Vom 21. bis zum 24. März öffnet die Leipziger Buchmesse ihre Tore für das Publikum aus aller Welt. Gastland sind in diesem Jahr Niederlande und Flandern unter dem Motto „Alles außer flach!“. Auf einer Pressekonferenz stellten Vertreter/-innen der Messe das Programm vor. Ein Fokus soll dabei auch auf aktuellen Krisen unserer Zeit liegen, wie steigende Geflüchtetenzahlen, Kriege und Fragen nach Herkunft und Identität, denen sich auch junge Autor/-innen stellen müssen.
An mehr als 2.500 Lesungen und Veranstaltungen können sich auch die Besucher/-innen des parallel stattfindenden Lesefestivals „Leipzig liest“ erfreuen. Zum ersten Mal sind auch Veranstaltungen der Manga-Comic-Con Teil des Abendprogramms. Denn diese feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Fans von Manga und Cosplay können in diesem Jahr in Erinnerungen schwelgen auf der Convention, die seit ihrem Bestehen jährlich tausende Besucher/-innen anzieht – im wahrsten Sinne des Wortes.
So bietet auch das Forum Offene Gesellschaft wie jedes Jahr Diskussionen zu Themen wie dem Rechtsruck im Superwahljahr 2024 an unter Mitwirkung unter anderem der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) und des Recherchekollektivs Correctiv, dessen Recherchen über ein Treffen Rechtsextremer nahe Berlin bundesweit Proteste gegen die AfD ausgelöst hatten.
„Wie sich die Welt verändert, verändert sich auch die Literatur“
Die Niederlande bieten keine Ausnahme in Europa, was Rechtsruck und Polarisierungen angeht. Mit Themen wie Frauen und Genderidentität oder dem Krieg in der Ukraine und Russland beschäftigen sich deshalb mehrere Veranstaltungen inner- und außerhalb des Buchmessegeländes.
„Wo ist mein Platz in dieser Welt?“ lautet ein Veranstaltungstitel, der aber programmatisch für viele der Lesungen und Diskussionen stehen kann. So lesen auch in „Alles außer Hass. Ein literarisches Statement“ niederländische, flämische und deutsche Autor/-innen aus Texten, „die ermutigen, sich gegen Hass, für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen“.
„In diesem Jahr sollte uns allen wichtig sein, die Vielfalt und Dialogbereitschaft und das Aufeinander zugehen und miteinander in den Dialog kommen auf der Leipziger Buchmesse und bei Leipzig liest zu feiern. Das ist unglaublich wichtig. Wir schauen aufeinander und auf Europa. Wir treten miteinander in einen Dialog und entdecken andere Sichtweisen. Dafür wollen wir eine Plattform sein, auch und gerade in diesen nicht ganz einfachen Zeiten“, so Astrid Böhmisch, seit diesem Jahr neue Direktorin der Leipziger Buchmesse.
Nicht nur inhaltlich verändert sich die Literatur: Im Themenfeld „Digitale Literaturwelten: literarische Games, poetische Virtual Reality & interaktive Geschichten“ werden drei „Literaturprojekte in einer multimedialen Umgebung“ nach Leipzig gebracht. Darunter „StoryScope“, eine moderne Laterna Magica, in der eigene Geschichten erfunden und zum Leben erweckt werden können, und das Projekt „VER“, eine Virtual-Reality-Installation, die Gedichte „erfahrbar“ machen soll.
Blick auf Kinder- und Jugendliteratur und Übersetzung
Daneben wird auch niederländische und flämische Kinder- und Jugendliteratur in den Blick genommen. An die Grenzen von Vorstellungskraft gehen, Eigensinnigkeit und Kreativität, sind hier die Schlagworte, unter denen die in Deutschland oft weniger bekannten Autor/-innen wie Sjoerd Kuyper, Edward van de Vendel, Anna Woltz, Simon van der Geest, Evelien de Vlieger, Marjolijn Hof und Gideon Samson schreiben.
Da holländisch und flämisch für die meisten Deutschen eben doch ein Buchstabengewusel bleibt, soll auch das Übersetzen als Teil der Literatur thematisiert werden. Seit Anfang 2023 bis zum Frühjahr dieses Jahres erschienen und erscheinen mehr als 100 deutsche Übersetzungen niederländischsprachiger Literatur. Übersetzer/-innen haben schließlich nicht nur die Aufgabe, von einer Sprache in die andere zu vermitteln, sondern bilden auch eine Brücke zwischen verschiedenen Kulturen.
Der daraus entstehenden Spannungsfelder und Probleme nehmen sich mehrere Veranstaltungen auf der Messe und im „Leipzig liest“-Programm an.
Forum Offene Gesellschaft: Rassismus, Ukraine, Nahost
Autor/-innen und Vertreter/-innen aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Aktivismus und Medien diskutieren wie jedes Jahr im Rahmen des „Forums Offene Gesellschaft“ auf der Messe aktuelle politische und gesellschaftliche Themen wie Demokratie und Rechtsruck, Krisen und Kriege, Fake News, Meinungsfreiheit und Menschenrechte.
In diesem Jahr, wo Kommunal-, Landtags- und Europawahlen anstehen, beteiligen sich auch die Bundeszentrale für politische Bildung, der Verband deutscher Schriftsteller/-innen sowie das Aktionsbündnis Verlage gegen Rechts, das Recherchekollektiv Correctiv und weitere Partner/-innen wie der Podcast „Trauer & Turnschuh“ mit Hadija Haruna-Oelker und Max Czollek.
Thematisiert werden die Frames und Narrative von Rechts, Demonstrationen und politische Teilhabe und auch der Krieg im Gazastreifen und Antisemitismus in Deutschland. Das Aktionsbündnis Verlage gegen Rechts thematisiert in der Veranstaltung „Erinnern heißt Kämpfen“ mit Anna Beckmann, Gamze Kubaşık, Ali Şirin und Mohamed Amjahid die Perspektive von Überlebenden und Angehörigen von Opfern rechter Gewalt in Deutschland.
Manga Comic Con feiert 10-Jähriges
Zum ersten Mal finden im Rahmen von „Leipzig liest“ auch Abendveranstaltungen der Manga Comic Convention (MCC) statt. Denn diese feiert ihr 10-jähriges Bestehen. So liest zum Beispiel die deutsche Autorin und Streamerin Liza Grimm aus ihrem neuen Roman „Unfollow Me“ und bei der italienischen Comic Night stellen Grafic-Novel-Künstler wie Paolo Bacilieri und Sergio Ponchione ihre Werke vor und diskutieren über die Bedeutung des Genres in ihrer Heimat.
Da können sich die Fans ins Cosplay werfen und Leipzig unsicher machen, ihre Stars um Autogramme bitten, die neuesten Comics, Manga, Anime, Webtoons, Computerspiele und Kinofilme sehen und andere Manga-Begeisterte treffen.
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