Für das Album "zeitlos" von Peter "Cäsar" Gläser durfte Volly Tanner damals ein Lied schreiben und traf während der Entstehung auf einen entspannten, wundervollen Menschen - Cäsar eben, der mit Karussell, Renft und eigenen nach ihm benannten Bands Musikgeschichte schrieb. Nun ist Cäsar schon eine Weile nicht mehr auf diesem Planeten - aber sein Umfeld hält seine Ideen und Träume weiterhin wach. Tanner traf deshalb auf Simone Dake - die Veranstalterin von "Cäsar - Semper Fidelis III" und quetschte etwas an ihr herum.

Hallo Simone. Schön Dich mal wieder interviewen zu dürfen. Am 30.03.2014 gibt es während der Geraer Songtage das Cäsar-Semper Fidelis III. Ich weiß ja um was es geht – aber die meisten hier in Leipzig nicht – kannst Du es den Leuten etwas schmackhaft machen?

Gern. Nach den beiden unvergessenen Konzerten zu Cäsars 60ten im Januar 2009 und ein Jahr später im Leipziger Anker, haben wir der Veranstaltung “Cäsar-Semper Fidelis” ein neues Kleid verpasst. Jeweils wechselnde Gäste und Mitwirkende werden Geschichten über ihn, seine Kollegen, über die Zeit und von sich erzählen, seine und eigene Lieder spielen, neu interpretieren. Noch nie gezeigte Interview- und Konzertausschnitte runden die Abende ab. Also: Musik und Geschichten auf Zeitreise.

Ich glaube, wir haben ein interessantes Konzept entwickelt und eine der Situation entsprechende Veranstaltungsform gefunden, das künstlerische Schaffen nicht nur digital zu archivieren und nostalgisch zu betrachten, sondern mit Hilfe von Wegbegleitern, Freunden, Kollegen auch live für Interessierte und nachfolgende Generationen greifbar zu machen. Wir freuen uns dabei sehr auf die Unterstützung der treuen Fangemeinde. Denn diese wertvolle Basis ist für uns Kraft und Motivation, auch über Cäsars und den Tod einiger seiner Kollegen hinaus sich weiterhin für diese Szene zu engagieren.

Mit solchen Großhelden wie Edo Zanki und Felix Meyer – aber auch Wegbegleitern wie Arno Köster oder Gerhard Pötzsch habt Ihr ja ein wirklich einmaliges Line Up. Wieso gibt es den Abend aber in Gera? Cäsars Homebase war doch Leipzig – und Berlin – aber Gera?? Erzähl mal bitte was den Grande Gitarrero mit Gera verband.

Oh ja. Wir freuen uns am 30. März sehr auf Edo Zanki, dem Godfather of German Soul, Felix Meyer, einer der vielversprechenden Singer/Songwriter unseres Landes, Gerhard Pötzsch, u.a. Co-Autor der Cäsar Biografie “Wer die Rose ehrt”, und Ulrich Doberenz, Cäsars ehemaligen Labelchef. Die Moderation an diesem Abend übernimmt Arno Köster, Redaktionsleiter des digitalen Cäsar Archivs, PR Berater u.a. der Udo Lindenberg Stiftung und ein langjähriger enger Freund.

Warum diese Veranstaltung in Gera stattfindet?

Künftig soll das Gedenken im Zusammenhang mit dem Cäsar Archiv auf Tour gehen. In Städte und Locations, die eng mit der Leipziger Kultfigur und seinem Umfeld verbunden sind. In Gera haben Renft, Karussell und Cäsar in diversen Besetzungen tolle Konzerte gegeben. 2007 fand zum Beispiel eines der beiden letzten Spieler-Big-Band-Konzerte statt. Eine bleibende Erinnerung für alle, die diesen Abend miterleben konnten.

Ein weiteres Entscheidungskriterium in der Wahl des Ortes war das Wissen, dass unsere Veranstaltung im Rahmen der 7. Geraer Songtage wunderbar und inhaltlich passend platziert ist. Die Songtage haben sich aufgrund der kontinuierlichen und leidenschaftlichen Arbeit der Macher zu einem bemerkenswerten, von der Szene und vom Publikum anerkannten Festival, etabliert. Ganz sicher werden wir zeitnah auch wieder in Leipzig präsent sein. Aber unsere o.g. Gäste kann man nur am 30. März in dieser Konstellation erleben.

