Es gibt immer mehrere Wege im Leben. Da gibt es den krampfhaft begangenen Weg nach oben - oder eben, zum Beispiel, den Weg zu bleiben. Falkenberg seinerseits ist schon einige unterschiedliche Varianten abgelaufen und reifte dabei immer mehr zum Künstler. Das klingt gut. Und er hat auch einiges zu sagen. Volly Tanner fragt ihn zum Album "Freiheit" und zum Auftritt in Leipzig.
Dein neues Album macht mit Dir zusammen am 21. April Station in Leipzig. Freiheit ist das gute Stück betitelt und ebenjene scheint ein roter Faden zu sein. Gibt es überhaupt Freiheit? Ich meine eine allumfassende, völlig in sich aufgehende Freiheit im Kontext Mensch – oder propagierst Du das Recht auf selbst den kleinsten Zipfel davon?
Freiheit ist ja nichts Erdachtes. Wir alle kennen sie in irgendeiner Form als erlebtes Gefühl. Wie alles, was uns wertvoll ist, müssen wir auch für unsere und die Freiheit der Anderen streiten und kämpfen. Der Entzug unserer Freiheit ist ein schleichender und kaum wahrnehmbarer Vorgang. Nur ein Beispiel von Vielen: Heute ist es eine Kamera und morgen der Mitschnitt des Telefongesprächs mit deiner Freundin. Das klingt manchmal nach Verschwörungstheorien, doch man sollte bedenken, wer die Möglichkeiten hat, wird sie auch nutzen.
Freiheit – ganz philosophisch – und Kapitalismus (inklusive Manipulation zur unnötigen Warenkaufrauschmenthalität) schließen sich ja eigentlich aus. Braucht es nicht ein anderes System, um Freiheit überhaupt möglich zu machen? Und wie sollte dies aussehen?
Es liegt immer am Bedienenden. Der kleinste Nenner muss immer Humanismus sein. Wir brauchen weltweit ein gerechteres Wirtschafts- und Finanzsystem, Regulierung des Wachstums. Die voranschreitende Spaltung der Gesellschaft in arm und reich muss verhindert werden. Menschen sind kein Kapital. Die Politik muss sich selbst wieder Glaubwürdigkeit verschaffen durch mehr Transparenz und dem offenen Ohr an der Masse. Demokratie funktioniert nur mit einem Volk, das sich ernstgenommen fühlt und sich nicht zum Wahlvieh degradiert sieht.
Unser Bundesgauck hat die Freiheit auch oft im Munde (witzigerweise meist ohne den Verweis auf eine, wie auch immer geartete, gesellschaftliche Gerechtigkeit), die Mitteldeutsche Zeitung in Halle hieß auch mal Freiheit und selbst Westernhagen hatte ‘nen Riesenhit (inklusive verdienter Scheine in Folge), der da Freiheit hieß. Ist der Begriff überhaupt noch mit Inhalt gefüllt oder einfach nur ein Slogan?
Niemand hat ein Monopol auf eine allgemeingültige Definition von Freiheit oder ein Copyright auf das Wort, den Begriff. Das Nachdenken über Freiheit ist öffentlicher Raum. Letztendlich kann jeder alles zum Slogan machen. Aber es nur deshalb als Wahrheit zu akzeptieren, wäre zu einfach. Die Beschäftigung damit füllt doch den Begriff mit Inhalt und Leben. Wir tun es ja gerade, jetzt in diesem Interview.
Wie willst Du die Freiheit am 21. April in Leipzig ins Volk transportieren? Soll der Gedanke mit großem Orchester oder besinnlich einsam eingetragen werden?
“DIE BAND” wird mich im Anker verstärken. Es wird laut und leise, schnell und langsam. Ich wünsche mir sehr, dass es für uns alle ein Fest wird.
Mittlerweile ist die Leipziger Agentur Dake-Event Dein Orgateam. Wie arbeitet es sich mit Simone & Laura so? Zufrieden?
Ich fühle mich gut betreut und verstanden.
Sag`mal, was ist denn an dem Gerücht dran, dass Du zum Eddie mutierst – in der Rocky Horror Picture Show. Erzähl mal, stimmt das – und wenn ja, wie und wo und was machst Du da?
Die Staatsoperette in Dresden inszeniert in diesem Jahr die “Rocky Horror Show” und mir wurde die Rolle des Eddie angeboten. Die RHS ist echt schräg, das gefällt mir. Ich werde singen und dann werde ich erschlagen.
Freiheit ist mittlerweile Dein 11.! Soloalbum. Wow! Das heißt ja auch, dass da in Dir Steherqualitäten sind, dass aber das Publikum auch immer wieder Neues möchte, sonst macht man das ja nicht. Wo siehst Du Dich aber selber im Moment? Karrieretechnisch alles im Fluss?
Tanners Interview … mit IC Falkenberg: “Die Freiheit, sich selbst zu verändern”
Ralf Schmidt war IC Falkenberg, ist Falkenberg …
Karriere, ist in meinen Ohren ein hässliches Wort. So ungewohnt es für Dich auch klingen mag, aus einem Künstlermund, die Karriere kann mich mal. Ich will Songs schreiben und diese singen. Mehr nicht. Ich tauge nicht zum selbstinszenierten Äffchen.
Danke, Herr Falkenberg – wir sehen uns dann ja im Anker.
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