Juan de la Rubia zählt zu den gefragtesten Organisten Europas. Der Spanier ist Organist der im Bau befindlichen Basilika Sagrada Familia, die Barcelonas neues Wahrzeichen werden soll. In Leipzig spielte der Kirchenmusiker Werke von Wagner, Vivancos und Duruflé.
Wagner und Orgel? Passt auf den ersten Blick nicht zusammen. In der Tat hat der Opernkomponist und Festspielgründer kein einziges Werk für die Königin der Instrumente komponiert. Allerdings sind seine Ouvertüren vielfach für Pfeifenorgeln transkribiert worden. Juan de la Rubia hat sich persönlich dreier bekannter Opernnummern angenommen, die er auf der Schuke-Orgel des Gewandhauses zum Besten gibt.
In der Tannhäuser-Ouvertüre verzichtet der Spanier auf jeglichen Kitsch. Reduziert auf das Wesentliche klingt das Vorspiel zum ersten Aufzug besonders erhaben. Rubia bedient auch die tieferen Register. Seine Interpretation hört sich abstrakt an, taktweise zu abstrakt. Geradezu fließend ertönt dagegen der Einzug Parsifals in die Gralsburg. “Nun achte wohl und lass mich seh’n” mit dem anschließenden Ritter-Chor entfaltet schon bei Wagner eine ungeheure sakrale Wucht, die Rubia mit Kusshand in seiner Transkription aufsaugt und in den weitläufigen Großen Saal absorbiert.
Die Zuhörer beklatschen die mutige, selbstbewusste Wagner-Interpretation, um sich anschließend von Rubias Interpretation des Einzugs der Götter in Walhall einlullen zu lassen. Der Spanier übersetzt Wagners Nihilismus musikalisch in einen dumpf-summenden und taktweise flatternden Bassteppich, der ins Pathetische, ins Hymnenhafte zerfließt. Der Gesang der Rheintöchter erschallt lieblich-zart.
Im zweiten Konzertteil spielt Rubia Orgelliteratur des 20. Jahrhunderts. Bernat Vivancos’ “Improvisation I” ist ein grotesk klingendes, kurzes Stück mit Anklängen an Zwölftonmusik und Polyrhtymik, das die Virtuosität des Organisten fordert. Musikalisch vollkommener wirkt Maurice Duruflés Suite op. 5. Drei Sätze, die von Rubia Fingerfertigkeit und den souveränen Umgang mit dem Pedal verlangen. Das Werk beginnt düster, um in hellen Klangfarben aufzugehen. Ein passender Abschluss für einen gehaltvollen Orgelabend.
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