Da scharwenzelte der Tanner mit seinem Töchterlein die Straßen im Süden der Stadt entlang und hörte auf - oder besser gesagt: er horchte auf. Faszinierender Gesang, entspanntes jazziges Liedgut und viele Instrumente vor deren Gebrauch Tanner höchsten Respekt hat. Dazu eine beeindruckende Sängerin und Instrumentalistin, die Jenny - und schon war der Drang sie zu interviewen geboren.
Hallo Jenny Andratschke. Ich sah Dich beim Karli.Beben zusammen mit Mathias Marschner an den Tasten, an den Klangstöckchen und an der Quetsche. Und immer richtig gut! Hut ab. Seit wann und warum bist Du denn so breit musikalisch aufgestellt?
Ich verbeuge mich! Mit Akkordeon fing der ganze Wahnsinn an, als ich noch ganz klein war. Dann habe ich mir die Tasten einfach waagerecht hingestellt. Klavier und Vibraphon folgten dank Mathias. Ich probiere gern viel aus und es macht einfach Spaß, mehreres zu spielen. Genau wie beim Musikstil. Da lege ich mich auch selten fest und spiele von Blues über Jazz und Pop/Rock bis hin zum Latein alles. Mir ist die Vielfalt wichtig, die auch bis jetzt beim Zuhörer gut angekommen ist.
Unter dem Namen Jenny A./FALL FOR YAA gibt es auch Lieder von Dir auf Soundcloud. Feinster jazziger Blues. Ich bin sehr begeistert, vor allem da Du die deutsche Sprache nutzt. Machst Du die Texte selbst (Wie Vögel ziehen! ist richtigrichtig gut)? Und die Komps? Und das Produzieren? Erzähl mal bitte …
FALL FOR YAA ist mein erstes im Studio produziertes Album und jetzt auch endlich fertig. Texte und Musik schreibe ich selbst. Inspiration und Ideenfluss waren bei mir noch nie Mangelerscheinungen und so fällt mir das nicht weiter schwer, Lieder zu komponieren. Manchmal entsteht ein Lied in wenigen Minuten, z. B. “Wie Vögel ziehen”, wenn man in Stimmung ist. Nur mit den Sprachen kann ich mich manchmal schwer festlegen, es schwankt meistens zwischen Englisch und Deutsch, möchte mich aber auch mehr an Französisch versuchen. Diese Entscheidung mache ich aber meist abhängig vom Klang und Stil.
Vor dem Album hab ich meine Lieder zum Probehören immer bei Mathias im Musikatelier aufgenommen, aber ich habe wirklich keine Ahnung vom Abmischen und dementsprechend klang das auch. Eine Fähigkeit, die ich unbedingt noch optimieren, oder erst einmal erlernen möchte.
Du gehst noch zur Schule? Ich las, das Werner Heisenberg Gym ist noch bis 2016 Deine Anstalt. Was hast Du denn danach vor? Gibt es Träume?
Genau, nächstes Jahr bin ich dann hoffentlich mit dem Abi entlohnt. Ich denke, Träume gibt es doch immer. Vielleicht sogar als Grundvoraussetzung, Neues zu lernen, Neues zu erfahren und ganz tief jetzt: seine eigenen Grenzen zu überschreiten.
Nein, aber ich möchte nach dem Abi erst einmal raus nach Kanada für ein halbes Jahr. Einfach Musik machen, reisen, verschiedene Städte und Landschaften wiedersehen und ganz viel mitnehmen. Erlebnisse hatten bis jetzt immer Auswirkungen auf meinen Stil vom Komponieren und auf diese Veränderung bin ich gespannt.
Danach möchte ich an der HMT Mendelssohn Bartholdy hier in Leipzig Jazz und Pädagogik studieren. Ich freue mich total auf dieses Musikstudentenleben auf der Karli.
Im Netz gibt es auch Fotos mit Dir drauf. Eine der Rubriken heißt da “Erstversuche” im Modeln – das impliziert ja, dass Du da weitergehen möchtest. Erzähl mal wie weit Du da bist. Modeln kann ja auch ein ganzes Leben ausfüllen …
… das kann schon sein, aber ich sag mal nein. Ich lass mich gern fotografieren, aber mehr so nebenbei. Zum Beispiel für das CD-Cover oder einfach mit Freunden, bei gutem Licht. Und es fehlt mir auch deutlich an Zeit, meinen Körper so gut in Schuss zu halten, wie das in dem Business verlangt ist. Obwohl ich jeden bewundere, der das hart durchzieht und Erfolg hat. Da halte ich mir doch eher die Linse vor das Auge und fotografiere selbst.
Nun gibt es ja Dein erstes Album. Sind die Talentescouts schon auf Dich aufmerksam geworden?
Mein erstes Album ist bei mir jetzt ganz privat erhältlich und ich werde mich erst einmal herantasten, wie das läuft. Wenn sich was ergibt, bin ich natürlich nicht abgeneigt, aber es kommt ja doch alles anders, als man denkt. Ich lass mich gern überraschen.
Und neben Schule, Musik und Fotografieren – was macht die Jenny noch so? Schwimmen, tanzen, spargelschälen?
Gar nicht schlecht geraten! Wasser ist mein Element, aber eher das Meer. Tanzen geht auch gut, ich bin vor allem ein Fan von Latein. Diese Rhythmik und die krassen Impros, da kann man doch nicht still rumstehen. Ich finde sowieso, wenn man Musik macht und eine halbwegs gute Körperspannung hat, sollte man keinen Salsakurs auslassen. Das macht sich unglaublich bezahlt bei Auftritten. Man steht am Mikrofon ganz anders da und vermittelt auch ganz anders das Gefühl und die Freude an der Musik. Kann ich zumindest aus eigener Erfahrung bestätigen.
Ich schäle meinen Spargel doch nicht mehr selbst. Nein, kochen ist auch ziemlich mein Ding, ich probiere gern aus, und das geht auch fast immer bei anderen auf einen leeren Teller hinaus.
Mathias sagte mal: “Musizieren ist wie kochen.” Das finde ich echt genial. Entweder man kocht streng nach Rezept und spielt nach Noten oder man bringt seine eigene Gewürznote mit ein und improvisiert. Das macht einen Künstler nun mal interessant und einzigartig.
Gibt es denn schon Termine für die nächsten Auftritte? Und wenn ja welche?
Mathias und ich spielten letzten Samstag in Thalheim im Erzgebirge. Sonst läuft eher alles spontan ab. Das ist der Zeit geschuldet, aber auf der Karli hört man mich sonst auch öfters im Sommer. Und dort, wohin ich eingeladen werde.
Danke, Jenny. Ich denke, von Dir wird noch viel zu hören sein.
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