Das Bachfest 2016 ist eröffnet. In Anwesendheit zahlreicher Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist eines der international bedeutentsten Festivals für Alte Musik in seine diesjährige Auflage gestartet. Unter dem Motto „Geheimnisse der Harmonie“ sind bis zum 19. Juni 115 Veranstaltungen zu erleben.

„Bach zielt auf die Menschen in der Mitte des Lebens“, betonte OBM Burkhard Jung (SPD) in seiner Eröffnungsansprache. Bach sei es in seinen großen Chorwerken stets um die Beziehungen von Gott zu Mensch und von Mensch zu Mensch gegangen. „Musik wird bei ihm zu Sprache und Sprache zu Musik“, so Jung.

John Eliot Gardiner, Präsident des Bach-Archivs und Dirigent von Weltruf, unterstrich die Internationalität von Bachs Werk. „Sein Schaffen erreicht Menschen über Generationen, Grenzen und Kontinente hinweg.“ Gardiner erinnerte an die Odyssee des berühmten Bach-Portraits, das die Stadt Leipzig im vergangenen Jahr von einem amerikanischen Bach-Liebhaber geerbt hatte.

 

OBM Burkhard Jung begrüßte die Bach-Fans aus aller Welt. Foto: Foto: Bachfest Leipzig/Jens Schlüter
OBM Burkhard Jung begrüßte die Bach-Fans aus aller Welt. Foto: Foto: Bachfest Leipzig/Jens Schlüter

Musikalisch richteten sich die Augen der Konzertgäste auf Gotthold Schwarz, der das erste Mal nach seiner Berufung zum Thomaskantor am Pult stand. Die Kantate „O Ewigkeit, du Donnerwort“ bildete den Auftakt für den chorsinfonischen Programmschwerpunkt, der sich in diesem Jahr dem Kantatenjahrgang 1723/24 widmet. Hauptwerk des Abends war jedoch das fragmentarisch erhaltene Reger-Requiem WoO V/9, das anlässlich des 100. Todestags des Leipziger Universitätsmusikdirektors auf den Spielplan gesetzt worden war.

Gewandhausorchester und Thomanerchor musizierten am Freitag gemeinsam in ihrer Leipziger Heimstätte. Foto: Foto: Bachfest Leipzig/Jens Schlüter
Gewandhausorchester und Thomanerchor musizierten am Freitag gemeinsam in ihrer Leipziger Heimstätte. Foto: Bachfest Leipzig/Jens Schlüter

Gewandhausorchester und Thomanerchor wurden bei der Aufführung des Monumentalwerks von dem ThomasSchulChor und dem Leipziger Universitätschor unterstützt. Schwarz kreierte am Pult ein apokalyptisches Klangbild. Die tiefe, dröhnende Orgel, ein permanent aufgewühltes Orchester und ein voluminöser Mammutchor sind die Zutaten für die Aufführung dieser musikalischen Rarität, die im Gedächtnis bleiben wird. Dass der MDR eine Aufnahme produziert hat, wird vor allem Reger-Liebhaber freuen, hält sich die Reger-Pflege doch abseits der großen Jubiläen arg in Grenzen. Solistisch überzeugten Julia Sophie Wagner (Sopran), Elvira Bill (Alt), Martin Petzold (Tenor) und Tobias Berndt (Bass) auf ganzer Linie.

Trevor Pinnock dirigierte am Donnerstag im Gewandhaus Mendelssohns Fassung der Matthäus-Passion Foto: Alexander Böhm
Trevor Pinnock dirigierte am Donnerstag im Gewandhaus Mendelssohns Fassung der Matthäus-Passion. Foto: Alexander Böhm

Schon vor dem offiziellen Eröffnungskonzert war das Gewandhausorchester ins Bachfest 2016 gestartet. Am Donnerstag stand die Matthäus-Passion in der selten gespielten Einrichtung von Felix Mendelssohn Bartholdy auf dem Spielplan. Trevor Pinnock erfand am Pult das Rad nicht neu. Der Altmeister hauchte dem (in dieser Fassung selten gespielten) Werk nach intensivem Quellenstudium unter tatkräftiger Mithilfe der glänzend einstudierten Chöre des MDR und NDR eine Intensität ein, die man in dieser Gestalt nur selten zu hören bekommt. Jeder Ton sitzt, jede Silbe aus dem Mund von Chor und Solisten ist feinstens ausbalanciert und geradezu perfekt akzentuiert. Großartige Gesangssolisten auf allen Positionen rundeten das besondere Bach-Erlebnis ab. Das Publikum klatschte den Mitwirkenden nach über zweieinhalb Stunden zu Recht frenetisch Beifall.

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