie und Billie Eilish ihr Album zu einem großen Teil selbst produzieren zu können. Lukas Roth, der als Co-Produzent bei den Aufnahmen mitwirkte, hebt hervor, dass sich die Produktion von der typisch deutschen Popmusik durch ihren „Facettenreichtum aus Pop, Folk, Hip-Hop und Jazz abhebt. Das Ergebnis ist ein starkes Album mit dem Potenzial, eine breite Zuhörerschaft anzusprechen.“

Auf diesem langen Album vermischen sich viele akute, gesellschaftspolitische Themen: Populismus, Meinungsbildung, Generationengerechtigkeit. Wie verhalte ich mich korrekt und was überlasse ich der nächsten Generation? Bin ich ok oder verbiege ich mich, um allen zu gefallen? Wencke Wollny stellt sich diesen Fragen als starke und aufrichtige Musikerin, die seit fast acht Jahren – gemeinsam mit ihrer sechsköpfigen Band – selbstbestimmt ihren (Indie-)Weg geht. Entschlossen und ihrer Vorbildfunktion bewusst.

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