Wenn in der Leipziger Oper kiloweise Kunstschnee vom Bühnendach rieselt, steht "La Boheme" auf dem Spielplan. Peter Konwitschnys Version des Klassikers feierte bereits vor 23 Jahren Premiere, doch die märchenhafte Bildsprache begeistert das Publikum nach wie vor. Vergangenen Freitag fand die diesjährige Wiederaufnahme statt.

Peter Konwitschny begreift Puccinis Oper als düsteres Märchen für ein erwachsenes Publikum. Weihnachtsmänner, Schneefall, ein riesiger Nussknacker, die Seiltänzerin im weißen Ballerina-Kleid und natürlich die große leuchtende Schneeflocke im zweiten Bild. Der Regisseur transportiert den Zuschauer in ein romantisch anmutendes Winterwunderland. Doch die Liebe zwischen Dichter Rodolfo und dessen Nachbarin Mimi kennt bekanntlich kein Happy End.

Als der Abend am 15. Dezember 1991 Premiere feierte, drückte Dirigent Christoph Gedschold noch die Schulbank. In dieser Spielzeit steht der gebürtige Magdeburger, der seit 2009 als 1. Kapellmeister am Staatstheater Karlsruhe beschäftigt ist, bei allen drei Aufführungen von “La Boheme” am Pult des Gewandhausorchesters. Unter Gedscholds Leitung gelangen die stimmlichen Qualitäten der Mitwirkenden voll und ganz zur Geltung. Der Maestro erzeugt ein Klangbild, das in der Vertikalen wunderbar harmoniert. Kein Sänger wird vom Orchester übertönt oder gar niedergespielt.

Der Südkoreaner Kyungho Kim, der in dieser Saison auch in “Nabucco” zu hören ist, gibt einen rührseligen Rodolfo. Der Heldentenor gefällt, weil er das fortwährende Leiden seiner Figur selbstsicher in den gesanglichen Vortrag zu implementieren weiß. Marcin Bronikowki kennt das Leipziger Opernpublikum aus der vorangegangenen Spielzeit, in der der Bariton sowohl in “La Boheme” als auch in “La Traviata” mitwirkte. Leider wirkt sein Marcello steif bis festgefroren.

In den großen weiblichen Partien überzeugen Ensemble-Mitglieder. Marika Schönberg gibt mit ihrem lyrischen Sopran im schneeweißen Kleid eine betörend unschuldige Mimi. Olena Tokar legt ihre Musetta episch an. Beide dürfen sich beim Schlussapplaus über Blumen freuen.

Nächste Termine: 25.12.14, 27.02.15

www.oper-leipzig.de

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