Tanner geht gern auf der Karl-Heine-Straße zu Mittag essen und trifft dabei natürlich Menschen. So auch Raik Hessel, der ihm dann auch sofort eine CD in die Hände platzierte, die sich der Tanner dann durchhörte. Kurz darauf erfuhr er, dass gerade diese CD für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert wurde. Grund für Fragen? Natürlich!
Guten Tag Raik Hessel. Du bist Ideengeber und Stimme der Leipziger Kapelle tempi passati. Was bedeutet das denn eigentlich? Hat das was mit dem Automobil Passat zu tun?
Hallo Volly. Tempi passati heißt, wörtlich aus dem Italienischen übersetzt, “vergangene Zeiten”, ist aber auch eine Redewendung, welche besagt “früher war alles besser”. Aber nix Oldieband! Mit genau diesen Worten beginnt der Opener “Früher” unseres ersten Albums “weit draußen” aus dem Jahr 2011. Und diese Aussage, früher war alles besser, stellt der Song dann in Frage: “… & wenn Du Zeit hast und lang genug wartest, bleibt von jedem Dreck ein guter Rest.” Wir fanden das gut und sind so auf den Bandnamen gekommen. Ganz einfach.
Euer neues Album “14 Manöver des letzten Augenblicks” ist gerade für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert worden. Das ist ja schon mal ein dickes Ausrufezeichen wert! Wie groß malst Du Dir die Chance auf den Sieg aus? Und ist der Sieg überhaupt wichtig?
Wir freuen uns natürlich sehr über die Nominierung. Wie die Chancen stehen, weiß ich nicht. Ich hoffe natürlich, dass es klappt, aber die “Mitbewerber” sind ja auch nicht ohne! Wecker, Wenzel … Die Nominierung bringt schon mal mehr Aufmerksamkeit. Auch überregional. Und das ist gut.
Du zeichnest für Text und Musik aller Songs auf dem Album verantwortlich. Da freut sich Deine GEMAabrechnung, denke ich mal. Wie muss ich mir denn den Entstehungsprozess vorstellen? So ganz alleine ohne Freunde auf einer einsamen Insel mitten in der Uckermark?
Ich schreibe die Stücke und bringe der Band meist fertige Demos. Natürlich bringt die Band noch ihre Handschrift mit ein, aber Stücke im Proberaum zu erarbeiten, findet so bei uns nicht statt. Oft liegen die musikalischen Anfänge der Songs recht lange zurück. Es gibt immer viel Angefangenes. Und irgendwann kommt ein neuer Input, eine Idee zu Text oder Musik, und es wird wieder daran gearbeitet. Und dann muss es einfach mal fertig werden. Wird es dann manchmal auch. Und manchmal auch nicht. Textlich arbeite ich oft beim Radfahren daran. Macht sich gut.
Textlich ist eine leichte Sattheit vom Stadtleben zu hören, auch eine gewisse Selbstbespiegelung und Bearbeitung eigener Sichten. Der Fokus liegt auf Dir. Der Song “Tabu” jedoch geht mehr nach außen. Bist Du politisch in Deiner Arbeit? Was ist Dein philosophischer Ansatz?
Ich kann die Inhalte der Texte nicht so trennen. Es geht natürlich um mich und meine Wahrnehmung der Umwelt. Aber wenn sich Dinge um mich bewegen, betrifft mich das doch. Mich und meine Familie, meine Freunde. Viele Entwicklungen machen mir Angst und mich wütend. Umweltthemen, Ungerechtigkeit, Wachstumsirrsinn und so weiter. Themen zu finden ist wirklich kein Problem. Gute Songs daraus zu machen, für mich, schon. Wir machen, meiner Ansicht nach, durchaus Popmusik und ich möchte auch gut unterhalten. Es soll Spaß machen. Und das aber möglichst nicht mit belanglosen Texten. Ich denke, die Texte sind durchaus auch politisch. Kurz zu deiner Frage: Ja.
Wer macht denn eigentlich außer Dir noch bei tempi passati mit? Und was sind das für Leute? Kannst Du mal bitte Deine Hintermänner vorstellen?
Es sind nette und gute Leute. Andre Heyer am Bass, Andy Schneider am Schlagzeug, Christoph Bley an der Gitarre und Johannes Uhlmann am Akkordeon. Auf den Scheiben spielen noch sehr viele Gäste mit. Zum Beispiel Hannes Scheffler, Peter Bauer, Peter Kunsch, Diana Labrenz und viele mehr. Durch deren Mitarbeit entstehen viele neue Farben auf dem Album. Live spielen wir die Sachen aber meist ohne fremde Unterstützung und das funktioniert sehr gut.
Und wie ist’s mit der Tourerei? Wann gibt es Euch wieder livehaftig in Leipzig und Umgebung?
Der nächste Auftritt in Leipzig wird am 31. Oktober zum 25-jährigen Liedertour-Jubiläum im Centralpalast Stötteritz, Lange Reihe 6., stattfinden. Ansonsten sind wir im Land unterwegs. Die Termine findet man neben Videos, Fotos, Hörproben und manch anderem auf unser Seite http://www.tempi-passati.com
Danke Raik und weiterhin viel Musik unterm Bretterboden.
Danke für Dein Interesse und auch Dir alles Gute.
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