Wenn Leipzig für junge Leute interessant ist, dann liegt das auch an der reichen Musikszene in der Stadt, an tausenden Musikern aller Musikrichtungen und hunderten Bands, die mal in kleinen, mal in großen Räumen Stimmung machen. Aber seit einigen Monaten kommt ein Teil der Bandszene zunehmend unter Druck, weil ihr die Proberäume gekündigt wurden. Im August startete das soziokulturelle Zentrum "Die VILLA" dazu eine Online-Umfrage.
Am 23. Januar stellte das soziokulturelle Zentrum die Zahlen der Umfrage vor. Tenor: “Jede zweite Band in Leipzig sucht einen Proberaum”.
Die Probleme begannen mit dem Wegfall großer Proberaumobjekte, wie denen auf der AGRA, am Täubchenweg oder im Hupfeld-Center in Böhlitz-Ehrenberg. Ersatz ist nicht wirklich in Sicht, auch wenn das Thema mittlerweile auch im Stadtrat besprochen wurde. Eine Förderstrategie fehlt.
“Die Ergebnisse der Studie bestätigen sich auch in den Gesprächen mit Bandmusikern aus Leipzig. Wir können nun Zahlen vorweisen”, erläutert Projektleiter Dirk Tschentscher-Trinks das Ergebnis der Umfrage. “Zwei Drittel teilen sich einen Proberaum mit anderen Bands. Das Angebot, bestimmte Räume nur stundenweise zu nutzen, so wie in der VILLA, wird dagegen nur sehr selten angenommen”, so der Initiator der Bandstudie weiter. Von den befragten Bands sind 43 Prozent mit den vorhanden Räumen unzufrieden.”Oft sind die technischen Voraussetzungen einfach nicht gegeben, Schallschutz und Elektrik werden sehr schlecht bewertet”, resultiert Tschentscher-Trinks aus den Analysen. Diesen Freitag wurden die Ergebnisse der Bandumfrage auch auf dem Symposium “LE Band” ausführlich vorgestellt.
Ist natürlich die Frage: Wie repräsentativ ist die Umfrage? Also: Wieviele Bands und Probenräume gibt es eigentlich in Leipzig? Wieviel ist weggebrochen? – Die Website bands-in-leipzig.de verzeichnet 193 verschiedene Bands aus unterschiedlichsten Genres. Darunter auch einige mittlerweile aufgelöste. 106 Musiker haben sich augenscheinlich an der Umfrage beteiligt. Die meisten haben einen Proberaum, die Mehrzahl teilt ihn sich. Aber immerhin 17 Teilnehmer der Umfrage äußerten, dass sie keinen Proberaum haben.
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Das Problem ist übrigens nicht so ganz neu – teilweise war es schon über Jahre absehbar. Das Projekt Bandcommunity steht für einen Ansatz aus der Szene, mit eigener Kraft ein eigenes Bandhaus auf die Beine zu stellen. Immerhin haben dort in der Saarländer Straße mittlerweile 40 Bands ein Unterkommen gefunden.
Ob der Versuch der Stadt Leipzig hilft, das Problem über eine Delegierung an den Bund Bildender Künstler (BBK) zu lösen, ist noch völlig offen. Denn parallel hat sich auch das Thema Atelierräume für bildende Künstler in Leipzig verschärft. Was logisch ist: In einer Stadt, die wächst und immer mehr bislang leer stehenden Gebäudebestand wieder in Wohn- oder Arbeitsraum verwandelt, verringern sich zwangsläufig die gewohnten Freiräume.
Für Tschentscher-Trinks lautet das Fazit auch im Januar 2013: In Leipzig herrscht ein akuter Mangel an Proberäumen für Nachwuchs- und Amateurbands. Und die Situation verschärft sich. Immer wieder sind Bands von Raumkündigungen und überteuerten Preisvorstellungen von privaten Vermietern betroffen. Das auf Initiative der Bandcommunity eröffnete Bandhaus in Plagwitz deckt den Bedarf bei Weitem nicht.
Wäre eigentlich Zeit für ein Handlungskonzept.
Die Ergebnisse der Bandstudie: www.bands-in-leipzig.de
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