Am Freitag, 26. April, ist es so weit. Dann erfährt die Konzertreihe „Bells Echo“ ihre Fortsetzung. Anders als bei herkömmlichen Konzerten, wird jede Episode gezielt für den Veranstaltungsort geschrieben und uraufgeführt, bleibt also einmalig. Hinter dem Titel der Aufführung „Gaialyse“ verbirgt sich eine Komposition für Elektronik, Gesang, fünf Schlagzeuger und Monochord, komponiert vom Leipziger Musiker Alex Röser und zur Aufführung gebracht durch Stefkovic van Interesse, den Lichtkünstler Gen.Pi und das Ensemble Infaust unter Leitung von Ben Meerwein.

Die nunmehr vierte Episode vereint im Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig und im Institut für Zukunft eine Vielzahl von Musiker/-innen und Künstler/-innen und beschreibt anhand der Synergien aus Klang, Licht, Poesie, künstlicher Intelligenz und Architektur einen szenisch-performativen Wandel durch Erinnerung, Reflexion und Voraussicht.

Als Solo-Darsteller zu erleben sind Lisa Sanladerer und Frieder Flesch.

Anhand impulshafter Sprachfragmente, Chorgesang, Poesie und synthetischer Klangsphären – intendiert als Wechselspiel zwischen Mensch und Maschine – sucht das Stück nach Schnittmengen aus menschlicher Interpretationshoheit kollektiver Erinnerungen und der Unfehlbarkeit einer rationalen, artifiziellen Autorität.

Also ein Stück genau zur heutigen Debatte um die Gefahren und/oder Verheißungen der Künstlichen Intelligenz (KI).

Verhandelt wird dies durch eine performative Interaktion des Chors, choreografiert von Jana Rath, und dem auf einem neuronalen Netz basierenden Objekt „Interspace“ von Birk Schmithüsen (Artes Mobiles). „Interspace“ nimmt dabei die Rolle eines Erzählers ein und reagiert sensibel auf die Musik und darin verwobene Textelemente.

Das Völkerschlachtdenkmal dient, angelehnt an die ursprüngliche Intention des Erbauers Clemens Thieme, als Ort der gemeinschaftlichen Kontemplation. Mittels des dem monumentalen Gebäude innewohnenden Spannungsfeldes zwischen Humanismus und Nationalstolz versuchen die Macher/-innen die Einflussnahme von Reflexion und Interpretation auf Neugier und Fortschritt auf künstlerische Art kritisch zu erörtern. Es wird die Frage gestellt, auf welche Weise der Mensch des frühen 21. Jahrhunderts von späteren Generationen erinnert werden will.

Die verwendeten Textfragmente sind unter anderem Beobachtungen und Gedanken von Zeitzeugen der Völkerschlacht entlehnt. Das verwendete Narrativ beschreibt einen Zeitstrahl durch die Jahrhunderte in eine Zukunft, in welcher sich der Mensch als führende Instanz auf der Erde abgelöst sieht und sich daher im Angesicht einer „neuen Welt“ auf authentische Eigenheiten seines Wesens zu besinnen versucht.

Bells Echo IV – Xanten

Vorgelagert ist „Gaialyse“ das Stück „Xanten“ der Leipziger Musikerin Friederike Bernhardt. Als Auszug der Nibelungensage nach Friedrich Hebbel konzentriert sich die Komposition für Gesang und Elektronik auf die Figur Brunhilds, Königin von Island.

Pre Echo – theoretisch-praktischer Vorgeschmack

Wie der Zweiakter im Völkerschlachtdenkmal aussehen könnte, deutet am Donnerstag, 4. April, um 20 Uhr das sogenannte Pre Echo im Institut für Zukunft (An den Tierkliniken 38) an. Dabei handelt es sich um eine Preview zur Hauptveranstaltung, bei der erstmals rund 15 Minuten der neuen Komposition live angespielt werden. Untermalt unter anderem vom Ensemble Aurora und begleitet von einem Lichtkonzept des Medienkünstlers Felix Richter, schließt sich unmittelbar danach eine Frage-und-Antwort-Runde an.

Woher stammt eigentlich die Idee zu der Konzertreihe Bells Echo? Welchen Platz nimmt die Raumspezifik ein? Wie funktioniert die Musikfindung? Welches technische Setup wird praktisch angewendet?

Fragen, denen sich die Initiatoren 30 bis 45 Minuten stellen werden, um ein theoretisch-praktisches Verständnis zu vermitteln. Und natürlich kann an dieser Stelle auch kritisches Feedback geäußert werden. Durch den Abend führt der frohfroh-Redakteur und freie Autor Jens Wollweber. Den Abschluss bildet ein kurzes Konzert von Window Magic, bekannt aus dem Programm von Bells Echo III. Die Veranstaltung ist kostenfrei zugänglich, aber im Platzangebot limitiert.

Anmeldung für Pre Echo: www.bellsecho.com/events/

Post Echo – vom Denkmal ins Institut für Zukunft

Und wie geht es am 26. April weiter? Nach Abschluss im Völkerschlachtdenkmal wird die Reise ab 23:59 Uhr in das Institut für Zukunft fortgesetzt. Mit HOPE kündigt sich New-Wave/Experimental der „most promising german Band right now“ (NBHAP.com) an, gefolgt von düster-okkultem Techno des Berliners Eric OAKE, bis hin zum grenzüberschreitenden Arcangelo (Saturnalia/Dance Affliction), dessen vielseitiger Stil von Punk über Metal, bis hin zu Jungle, Grime, Techno und Ambient reicht. Umrahmt wird das Line-up von Freikörperkultur (Keine Fische aber Grethen) und Alltime-Homie Wurzel.

 

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