Am Donnerstag, 10. Februar, wird das Buch von Anetta Kahane und Martin Jander „Juden in der DDR“ ab 19:30 Uhr im Literaturhaus Leipzig vorgestellt. In dem Buch werden vorwiegend Juden aus der DDR vorgestellt. Die Autorinnen und Autoren beschäftigen sich mit der Frage, wie sie mit ihrer jüdischen Geschichten und Traditionen in der DDR umgingen. Erlagen sie der Illusion, in der DDR sei mit der Verstaatlichung der Produktionsmittel der Faschismus bereits überwunden gewesen?
Glaubten Sie, dass der antifaschistische Staat sie besser vor Antisemitismus und Faschismus schützte als die Demokratie? Opponierten sie gegen die teilweise antijüdische und antiisraelische Politik der DDR? Glaubten Sie als Juden in der DDR leben zu können?
Für Leser aus Leipzig ist das Buch deshalb wichtig, weil hier auch ein berühmter jüdischer Leipziger, der langjährige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in der DDR Eugen Gollomb, vom Leipziger Autor Steffen Held beschrieben wird.
Gollomb hat wesentlich dazu beigetragen, dass die kleinen jüdischen Gemeinden in der DDR sich nicht für die antiisraelische Politik der DDR-Führung einspannen ließen. Die DDR unterstützte seit dem Ende der 1960er Jahre die Staaten und Organisationen im Nahen Osten, die Krieg gegen Israel führten.
Neben berühmten und weniger berühmten Juden aus der DDR (Wolf Biermann, Victor Klemperer, Arnold Zweig, Jurek Becker u. a.) handelt dieses neue Buch auch von zwei Nicht-Juden – Paul Merker und Rainer Gilsenbach –, die sich in der DDR auf die Seite der Opfer des Nationalsozialismus stellten. Man musste kein Jude sein, um die Rechte und Interessen der Opfer des Nationalsozialismus zu verteidigen. Aber nicht viele taten es.
Das Buch behandelt jedoch nicht nur die Geschichten bedeutender Menschen, die in der DDR lebten und an die heute zu wenig erinnert wird. Es schließt mit einem Dokumentationsteil ab. Präsentiert werden drei Dokumente, aus denen sichtbar wird, dass mit dem Ende der DDR immer mehr Menschen erkannten, dass die Politik der DDR gegenüber Juden und Israel skandalös war.
Im Winter 1952/53 waren große Teile der in der DDR lebenden Juden sogar vertrieben worden. Es wurde damals behauptet, sie seien Agenten des US-Imperialismus und würden Entschädigung für das ihnen angetane Leid nur deshalb verlangen, weil sie ruchlose Kapitalisten und Zionisten seien, die von der Ausbeutung von Arbeitern lebten. Das Buch ist somit auch der Versuch, die DDR als eine von den drei Nachfolgegesellschaften des Nationalsozialismus (BRD, Österreich, DDR) zu beschreiben.
Buchpremiere am 10. Februar
Die Buchvorstellung am Donnerstag, 10. Februar, um 19.30 Uhr im Literaturhaus Leipzig wird von der Verlagsleiterin des Hentrich und Hentrich Verlages Nora Pester geleitet. Es nehmen teil: die beiden Herausgeber, Anetta Kahane und Martin Jander, sowie ein Autor des Sammelbandes, Steffen Held, der über einen bedeutenden Leipziger, den langjährigen Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Leipzig, Eugen Gollomb, ein Porträt verfasst hat.
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