Leben und Werk des Cäsar Gläser werden ja derzeit von vielen fleißigen Tippfingern im Cäsar Archiv aufbereitet. Was aber genau? Wie muss man sich das vorstellen? Privatfotos etc. und Texte – ich habe da überhaupt keine klare Vorstellung.

Das kann ich nachvollziehen und geht vermutlich einigen Menschen so. Um das Anliegen und die Idee des digitalen Cäsar Archiv für alle etwas greifbarer zu machen, haben wir im letzten Jahr eine Zwischen-Website freigeschaltet, auf der die Inhalte ausführlicher beschrieben sind. Auf dieser Plattform ist auch nachzulesen, was das Besondere an diesem Projekt ist und wie die Arbeit inhaltlich und auch finanziell unterstützt werden kann. Also bitte einfach mal auf http://www.cäsar-archiv.com einloggen und in Ruhe einlesen.

Es geht keineswegs darum, auf dieser Seite Cäsar zu “belobhudeln”, sondern darum, über diese integrative Künstlerpersönlichkeit an ihn, an Zeitgenossen und das Leben und Schaffen einer ganzen Künstlergeneration zu gelangen. Es ist ein zeitlich unbegrenztes Projekt, welches auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist und stetig aktualisiert werden muss. Ich sehe mich dabei als organisatorisches Bindeglied. Den Inhalt gestalten alle diejenigen, die uns was zu erzählen haben oder wertvolle Dokumente aus ihren privaten oder öffentlichen Archiven dafür zur Verfügung stellen. Volly, auch auf Dein Angebot, uns unterstützen zu wollen, kommen wir auf alle Fälle und gern noch zurück.
Wenn Du Cäsars Leben und Lieben Revue passieren lässt, liebe Simone – was hätte – oder hat – er den Jetzt-Lebenden zu sagen? Was würde ihm derzeit auf den Nägeln brennen – und was wären seine Lösungen?

Eine bewegende, aber auch schwere Frage und ich kann natürlich nur mutmaßen. Auf den Nägeln würde ihm sicher so manches brennen – politisch wie auch privat. Seiner Lebenseinstellung wäre er sicher treu geblieben. Sich zu positionieren, da wo es ihm wichtig und richtig scheint, sich nicht verbiegen zu lassen, immer wieder neue Schaffenswege und Herausforderungen zu suchen und den Gegenüber so zu akzeptieren, wie er ist. Nicht mit Konsequenzen “zu drohen”, die man nicht einhält. Nichts erzwingen zu wollen, sondern alles fließen zu lassen.

Den Liebenden würde er vermutlich auf den Weg geben: Lebt, fühlt euch frei und offen, vertraut und genießt euch. Uns allen würde er ganz sicher mehr Zeit wünschen…

Und Du selber? Was sind denn die nächsten Brocken? Nach Cäsar Semper Fidelis III & Geraer Songtagen?

Immer wieder nehme ich mir vor, etwas kürzerzutreten. Aber das gelingt noch nicht. Macht vielleicht auch nichts, denn ich brenne noch immer für diesen Job.

Die nächsten Brocken: Das TFF Rudolstadt (Tanz- & Folkfest Anm. der Red.) im Juli, die Arbeit am Cäsar Archiv, die Festigung des personell erweiterten DAKE-Konstrukts und die Realisierung diverser Projektideen. Davon gibt es etliche. Besonders freue ich mich auf die Arbeit für zwei bevorstehende “Sportevents in Leipzig”. Nach fast 20 Jahren habe ich Dank meines Fitness-Trainers (allein hatte ich immer 1.000 Ausreden, warum ich keine Zeit dafür habe) wieder Zugang zum Sport gefunden. Nun haben wir durch das neu gewonnene Netzwerk die Möglichkeit, mit kompetenten Partnern Sport und Kultur zusammenzuführen. Auch dieser Herausforderung wird sich DAKE demnächst widmen.

Du siehst, lieber Volly, mein Arbeitsleben ist bunt und ausgefüllt. Und es gibt immer wieder neue interessante Anlässe für weitere gemeinsame Interviews…

Ich wünsche Dir Wärme und Entspannung, Simone.

Danke Volly.

www.dake-prinzip.de
www.cäsar-archiv.com

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