Dass das Publikum die Künstler mit Jubelstürmen, Bravos und Standing Ovations feiert, kommt auf dem Feld der bieder-andächtigen Kirchenmusik höchst selten vor. Am Samstag war so ein Moment. Mit dem Solomon’s Knot baroque collective präsentierte das Bachfest die Entdeckung des Festivals.
Kammerchöre und -orchester, die sich der historischen Aufführungspraxis verpflichtet fühlen, gibt es viele auf dieser Welt. Doch selten gelingt es einer Formation, die Zuhörer bei der Interpretation von Bachs ehrwürdigem Magnificat in Es-Dur dergestalt mitzureißen, dass sie in der live gespielten Musik eine innere Offenbarung erleben.
Solomon’s Knot verfügt über das großartige Talent, den Zuhörer mit einer quicklebendigen Performance binnen weniger Takte für sich zu gewinnen und bis zum letzten Ton an die hölzerne Kirchenbank zu fesseln. Wenn die Engländer in flottem Tempo Bach-Kantaten musizieren, kommt wohl niemand auf die Idee, das Kirchenschiff zu verlassen.
Angeleitet von dem Bassisten Jonathan Sells interpretierte das Kollektiv am Samstag in der Nikolaikirche die Bach-Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“. Es folgten die Kantate „Es machet die Tore weit“ von Johann Schelle und abschließend das bekannte Magnificat.
Das Ensemble sorgte dabei mit einem durchfließenden, temporeichen Spiel, in dem Sänger und Instrumentalisten eine harmonische Einheit bildeten, für ein durchweg rundes, ganzheitliches und mitunter ungewohnt authentisches Hörerlebnis. Die Sänger trugen Chor- und Soli-Partien durchweg auswendig vor. Dabei standen sie – ganz der barocken Aufführungspraxis verpflichtet – ungewohnterweise vor den Musikern.
Die acht Gesangsprofis bilden einen stimmlich durchdringenden, intensiven Chor, überzeugen aber zudem durchweg in den anspruchsvollen Solopartien. Besonders hervorzuheben ist hier Ensembleleiter Jonathan Sells, dessen warmer Bass eine beruhigende, tröstende Wärme auszustrahlen mag. Stark auch Clare Lloyd-Griffiths. Die Sopranistin transportiert die Message, die hinter den geistlichen Versen Bachs steckt, mit ihrer betörenden Stimme in die hintersten Winkel jeder Kirche.
Die Beifallsstürme nach gut zwei Stunden Musik lassen erwarten, dass das Solomon’s Knot baroque collective nicht zum letzten Mal in Leipzig zu Gast gewesen ist.
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