Mit Werken des großen Ludwig van Beethoven ist das Gewandhausorchester am Samstag offiziell in die Spielzeit 2016/17 gestartet. Mit der 7. Sinfonie stand eines seiner populärsten Werke auf dem Programm. Für ruhige Töne sorgte Pianist András Schiff, der das 5. Klavierkonzert interpretierte.
Für Ehrendirigent Herbert Blomstedt ist diese Saison eine ganz besondere. Der 89-Jährige wird im Laufe der Spielzeit seinen Leipziger Beethoven-Zyklus zum Abschluss bringen. Pünktlich zu seinem 90. Geburtstag am 11. Juli 2017 soll die Einspielung der neun Sinfonien auf CD vorliegen. Der Start des Leipziger Orchesters in die kommende Saison traf in diesem Jahr jedoch nicht die Geschmäcker aller Klassikfans. Manch einer fühlte sich verprellt, weil das Gewandhaus auf ein zweites KlassikAirleben in diesem Sommer verzichtet hatte.
Tatsächlich begannen die Musiker die Orchestersaison auch nicht in Leipzig, sondern schon vor einer Woche mit einem Gastspiel in London. Und kaum war das Eröffnungskonzert gespielt, war für die Musiker schon wieder Koffer packen angesagt. Am Montag setzen die Leipziger ihre Tournee in Luzern fort. Bedeutet: Wer kein Ticket für das gesellschaftliche Happening am Samstag ergattern konnte, muss dem Orchester hinterher reisen oder schweren Herzens auf Beethovens Siebente verzichten.
Die Glücklichen, die eines der gut 1.900 Tickets erstehen konnten, darunter viele geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erlebten einen kraftvollen Beethoven-Abend. Blomstedt erwies sich wie so oft als ausgewiesener Beethoven-Kenner, dessen konservativer Zugriff die Geschmäcker des traditionell konservativen Gewandhaus-Publikums in Wallungen versetzte. Bereits die 2. Leonoren-Ouvertüre, mit der der Ehrendirigent den Abend eröffnete, löste wahre Beifallsstürme aus.
Das 5. Klavierkonzert ist aufgrund seiner sanften Melodik kein Selbstläufer. Dem Werk fehlt im Gegensatz zu den populären Sinfonien der Ohrwurmcharakter. András Schiffs beherztes, zärtlich dahinfließendes Klavierspiel ließ die Herzen der Zuhörer mit zunehmender Dauer höher schlagen. Völlig zu Recht erntete der Pianist nach einer guten Dreiviertelstunde anhaltenden Applaus.
Höhepunkte des Abends war jedoch Beethovens Siebente. Herbert Blomstedt ließ das Gewandhausorchester behutsam dem Fluss der Musik folgen. Der spannungsgeladene zweite und der temporeiche dritte Satz waren zweifelsohne die großen Sternstunden dieses Eröffnungskonzerts. Blomstedt wagte keine Klangexperimente, sondern verließ sich auf die Erhabenheit der Beethoven’schen Melodik, die der charakteristische, dunkle Streicherklang des Orchesters wunderbar untersetzte. Das Publikum spendete dem Altmeister nach über zwei Stunden Musik viele Bravos und Standing Ovations.
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