Auf Einladung des Geyserhaus e.V. spielte die Alin Coen Band am Freitagabend das Abschlusskonzert der „Alles was ich hab'“-Tour, die im Frühjahr auch nach Italien geführt hatte. Über 1.000 Zuschauer erlebten eine, wie immer spielfreudige Alin Coen, die trotz Erkältung bewundernswert sauber sang. Nur in den oft heiteren Ansagen war ein leichtes Kratzen in der Stimme zu hören. Sorgten die ernsteren Stücke des ersten Konzertteils noch dafür, dass die Besucher sitzen blieben, hielt es spätestens beim Titelsong der Tour niemand mehr auf den Plätzen.

Alin Coen machte den ganzen Abend lang nicht den Eindruck, als käme sie während des angestrebten Masterstudiums für zwei Jahre mehrheitlich ohne die Bühne aus. Begeisterung äußerte sie über einen kürzlich gesichteten Eisvogel: „Ich war im Floßgraben paddeln und zwei Paddlerinnen kamen entgegen. ´Habt ihr denn den Eisvogel gesehen?` habe ich gefragt“. „Nein, aber wir haben schon recht oft einen gesehen“, kam die nüchterne Antwort. „Bis dahin dachte ich, einen Eisvogel zu sehen, wäre ein richtig krasses Ding.“

Jene Begeisterung dieses Moments war der Sängerin mit Leipziger Wohnsitz auch während jedes einzelnen Stücks anzumerken. Selbst bei den ernsten Stücken stahl sich das vielleicht nicht immer bewusste Grinsen in ihr Gesicht, das Menschen befällt, die gerade völlig in ihrem Element sind. Aus dieser Grundstimmung heraus erfolgten auch die gesellschaftskritischen Ansagen zu den Songs „Disconnected“ und „Rifles“ nicht mit erhobenem Zeigefinger. „Es gibt wunderschöne Kleidung, aber die Bedingungen unter denen unsere Klamotten hergestellt werden, sind für die beteiligten Menschen oft gar nicht schön. Ich habe ´Disconnected` geschrieben, damit wir uns ein Stück darüber bewusst werden.“ Es blieb jedem selbst überlassen mit dieser Aussage etwas anzufangen, wirkungsvoller als eine Handlungsvorschrift war die Ansage so allemal.

Freude am Musikmachen ist Alin Coen immer anzumerken
Freude am Musikmachen ist Alin Coen immer anzumerken Foto: Sebastian Beyer

Überhaupt lohnt es nicht nur musikalisch der Band einen Besuch abzustatten, sondern auch wegen der lustigen Anekdoten. „Habt ihr auch schon mal bemerkt, dass die Flüsse nach Waschmittel riechen? Kann mir einer von euch sagen, ob sich auch Waschmittel im Wasser nachweisen lässt? Mich interessiert das total, ich bin immer neugierig“, war eine weitere. Über die Facebook-Präsenz meldete sich inzwischen ein Fan, der in der Frage weiterhelfen möchte.

Das eigentlich Faszinierende ist aber, zu beobachten und zu merken, dass die Musik auf einer sehr persönlichen Ebene anspricht. Die klugen Texte scheinen für jeden eigens erdichtet, sich der Identifikation zu entziehen ist bei Titeln wie „Festhalten“ oder „Das letzte Lied“ kaum möglich. Da es so wirkte als würde auch Alin Coen sich der Zuneigung ihres Publikums nicht entziehen können, ist das Studium mit Sicherheit nur eine Pause, keinesfalls eine Abkehr von der Bühne. Die Fans jedenfalls, für die sich die Sängerin im Anschluss an die Zugaben noch Zeit nahm, werden zweifellos warten.

Mit Jazzgitarre, Westerngitarre und Synthesizer überzeugt Alin Coen auch bei Solostücken Foto: Sebastian Beyer
Mit Jazzgitarre, Westerngitarre und Synthesizer überzeugt Alin Coen auch bei Solostücken Foto: Sebastian Beyer

 

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