Spätestens seit der US-amerikanische Musiker Ryan Adams vor über zehn Jahren damit begann, Country und Folk für die Popwelt salonfähig zu machen, ist das Image vom Glitter-Cowboy mit der federgeschmückten Gitarre wohl Geschichte. Country scheint wieder cool zu sein, obwohl Barden wie Bob Dylan und J.J. Cale in den Siebzigern einiges zur Aufwertung der doch als reaktionär und hinterwäldlerisch anmutenden US-Kitsch Musiksparte beitrugen. Austin Lucas will offenbar in ihre Fußstapfen treten.
Niemand hat je behauptet, dass Country-Musik für Hinterwäldler sein muss. Stars wie J.J. Cale und Bob Dylan bewiesen eindringlich, dass mit Country- und Americana-Sounds mehr geht als den wilden Stampf in der Tenne zu zelebrieren. US-Star Ryan Adams trug ebenfalls maßgeblich zum neuen Boom der Country- und Folkszene bei. Da kann man auch mal vom wilden Punkrock abfallen und leisere Töne anschlagen. Schwergewichtige Recken wie Steve von Till und Scott Kelly haben in der Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen, dass das Umschwenken von ganz harten Sounds hin zu den abgespeckten Tönen möglich ist. Als Austin Lucas begann, über den Nachfolger seines 2013 so hochgelobten Albums „Stay Reckless“ nachzudenken, hatte er so einiges vor.
Der Troubadour aus Indiana wollte etwas schaffen, das sich nicht nur von seiner eigenen Arbeit, sondern auch vom gesamten Bereich der Country- und Americana-Musik unterscheidet. Sein neues Album „Between The Moon And The Midwest“ verbindet nun traditionelle Country-Sounds mit scharfen, impulsiv erzählten Geschichten in einem Albumkonzept, das so sehr gut aufgeht.
Austin Lucas, geboren und aufgewachsen in einer Folk-Familie in den Hinterwäldern von Monroe County, Indiana, lernte Singen noch vor dem Sprechen. In den Sommermonaten reiste die Familie mit Vater Robert Lucas von einem Folk-Festival zum nächsten.
Polarisiert Lucas allein schon mit seinen Tattoos und seiner Punkrock-Herkunft, ebnete ihm doch sein Grammy dotierter Vater Bob Lucas die Welt des Folk und Americana.
2006 erschien das Countrydebüt des seit 1997 als Punkrocker aktiven Sängers. Das wilde Image hat er inzwischen abgelegt. Stattdessen dringt er unaufhörlich zu den Gefühlen vor, scheint im Country und Folk die richtige Sprache für seine Gedanken gefunden zu haben.
Derzeit befindet sich der Folk-Haudegen mit dem Rocker-Outfit auf Konzertreise. Sie führt ihn Anfang März auch nach Leipzig. Wer denkt, er verwandele das WERK 2 in einen Westernsaloon, der muss sich wohl vom Gegenteil überzeugen lassen. “Between The Moon And The Midwest” heißt seine neue Verbeugung an den klassischen US-Folk/Country, die am 19. Februar weltweit erschienen ist und sich im wesentlichen von dem süßlichen Liebesschmerzraunen eines William Fitzsimmons unterscheidet, ja sogar abhebt. Vom Country-Sound von „Unbroken Hearts“ dem ansteckenden „Ain’t We Free“ bis zu den bedrückenden Wahrheiten in „Wrong Side of the Dream“ und „The Flame“ kommt Lucas neues Album gleichzeitig zeitlos, kraftvoll und modern daher. Angekurbelt von Gästen wie John Moreland, Lydia Loveless und Cory Branan könnte Lucas sich auf seinem bisherigen Höhepunkt befinden. Man darf gespannt sein, was in der Zukunft von dem Ausnahmemusiker und Songschreiber kommen wird. Folkmusiker Adam Faucett begleitet den Americana-Barden bei seiner aktuellen Europatournee.
Wer: Austin Lucas und Adam Faucett
Wo: WERK 2 Halle D
Wann: 9. März 2016, Einlass: 19:30 Uhr, Beginn: 20:30 Uhr
Eintritt: VVK: 14,20 €
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