Es ist selten, wenn eine lebenbegleitende Band 30 Jahre alt wird und man dem Sänger immer noch ganz normal beim Bierchen begegnen kann. Oder beim Schnaps. Oder Wein. Tanner traf Makarios, den Sänger von Die Art, im Café Westen. Und ein Gespräch entstand.
Hallo Makarios. Du als Frontmann der legendären DIE ART weißt ja am besten, was grad angesagt ist und gibst uns bestimmt Antwort. Das Schiff feiert 20-jähriges Jubiläum – wie begeht ihr denn diesen Termin?
Unser freundlicher Vinylpartner, das mindestens ebenso legendäre Major Label, bringt eine Jubiläumsedition von dem Album raus. Plus Bonustracks und extra Artwork. Einen Feiertag machen wir allerdings nicht daraus, der wäre auch schon vorbei gewesen.
Wann kann man Euch denn dann in Leipzig sehen und hören? Es geht doch bestimmt wieder in die Moritzbastei – oder?
Ja, die MB, traditionell am Abend vor dem Buß- und Bettag. Genau, morgen am 17.11.15.
Die Art legt ja auch demnächst – wenn ich richtig informiert bin – einen Seven Inch Club auf. Was ist das denn? Und wie soll das funktionieren?
Also wir legen keinen Club auf, nein wir bringen Seven Inches in loser Folge und geringer Stückzahl raus. Damit unsere eisernen Fans und die dazugehörigen Sammler immer jede Ausgabe auch garantiert bekommen, ist es sinnvoll, sich in unsere, nun ja, clubartige Liste einzutragen. Denn wenn alle “Listenplätze” belegt sind, also so viele “Members” eingetragen sind, wie es Singles gibt, sind dann die Ausgaben auch gleich vom Markt verschwunden. Und weil die Singles so “rar” sind, gibt es leider auch keine Promoexemplare.
Du kannst das aber gerne in anderer Form bekommen, damit Du auch über die Musik schreiben kannst. Die erste Seven Inch heißt Automat und hat mit dem Titelsong auch einen echt ur-ARTigen Kracher zu bieten. Dazu sei noch zu sagen, jede Ausgabe wird mehr oder weniger opulent gestaltet und verpackt, es ist also ein Gesamtkunstwerk. In Zeiten, da Musik immer beliebiger wird, wollen wir dem etwas Haptisches entgegensetzen.
20 Jahre DAS SCHIFF fällt mit 30 Jahre DIE ART zusammen. Irrsinn! Ihr begleitet mein Leben jetzt wirklich schon dreißig Jahre. Uff! Hättest Du damals je daran geglaubt, im lebensprallen Alter immer noch düsteren Postpunk zu machen? War der Weg vorgezeichnet?
Nein, weder dass wir 30 Jahre Bandgeschichte schaffen, noch dass ich das gewollt habe. Die Art war ja 2001 vorbei und so dachte ich das auch und so war es auch gemeint. Dass es anders kam, lag an meinen Mitmusikern, die mit “sanftem Druck” den Rücktritt vom Rücktritt erzwungen haben. Offenbar hatten sie gute Gründe. Aber so derart düster, wie es immer gesagt wird, sind wir ja gar nicht.
Ich lebe auch meine undüstere Seite sehr gern bei meiner Zweitband The Russian Doctors aus. Mit seiner Musik ein Publikum zu erreichen, ist letztendlich immer ein Geschenk, das bekommt man ungefragt oder eben nicht. Vorgezeichnet ist, glaube ich, keine Musikerkarriere.
Ihr habt ein völlig wiedererkennbares Design rund um die Band DIE ART geschaffen – wie muss man sich da den Prozess vorstellen? Wer ist da mitverantwortlich?
Unsere “Flügelfrau” und als Gegenpol unser “Flügelmann” wurden im Original von meinem langjährigen Freund René Pfeiffer geschaffen. Leider hat er nicht mehr miterleben können, dass daraus die Die Art – Logos wurden, denn vor genau 10 Jahren ist er verstorben. Als es 2007 Die Art wieder gab, hat unser damaliger Grafiker Thomas Bartsch aus den Figuren dann das jetzige Design gezaubert. Das hält so ein bisschen die Erinnerung an einen wirklich begnadeten Zeichner wach, der von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde.
Danke, lieber Makarios. Ich freue mich auf Kommendes.
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