Am 16. November wurde der algerische Schriftsteller Boualem Sansal auf dem Rückweg von Frankreich bei seiner Ankunft in Algier in Gewahrsam genommen und befindet sich seither in Haft. Laut einem Bericht von France 24 vom 23. November wird ihm vorgeworfen, „die Existenzberechtigung der algerischen Nation“ sowie ihrer historischen Grenzen infrage gestellt zu haben. Ein Abend im Literaturhaus Leipzig am 3., Dezember widmet sich dem Schicksal des verhafteten Schriftstellers.
„Jeder, der ihn persönlich kennt, weiß, dass Boualem Sansal ein friedliebender Mensch ist.
Zugunsten von Wahrheit und Wahrhaftigkeit äußert er als kritischer Intellektueller trotz Kritik und
Bedrohungen seit Jahren öffentlich seine Meinung. Gemeinsam mit allen, die Boualem Sansals Werk schätzen und mit ihm freundschaftlich verbunden sind, sind wir in sehr großer Sorge um ihn“, sagt Katharina Eleonore Meyer, Verlegerin des Merlin Verlags, wo die Bücher des französisch schreibenden Autors auf Deutsch erscheinen.
Darunter auch sein Aufsehen erregender neuer Roman „2084. Das Ende der Welt“,
Der gelernte Ingenieur und Ökonom Boualem Sansal (Jg. 1949), der bis zu seiner Entlassung im Jahr 2003 als ranghoher Beamter im algerischen Industrieministerium tätig war, hat Mitte der 1990er Jahre mit dem Schreiben begonnen. Als Schriftsteller nimmt er Stellung, mischt sich ein und übt Kritik, auch da, wo er sich in große Gefahr begibt.
Bereits in seinem literarischen Debüt „Der Schwur der Barbaren“ (1999) legt Sansal in beeindruckender Weise Zeugnis von seinem Land ab, berichtet von den politischen, gesellschaftlichen und moralischen Missständen, von der alltäglichen Gewalt der Islamisten und von den subtilen Einschüchterungen der Regierung gegen Andersdenkende. Dennoch lebt Boualem Sansal bis heute in Algerien.
Seine europäischen Leserinnen und Leser machte Sansal schon vor Jahren mit den Mitteln der Literatur, aber auch auf vielen öffentlichen Veranstaltungen u.a. auf die Gefahren des politischen Islam, auf die menschlichen Tragödien der Migrationsbewegungen und die Gefahren totalitärer Entwicklungen in der Welt aufmerksam. Boualem Sansal ist vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Grand Prix du Roman der Académie française. In Deutschland wurde Boualem Sansal für seine Bemühungen um den friedlichen Dialog zwischen den Kulturen im Jahr 2011 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Die Meldung von „Le Monde“ zu Sansals Verhaftung.
Ein Abend für Boualem Sansal, Dienstag, der 3. Dezember, 20:00 Uhr im Literaturhaus Leipzig.
Mit Regina Keil-Sagawe (Übersetzerin), Alfonso de Toro (Universität Leipzig), Katharina Meyer (Merlin Verlag), Najem Wali (Writers-In-Prison-Beauftragter, Vizepräsident PEN Zentrum Deutschland). Eintritt frei.
Veranstaltung des Literaturhauses Leipzig und der Stadtbibliothek Leipzig in Kooperation mit dem
Frankophonen Forschungsseminar Leipzig (FFS).
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