Für viele Bach-Fans gehören diese Konzerte zu den Jahreshighlights. An drei Tagen im Dezember lassen Gewandhausorchester und Thomaner das "Weihnachtsoratorium" erklingen. Die Tickets sind hochpreisig, die Konzerte stets ausverkauft. Der Besuch lohnt sich.
Kein Konzertsaal der Welt kann mit dem unverwechselbaren Charme von Bachs früherer Wirkungsstätte Schritt halten. Die Karten für das “Weihnachtsoratorium” verkaufen sich Jahr für Jahr wie warme Semmeln. Wenn der Bach-Klassiker unter Leitung des Thomaskantors unter Mitwirkung von Gewandhausorchester und Thomanerchor gespielt wird, nehmen Klassik-Liebhaber bisweilen weite Anreisen in Kauf. So ließ etwa ein Schweizer Reiseveranstalter am vergangenen Wochenende gleich drei Busse gen Sachsen aufbrechen.
Die Akustik ist in der Thomaskirche freilich nicht die Beste, doch sobald der Eröffnungschor erklingt, weht ein Hauch Musikgeschichte durch das Kirchenschiff. Immerhin handelt es sich um einen der Orte, an denen Johann Sebastian Bach das Oratorium an den Weihnachtsfeiertagen 1733/34 zur Uraufführung brachte.
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In den Thomaner-Konzerten werden traditionell die Kantaten I – III und VI aufgeführt. Billers musikalische Interpretation lässt in Klangfarben, Betonung und Tempo Anleihen an die legendäre Wiener Aufnahme unter Leitung von Nikolaus Hanoncourt erkennen. Ein zeitloser Klassiker, den Bach-Begeisterte lieben, der zum Genießen und Träumen einlädt. Nicht wenige Zuhörer schließen zumindest taktweise die Augen, um die festliche Musik auf sich wirken zu lassen.
Chöre und Choräle klingen Dank der kindlich angehauchten Klangfarben der Thomaner erfrischend lebendig. Unter den Solisten sticht besonders Sophie Harmsen hervor, deren wandlungsfähiger Alt sich auch in den hohen Tonlagen selbstsicher durch Arien und Rezitative arbeitet.
Das anspruchsvolle Engel-Rezitativ in der zweiten Kantate wird souverän von einem jungen Thomaner vorgetragen. Johanette Zomer darf ihren facettenreichen Sopran deshalb erst in der sechsten Kantate temperamentvoll zur Geltung bringen. Tobias Berndts dunkler Bass gefällt ebenso wie die beiden Tenöre Tilman Lichdi (Evangelist) und Patrick Grahl (Arien). Das Publikum ist von der Darbietung sichtlich angetan und spendet den Künstlern minutenlang stehend Ovationen.
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