„Ostern steht vor der Tür, nur leider sind unser aller Planung dieses Jahr etwas eingeschränkt. Kein Osterpicknick mit der Großfamilie, kein Festgottesdienst am Sonntagmorgen, kein Speisen in feinen Restaurants oder Cafés“, lud seit Beginn des Monats Familie Weise ein zu einem Hofkonzert am heutigen Sonntag, 12. April, ab 11 Uhr. Dann wird es im im Block zwischen Friedrich-Ebert-Straße, Christianstraße, Max-Planck-Straße und Wettiner Straße ein bisschen wie in Italien.
„Damit es trotzdem etwas festlich wird, würden wir gerne am Ostersonntag ein Hofkonzert veranstalten. In der Zeit ab 11:00 Uhr kann sich jeder von seinem Balkon oder offenen Fenster aus beteiligen. Bei Regen fällt es aus“, so die Einladung.
„Ich hoffe sehr, dass die Zeit für die ,Ruheliebenden‘ unter uns akzeptabel ist! Wir wollen niemanden belästigen und hoffen auf allseitiges Verständnis. Manche Beiträge werden vielleicht nicht den ganzen Hofbereich durchschallen, aber durch die zeitliche Staffelung, sollte es trotzdem keine Überlappungen geben. Ihr müsst halt auf die Uhr gucken, wann Ihr dran seid. Es ist alles erlaubt vom Anfänger bis zum Profi, von Barock bis Jazz.“
Gleich um 11 Uhr geht es los mit „Der Herr ist auferstanden“. Und vielleicht gibt es ja von den Beteiligten noch ein paar Fotos und Videos. Denn anders als in Italien sind ja unsere Balkone meist zum Innenhof ausgerichtet. Da sind Zuhörer von außen derzeit ja nicht drin.
Das Programm mit den den Ameldungen findet man hier.
Ein bisschen digitale Werbung für das Hofkonzert
Die Website gemeinsam.weit-blicke.de hat Gerhard Nenke programmiert. Er fand die Idee für das Hofkonzert einfach wichtig.
„Ich persönlich fand die Idee einfach gut und dachte, man sollte das auch im Sinne des Vermeidung direkter Kontakte auf elektronischem Wege bekannt machen und vielleicht entsteht ja auch mehr daraus im Sinne von Austausch, möglicher Nachbarschaftshilfe oder von Folgekonzerten (aber das ist natürlich im Moment völlig offen). … und da bin ich über den Block hinaus natürlich offen. Die Plattform kann ohne weiteres ausgedehnt werden.
So habe ich zur Unterstützung schnell eine Webseite ins Leben gerufen, da ich ja auch als selbstständiger Touristiker nun gerade ,auch nichts besseres zu tun habe‘ 😉 🙁
Wir wollten einfach einen kleinen Akzent zu Ostern im unmittelbaren Umfeld setzen und dabei natürlich den nötigen ,Abstand‘ halten.
Ein Livestreaming ist bislang nicht geplant. Aber vielleicht gibt es ja noch ein paar direkte Eindrücke vom Balkon, die wir noch veröffentlichen können.
Ich freue mich über die vielen musikalischen Beiträge von Profis über Amateure, Jugendliche bis offenbar Kindergartenkindern. Klasse! Und der Dank gilt natürlich allen, die beitragen oder einfach nur dabei sein werden“, sagt Gerhard Nenke.
„Kultur im allgemeinen, fremde Kulturen als Studienreisenanbieter, Musik etc. fast aller Genren spielen für mich als ehemaliger Veranstaltungsmanager und jetzigen Touristiker natürlich eine große Rolle und ich habe auf vielen Reisen erfahren, wie wichtig die ,kleine Alltagskultur‘ das „Sein der kleinen Leute“ für das gegenseitige Verständnis sein kann – jenseits jeglicher kultureller, politischer, religiöser und intellektueller Barrieren.
Wie die Idee für das Hofkonzert entstand
Birgit und Matthias Weise sind die Initiatoren des Hofkonzerts. Wie sie dazu kamen, kurzerhand die ganze Nachbarschaft zum Mitmusizieren einzuladen, haben sie uns erzählt.
Gab es schon einmal gemeinsames Musizieren in Ihrem Wohnblock? Denn die rege Teilnahme deutet ja darauf hin, dass es viele musizierende Menschen in Ihrem Block gibt.
Nein leider nicht, obwohl die Idee eines Hofkonzertes schon länger in unseren Köpfen schwebt.
Gehört Musik zu Ihrem Familienalltag? Oder sind Sie gar beruflich musikalisch unterwegs?
Wir sind Musiker im Gewandhaus zu Leipzig
Hilft Musik Ihnen in dieser Zeit, mit den Einschränkungen besser umzugehen?
Bei uns besteht die Einschränkung ja dummerweise darin, dass wir in der Oper, Thomaskirche und Gewandhaus keine Aufführungen geben können und deshalb viel weniger als üblich musizieren. Das fehlt uns natürlich sehr. Im Privatbereich bleibt uns die Musik trotzdem erhalten und das ist natürlich eine großartige Möglichkeit. Ich kann nicht sagen, dass die momentane Situation uns über Gebühr belastet, die Zeit als Familie in unserem wunderschönen Hofcarré ist uns sehr wertvoll geworden und wir sind unglaublich dankbar, dass wir soviel haben, trotz äußerlicher Einschränkungen.
Es tut uns sehr gut, unsere Fähigkeiten in dieser Zeit auch außerhalb unserer Arbeitsstätte einbringen zu können.
Und welche Musik ist besonders tröstlich oder hilfreich?
Immer J.S. Bach, zur Zeit natürlich besonders die Passionen und alte Kirchenlieder
Wird es so etwas wie einen Livestream geben, damit auch die anderen Leipziger einen Eindruck vom Hofkonzert bekommen können?
Nein, so professionell wird es dann doch nicht 😉 wäre auch technisch viel zu kompliziert.
Und haben Sie spezielle Wünsche für diesen Tag? Etwa als Botschaft an alle von der Ausgangsverfügung Betroffenen?
Wir wünschen zum Ostermorgen allen ganz viel Hoffnung, dass nach schweren Zeiten neues Leben entsteht und dass wir manchmal etwas verlieren müssen, damit Neues auferstehen kann.
Mit freundlichen Grüßen Birgit und Matthias Weise.
Corona-Hilfe made in Leipzig: Initiativen, Ideen und Hilfsangebote aus der Zivilgesellschaft zur Milderung der Coronakrise + Update 12. April
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