Das hat nicht nur Andreas Reimann bedauert, dass die Leipziger Zeitung es am 21. Januar nicht schaffte, nach Kamenz zu reisen, wo dem Leipziger Lyriker der Lessing-Preis überreicht wurde. Eine hochverdiente Würdigung für Andreas Reimann, dessen Buchveröffentlichungen die LZ möglichst aufmerksam verfolgt. Und eine besondere Würdigung natürlich. Denn so ein Preis wird in Sachsen auch nur aller zwei Jahre verliehen.

Kurt Drawert, Kito Lorenc und Wolfgang Hilbig heißen einige der namhaften Vorgänger von Andreas Reimann, der uns dann doch etwas traurig schrieb:

„Lieber Ralf Julke,

schade, daß Sie nicht über den großen Festakt der Überreichung des Lessing-Preises am 21.01. in Kamenz und die Folge-Veranstaltung des Hauptpreisträgers im Theater der Stadt berichtet haben. Denn die Veranstaltungen waren schon außergewöhnlich, zumal Heinz Rudolf Kunze eine Laudatio für die Förderpreisträgerin Sarah Lesch hervorbrachte, und Clemens Meyer eine sehr engagierte Rede zu meiner gehalten hat. Ich selber bekannte am Anfang meines Dank-Beitrags, daß ich diese erste Rede in meinem Leben nicht zu schreiben vermocht hatte – also etwas aus dem Rohmaterial für eine Rede vorlesen müsse. So konnte ich wenigstens relativ ‚rücksichtslos‘ ein paar Bemerkungen zum hahnebüchenen Zustand der deutschen Sprache äußern, die eigentlich einer gründlichen essayistischen Aufarbeitung harren. 

Bei der Theater-Veranstaltung las ich vorwiegend Unveröffentlichtes; und Michael Hametner befragte Clemens Meyer und mich zu diesen Texten und dem üblichen Drumherum. – Aber nun ist ja alles schon vorbei; und das einzig Informative dazu ist ein großes Interview, das bereits am 19.01. In der ‚Sächsischen Zeitung‘ erschienen war.

Mit besten Grüßen
Andreas Reimann“

Zuletzt haben wir hier seine Bücher „Der Plunderhund im Lande wunderbunt“ und seinen Weimar-Band „Poeten-Museum“ besprochen. Und natürlich 2019 „Das große Sonettarium“, auch das ein Band, in dem er beweist, wie er die klassischen Gedichtformen beherrscht und in seinen Versen trotzdem mit der Sprache spielt, ihre Tiefen auslotet und zeigt, wie faszinierend und leuchtend die deutsche Sprache sein kann, wenn man sie mit klarem Blick und Sinn für die Worte benutzt.

Logisch, dass es den Dichter in der Seele kränkt, wenn mit unserer schönen Sprache schlampig und rücksichtslos umgegangen wird.

Der Preis

Der Lyriker und Grafiker Andreas Reimann ist Lessing-Preisträger 2023 des Freistaates Sachsen. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Das Kuratorium begründete seine Entscheidung unter anderem mit dem unfassbar umfangreichen, vielgestaltigen, streitbaren und formal immer wieder überraschenden poetischem Werk von Andreas Reimann.

Es gibt zum Hauptpreis jedes Mal auch zwei Förderpreise: Die zwei Lessing-Förderpreise 2023, jeweils mit 7.500 Euro dotiert, gingen an die Leipziger Musikerin und Singer/Songwriterin Sarah Lesch sowie an die Leipziger Autorin Heike Geißler.

Die Würdigung durch die Ministerin

„Was Aufklärung für unsere Gegenwart bedeutet, muss in den stürmischen Zeiten, die wir erleben, immer wieder neu befragt werden“, sagte Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch. „Literatur und Kunst können uns – wie zu Zeiten von Gotthold Ephraim Lessing – helfen, Antworten zu finden. Keine Patentrezepte, aber kluge Gedanken, die ermutigen, nachfragen und auch die Finger in die Wunden legen. Für dieses Verständnis von Aufklärung steht der vom Kuratorium für den Lessing-Preis des Freistaates Sachsen gekürte Preisträger Andreas Reimann, der den Lessing-Preis 2023 erhalten soll.

Erst allmählich wird heute deutlich, was er für ein wichtiges und literarisch kraftvolles Werk geschaffen hat. Unbeirrt auch in jenen DDR-Jahren, in denen er offiziell kaum zur Kenntnis genommen wurde. Aufklärerisch im Sinne von Klarheit, Realismus und differenziertem Blick auch hinter die Kulissen sind auch die Arbeiten der Förderpreisträgerinnen Heike Geißler und Sarah Lesch. Ich freue mich schon auf die Preisverleihung am Vorabend von Lessings Geburtstag und in Lessings Geburtsstadt Kamenz persönlich zusammenzukommen.“

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