Zum Auftakt der Mendelssohn-Festtage hatte das Gewandhaus am Donnerstag und Freitag mit dem Franzosen Louis Langrée einen ausgewiesenen Mozart-Experten ins Große Concert eingeladen. Auf dem Programm standen zwei selten gespielte Werke des Salzburger Wunderknaben und Mendelssohns 1. Klavierkonzert.
Mozarts Schauspielmusik zu Tobias Philipp Freiherr von Geblers heroischem Drama “Thamos, König von Ägypten” ist wie das zugrunde liegende Werk vollends in Vergessenheit geraten. Keiner der Konzertbesucher des Abonnement-Konzerts am Freitag hatte die Musik mit dem Gewandhausorchester zu Lebzeiten schon einmal gehört. Die letzte Aufführung, eine Parodie, datiert auf das Jahr 1837. Langrée dirigierte nicht das komplette Werk, sondern beließ es bei vier Zwischenaktmusiken. Der Klang fällt betont formalistisch aus. Das Orchester ist streicherlastig besetzt. Typisch für Mozart. Die Zuhörer sind angetan.
Für den Solistenpart in Mendelssohns Klavierkonzert verpflichtete das Gewandhaus Bertrand Chamayou. Der Solist spielte ab dem ersten Takt wie entfesselt. Langrée entlockte dem Orchester, speziell den Streichern, dramatisch anmutende, bisweilen arg finstere Klangfarben. Ein aufregender Kontrast zur sanftmütigen, verträumten Klavierpartie, die Chamayou par excellence zum Besten gab.
Nach Blumenstrauß, Zugabe und Sekt-Pause betrat der GewandhausChor die Bühne. Die selten gespielte Mozart-Kantate “Davide Penitente” (im Gewandhaus zuletzt 2009) wurde unter Langrées Leitung für die Zuhörer zu einem spirituellen Erlebnis. “Singen wir, singen wir, singen wir Ehre und Lob” schmetterte der Chor in Mozart’schem Italienisch durch den Saal. Schloss man die Augen, hatte man angesichts der sakralen, geheimnisumwitternden Klänge keinerlei Mühen, sich gedanklich in eine alte römische Basilika zu versetzen.
Der Dirigent gab dem Chor am Pult das nötige Rüstzeug, um den Großen Saal mit Mozarts sendungsbewusster Botschaft für sich zu vereinnahmen. Auch solistisch war die Aufführung hochkarätig besetzt. Simona Saturová meisterte die Sopran-Partie mit trockenem, nüchternem Ausdrucksvermögen. Mezzosopranistin Ann Hallenberg sang mit anklagendem Duktus. Tenor Andrew Staples überzeugte auf ganzer Linie. Das sichtlich bewegte Publikum spendete den Mitwirkenden nach den rund 45 Minuten Musik anhaltenden Applaus.
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