Beate Christiane Furcht beeindruckt - als Musikerin, Sängerin, Film- und Theaterschauspielerin. Sie kann tanzen, fechten, sprechen, singen - Jazz, Chanson, Tango... So viele Facetten sind selten und schwer zu fassen. Und nun ist sie am Mittwochabend auch noch mit ihrer Band Alma de Arrabal im Plan B zugange. Puh. Da ist selbst hier im Netz zu wenig Platz für alle Fragen.
Hallo Beate. Am 21. März gibt’s dich mit Valeri Funkner, Joseph Augsten und Marco Heine im Plan B – Alma de Arrabal – Tango & Milonga. Was ist denn Milonga? Und wie muss man sich solch ein Konzert vorstellen? Mit offener Tanzfläche? Oder bestuhlt? Tanzend? Schwitzend? Erotisierend?
Zuerst ist da ja mal der hoffentlich erotisierende Frühlingsbeginn, der sich erfreulicherweise vor das Konzert schiebt, dann diese offene Glastür, die in eine Art Vorraum führt, warmes Licht und im hinteren Teil eine sich öffnende zweite Ebene mit einer schlichten Bühne. Die Leute begegnen sich hier in gemütlicher Atmosphäre, nicht wie bei einem Schülerkonzert, sondern es ist bewegt, man steht oder sitzt, redet und es gibt Platz zum Tanzen.
Milonga? Dieses wohlklingene Wort, eigentlich einen Tangorhytmus beschreibend, lädt heute umgangssprachlich einfach dazu ein, sich ein wenig chic zu machen, eine rote Lippe aufzulegen, auszugehen um zu tanzen.
Warum aber Tango – wie bist du zum Tango gekommen?
Es ist diese fesselnde, teilweise erschütternde Tango-Poesie getragen von Musik, die mich nicht mehr loslässt. Tango Canciones leben von starken emotionalen Bildern, es ist eine gefühlvolle Poesie, die unter die Haut geht, in der sich ungeheurer Schmerz mit unglaublich sehnsuchtsvoller Sinnlichkeit verbindet; ein Schmerz der sich exzentrisch äußert und mit existentieller Kraft aus sich heraus zu schreien vermag.Du schreibst auch Lieder selber – auf Deutsch. Wie ist dein Verhältnis zur Sprache – “Rrrammsteinst” du?
Ich denke, die Rammstein-Jungs mit ihren teutonischen Gesängen und provokanten Anspielungen sind deutsch, aber eben nur eine Möglichkeit, die deutsche Sprache zum Klingen zum bringen. Ich mag mehr die Poesie in den Dingen, und so sind meine Texte immer eine Mischung aus real erlebten und verträumter Verspieltheit. Deutsche Texte zu schreiben ist für mich irgendwie auch eine Suche nach Identität, nach den eigenen Wurzeln und ich empfinde dies schon als Herausforderung im großen Schmelztiegel globaler Weltmusik, die einen jeden Tag beschallt.
Im Vorgespräch kamen wir irgendwann auf den philosophischen Aspekt deines Seins – “Die Suchende”, Genuss und all sowas – was bewegt dich? Was treibt dich? Wonach sehnst du dich?
Was mich treibt, ist meine Unruhe…, es ist nicht einfach zu beschreiben, alles ist in Bewegung. Auf der einen Seite möchte ich mir diese Vielseitigkeit in meiner Kunst bewahren, ich möchte noch mehr eigene Lieder schreiben, verschiedene Musikprojekte verwirklichen und natürlich interessante Rollen im Theater oder im Film spielen, auf der anderen Seite will ich irgendwie ankommen, glücklich werden mit dem, was mich erfüllt… – das ist die Suche, die mich fortwährend begleitet. Lebendigkeit ist mir wichtig, ich sehne mich nach Leuten, die ähnlich wie ich empfinden und nach Herzblutmusikern, mit denen ich meine Bilder und meine poetische Seite teilen kann. Das ist heute nicht so einfach, die meisten fragen zuerst nach dem Geld, machen tausend Dinge und können sich schwer auf etwas einlassen. Ich glaube, wenn die richtigen Leute zusammen kommen, dann geht es erstmal richtig los, und das ist wirklich ein Geschenk des Universums.
Vor kurzem sah man dich in der ZDF-Neuverfilmung von “Der Teufel mit den drei goldenen Haaren” als finstere, böse Königin. Beeindruckend, wenn man dich sonst so freundlich in der Welt sieht. Was liegt dir mehr – Schauspielerei oder Gesang?
“Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust…”, muss ich da mit einem etwas schwermütigen Lächeln sagen… – ich finde beides unglaublich spannend und erfüllend, eigentlich versuche ich immer beides zusammen zu bringen, wenn ich auf der Bühne bin oder wenn ich inszeniere. Ich kann es nicht wirklich voneinander trennen, aber ohne die berauschende Musik wäre mir das Leben eindeutig zu trist.
Das kollektive Gedächtnis dieses Planeten steht glücklicherweise über kleinlichen nationalen Befindlichkeiten. Aber, wie viel traditionell Hiesiges braucht es, um gesund zu sein? Verstehst du, was ich meine? Die Sehnsucht nach Wurzeln ist ja nur allzu menschlich. Wieviel AllWeltKultur hält ein ganz normaler Mensch aus?
Das ist ein Thema, was mich immer wieder zum Nachdenken bringt…, was ist da alles passiert auf diesem Weg… was bedeutet es, ein natürliches gesundes Verhältnis zu haben zu seiner nationalen Identität, was ist eigentlich typisch deutsch? Oft ist alles zu klischeeverhaftet oder zu defensiv oder eben krank. Dann fühl’ ich mich gar nicht wohl, Deutsche zu sein. Wie kann man das ändern? Ich versuche, wie viele andere Musiker, Lieder schreibend die Schönheit der deutsche Sprache wieder zu entdecken, das ist erstmal ein Anfang. Als ich Anfang diesen Jahres durch Argentinien gereist bin, habe ich die argentinische Nationalhymne bei einem großen Gaucho-Festival in einer riesigen und bunten Arena zum ersten Mal richtig wahrgenommen. Den Männern und Frauen, die da mit ihren Familien überall waren, standen Tränen in den Augen, sie haben mit Hingabe mitgesungen…, das hat mich tief beeindruckt, mir geht es da mit unserer deutschen Hymne leider nicht so.
Was wünscht Du Dir für den 21. März?
Viele zu sehen, die ich noch nie gesehen habe. Und das es eine schöne Milonga-Party danach gibt.
Danke Beate.
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