Mit ihrem Roman „Hey, guten Morgen, wie geht es Dir?“ hat die Leipziger Autorin Martina Hefter in diesem Jahr ganz offensichtlich die Herzen der Jurys erobert. Nachdem sie im Oktober schon den Deutschen Buchpreis dafür bekommen hatte, folgte am Donnerstag, dem 21. November, die Auszeichnung mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds für ihr Gesamtwerk im Literarischen Colloquium Berlin.

„Ich freue mich, dass mit der feierlichen Preisverleihung durch den Deutschen Literaturfonds heute einmal mehr die Literatur in den Blickpunkt gerückt wird: Bücher, die vielfältigen Stimmen von Autorinnen und Autoren, sind in diesen herausfordernden Zeiten für die Demokratie wichtiger denn je“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei der Auszeichnungsveranstaltung.

„Zur Auszeichnung mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds gratuliere ich Martina Hefter. Zu Recht wird sie für ihre häufig über die Gattungsgrenzen hinausgehenden Werke, ihre Gedichte, Sprechtexte und ihre Prosa gewürdigt. Ihr wunderbar vielschichtiger Roman ‚Hey, guten Morgen, wie geht es Dir?‘ erzählt berührend und tiefgründig von menschlichen Beziehungen, von Liebe, Fürsorge und Sehnsucht, und führt uns gleichzeitig poetisch weit über den Alltag in einer ‚ramponierten Altbauwohnung‘ in Leipzig hinaus.“

Es war nicht die einzige Auszeichnung, die an diesem Abend vergeben wurde.

„Ich gratuliere auch Thomas Weiler, der mit dem Paul-Celan-Preis dafür geehrt wird, dass er uns Werke aus dem polnischen, belarussischen und russischen Sprachraum durch seine literarische Übersetzung zugänglich macht – und ebenso herzlich den weiteren Preisträgerinnen und Preisträgern, die heute vom Deutschen Literaturfonds ausgezeichnet werden“, so Claudia Roth.

Susanne Fischer vom Vorstand des Deutschen Literaturfonds würdigte die Preisträgerin mit folgenden Worten: „Martina Hefter ist in der Lyrik ebenso zu Hause wie in der erzählenden Prosa.

Ihr neuester Roman ‚Hey guten Morgen, wie geht es Dir?‘ eröffnet eine ungewohnte Perspektive auf die Welt durch die Protagonistin Juno, die durch die Pflege ihres kranken Mannes Jupiter weitgehend ans Haus gebunden ist und sich nachts wegen ihrer Schlaflosigkeit im Internet von Love-Scammern anflirten lässt.

Hefter schildert meisterhaft, wie das vermeintliche Opfer die Betrüger narrt und schließlich doch einem von ihnen nahekommt. Wer hat hier Macht über wen? Leichtfüßig wie die Tänzerin Juno gleitet der Roman von Szene zu Szene, bewegt sich gekonnt zwischen Alltagsroutine, nächtlicher Einsamkeit, dem Pingpong des Chats mit einem vertrauten Fremden und dem Kosmos der antiken Mythologie.

Wir gratulieren Martina Hefter zum Großen Preis des Deutschen Literaturfonds. Wir freuen uns, eine unserer Stipendiatinnen auszuzeichnen. Mit der großzügigen Unterstützung der Kulturstaatsministerin ermöglichen wir es jedes Jahr Autorinnen und Autoren, in Ruhe an ihren Werken zu arbeiten.“

Die Laudatio auf Martina Hefter hielt die Autorin und Journalistin Bettina Baltschev.

Die weiteren Preise

Den mit 25.000 Euro dotierten Paul-Celan-Preis erhielt Thomas Weiler für sein übersetzerisches Gesamtwerk. Dazu Susanne Fischer: „Wir gratulieren Thomas Weiler zum Paul Celan Preis 2024. Als Sprachmittler aus dem Belarussischen, Polnischen und Russischen erschließt er uns Werke aus diesem Sprachraum, die in Deutschland noch zu wenig beachtet werden.

Zuletzt übersetzte er den Roman ‚Europas Hunde‘ von Alhierd Bacharevič, der in Belarus als extremistisch verboten wurde. Weiler verfügt über ein herausragendes sprachliches und stilistisches Spektrum, mit dem er diesem komplexen Werk aufs Beste gerecht wurde.“

Die Laudatio auf Thomas Weiler hielt Lorenz Hoffmann.

Im Rahmen der Preisverleihung wurde ebenfalls der mit 10.000 Euro dotierte Kranichsteiner Literaturförderpreis an Nora Schramm vergeben. Zudem wurden die Auslands-Stipendien des Deutschen Literaturfonds überreicht: Franz Friedrich wurde mit dem New-York-Stipendium und Tim Staffel mit dem London-Stipendium ausgezeichnet.

Der Große Preis des Deutschen Literaturfonds

Der Deutsche Literaturfonds hat 2020 sein 40-jähriges Jubiläum zum Anlass genommen, erstmals den mit 50.000 Euro dotierten „Großen Preis des Deutschen Literaturfonds“ zu vergeben. Der Preis geht hervor aus dem zuletzt mit 30.000 Euro dotierten „Kranichsteiner Literaturpreis“, der zwischen 1983 und 2019 jährlich durch den Deutschen Literaturfonds in Darmstadt verliehen wurde.

Seit 1980 widmet sich der Deutsche Literaturfonds der Spitzenförderung deutschsprachiger Gegenwartsliteratur und dem Erhalt literarischer Traditionen. Als einzige Fördereinrichtung Deutschlands ist seine Literaturförderung überregional, markt- und politikunabhängig.

Der Deutsche Literaturfonds wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

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