Beethovens Neunte zum Jahresausklang hat in Leipzig Tradition. Am Donnerstag dirigierte erstmals der designierte Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons den beliebten Klassiker zum Jahresabschluss. Das Publikum feierte den 38-Jährigen mit Standing Ovations.

Noch ist er nicht in Amt und Würden. Doch die Publikumsgunst ist dem Letten, der sein Leipziger Amt am 1. Februar 2018 antreten wird, schon heute sicher. Was immer Nelsons in Leipzig mit dem Gewandhausorchester auch anpackt. Das Ergebnis wird von den vielen fachkundigen Zuhörern frenetisch bejubelt. Die Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie bewies am Donnerstag wieder einmal die Begeisterungsfähigkeit des Maestros für die Musik.

Detailversessen und gestenreich führte Nelsons Musiker und Chor durch das Monumentalwerk. Im ersten Satz orientierte sich der Dirigent an den brachialen, romantischen Klangidealen eines Richard Wagners. Entfesselte Streicherteppiche wechselten sich ab mit den betont sanft gespielten Bläsern.

Lieferten sich die Streicher im zweiten Satz einen forschen Steigerungslauf, glitten sie im dritten schleppend vor sich dahin. Zart dahinschmelzende Violinen, butterweiche Hörner und kaum spürbare Paukenschläge bildeten die Vorhut für den überwältigenden Schlusssatz.

Andris Nelsons und das Gewandhausorchester. Foto: Alexander Böhm
Andris Nelsons und das Gewandhausorchester. Foto: Alexander Böhm

Neben den Gewandhauschören kam in diesem Jahr dem Opernchor die Ehre zuteil, zu den nunmehr dunklen Klangfarben des Orchesters Schillers „Ode An die Freude“ zu intonieren. „O Freunde, nicht diese Töne!“, klagte Opernstar Georg Zeppenfeld mit seiner sonoren Bassstimme. Die übrigen Solisten – Camilla Tilling, Gerhild Romberger und Steve Davislim – stimmten ein, schließlich der große Chor auf der Orgelempore. „Freude schöner Götterfunken, Töchter aus Elysium…“

Das Publikum ist von der Wucht des hochemotional dargebotenen Chorfeuerwerks überwältigt. Nur wenige Augenblicke, nachdem der letzte Ton verklungen ist, erhebt sich der gesamte Saal zum lang anhaltenden Schlussapplaus.

Die Aufführung der 9. Sinfonie mit dem Gewandhausorchester wird am 31. Dezember live im MDR Fernsehen und im Radioprogramm von MDR Kultur übertragen.

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