Seit zwei Jahren hat ja Leipzig ein richtiges Composer-in-Residence-Programm: Im Geburtshaus von Hanns Eisler können begabte Komponist/-innen aus aller Welt fünf Monate lang ungestört wohnen und komponieren. Und in aller Stille kam im Juni die zweite, die so ein Stipendium der Stadt Leipzig bekommen hat: Johanna Ruotsalainen. Und die Finnin hat auch schon einen Arbeitstitel für ihre Komposition. „The Weight of Silence“.

Johanna Ruotsalainen (geb. 1983) ist die zweite Hanns-Eisler-Stipendiatin. Sie traf wegen der Reisebeschränkungen durch COVID-19 erst Mitte Juni in Leipzig ein und wird bis Mitte Oktober 2020 in der Eisler-Wohnung in der Hofmeisterstraße 14 im Leipziger Osten leben. Die finnische Komponistin ist Dozentin für Musiktheorie und Komposition an der Fachhochschule Oulu, der nördlichsten Großstadt der EU. Neben einem breiten Œuvre vor allem für Kammerbesetzungen ist sie in Finnland und international an spartenübergreifenden, performativen Projekten beteiligt.

Über die Auftragskomposition „The Weight of Silence“ schreibt Johanna Ruotsalainen: „Das Stück untersucht das Verhältnis von Musik zur Stille, die Erfahrung von Stille, die Beziehung zwischen den körperlichen Bewegungen, die mit der Aufführung eines musikalischen Werkes verbunden sind, und der Realität des Gehörten, die Beziehung zwischen aktivem Hören und erfahrungsmäßigem Zuhören sowie die Beziehung zwischen Spannung und Entspannung in Intensität und zeitlicher Dauer.“

Das Hanns Eisler-Stipendium bildet den Kern eines europaweit einzigartigen Composer-in-Residence-Programms: Die Stipendiatin bzw. der Stipendiat erhält 5.000 Euro für den Lebensunterhalt und kann fünf Monate lang kostenfrei in der Geburtswohnung von Hanns Eisler in der Leipziger Hofmeisterstraße 14 wohnen, um sich der Ausarbeitung eines zuvor skizzierten Kompositionsprojektes zu widmen.

Wie auch im Falle der derzeitigen Hanns-Eisler-Stipendiatin, wird mindestens eines der Werke, das während des Aufenthaltes in Leipzig entstehen soll, von Steffen Schleiermacher und dem Ensemble Avantgarde in einem musica-nova-Konzert zur Uraufführung gebracht.

Grundlage für die Ausschreibung ist der Beschluss des Stadtrates vom Dezember 2017, anlässlich des 120. Geburtstages von Hanns Eisler 2018 ein Internationales Hanns Eisler-Stipendium auszuloben und dem Verein Eisler-Haus Leipzig e. V. ab dem Jahr 2018 jährlich 40.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Die Förderung wird für das Stipendium sowie für die historisch-künstlerische Auseinandersetzung mit dem Gesamtwerk und der Persönlichkeit Hanns Eislers ausgereicht.

Und wie begehrt das Stipendium ist, macht eine Meldung des Kulturamtes vom 16. Juli deutlich.

46 Bewerbungen für das 3. Internationale Hanns Eisler-Stipendium 2021

Die Ausschreibung des zum dritten Mal ausgelobten Internationalen Hanns Eisler-Stipendiums der Stadt Leipzig 2021 ist beendet. Vom 1. Mai bis zum 6. Juli 2020 (Hanns Eislers 122. Geburtstag) konnten sich Komponistinnen und Komponisten aus aller Welt um das Stipendium bewerben.

Insgesamt sind 46 zum Bewerbungsverfahren zugelassene Einsendungen beim Eisler-Haus Leipzig e. V. eingegangen, der das Composer-in-Residence-Programm in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Leipzig konzipiert hat und umsetzt. In diesem Jahr bewerben sich fünf Bewerberinnen und 41 Bewerber um das Stipendium.

Dabei sind 22 Nationalitäten vertreten, darunter sechs Bewerbungen aus Deutschland. Bemerkenswert ist der verhältnismäßig hohe Anteil von acht Bewerbungen aus Lateinamerika und eine breite internationale Streuung aus allen Kontinenten mit Ausnahme Australiens. Die Bewerberzahl ist im Vergleich zum Vorjahr fast konstant (2019: 47 Bewerbungen).

Über die Vergabe entscheidet Anfang September eine Auswahljury unter dem Vorsitz des Leipziger Komponisten Steffen Schleiermacher. Im Rahmen des am 7. Oktober 2020 stattfindenden Konzertes der Gewandhaus-Reihe „musica nova“ wird der Name der Stipendiatin oder des Stipendiaten 2021 offiziell bekannt gegeben. In diesem Konzert wird auch das Kammermusik-Stück „The Weight of Silence“ von Johanna Ruotsalainen (Finnland) uraufgeführt. Sie ist die zweite Hanns Eisler-Stipendiatin und residiert aktuell in Leipzig.

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