Ein Klassiker der deutschen Literatur wird virtuell: Mit „Goethe VR“ bringt die Deutsche Nationalbibliothek ab Dienstag, 19. Oktober, Goethes Faust I und II vom Buch in eine Virtual-Reality-Anwendung. Gespielt werden kann an beiden Standorten in Leipzig und Frankfurt am Main. Vielleicht ist das sogar die bessere Art, das Drama um Dr. Faust zu inszenieren.
„Goethe VR“ ist eine interaktive Virtual-Reality-Experience, die Johann Wolfgang von Goethes Tragödie „Faust I und Faust II“ für eine digitale Welt adaptiert. Eines der bekanntesten literarischen Werke wird damit ganz neu erlebbar. Den literarischen Klassiker als VR Experience in der Deutschen Nationalbibliothek zu zeigen, ist zugleich ein Verweis auf den Sammelauftrag, betont die DNB. Hier werden Werke in vielen Fassungen gesammelt: als Comics, als Kinderbuchbearbeitung, in Übersetzungen. Fast 3.000 verschiedene Ausgaben von Goethes Faust I und II sind Teil des Bestandes.
Mittendrin im Drama
Ausgestattet mit VR-Brille und weiteren Tools sind Spieler/-innen aktiv in die Erzählung eingebunden: Sie unterzeichnen den Pakt mit Mephisto, reisen in die Hexenküche, treffen Gretchen und suchen des Pudels Kern.
Um alle auf eine sowohl literarische als auch emotionale Reise mitzunehmen, ist in sieben Szenen eine kontinuierliche Handlung mit eigenem Spannungsbogen erlebbar. Dabei sind Nähe zum Originaltext und die Einbindung der Originalsprache wichtiger Bestandteil der Adaption.
So wird eine virtuelle Welt erschaffen, die atmosphärisch und inhaltlich dem literarischen Vorbild entspricht und den Spieler/-innen das Thema des literarischen Werks auf visuell ansprechende Art erfahrbar macht. Die Mitspielenden sollen die Konflikte, die zentralen Figuren und Leitmotive kennenlernen und Wissenswertes über den Autor und die Entstehung des Textes vermittelt bekommen.
Trotzdem eine moderne Interpretation
Inhaltlich konzentriert die VR sich auf zeitgenössische Aspekte und greift Passagen auf, die als Reflexion über den modernen Menschen gelesen werden können. Fausts unerbittliche Suche nach dem Neuen, seine Rastlosigkeit und der Wunsch, den einen perfekten Moment zu erleben, bilden den Rahmen dieser digitalen Faust-Fassung.
Auch Goethes skeptischer Blick auf den zu seiner Zeit entstehenden Kapitalismus spielt in der Adaption eine Rolle: Je mehr der Mensch besitzen will, desto mehr zerstört er. „Goethe VR“ spielt in einer Wüstenlandschaft, deren Ästhetik an die Malerei des Surrealismus angelehnt ist.
Die minimalistische Weite der Wüste setzt dabei Gegenstände in Szene und verweist zugleich auf die Ausbeutung der Natur durch den Menschen, die in der gewählten Interpretation eine zentrale Rolle spielt.
Preview am 17. Oktober
Die VR ist in neun Sprachen verfügbar: Deutsch, Englisch, Portugiesisch, Spanisch, Russisch, Indonesisch, Polnisch, Tschechisch und Arabisch. Gespielt werden kann „Goethe VR“ ab dem 19. Oktober kostenlos während der Öffnungszeiten des Deutschen Buch- und Schriftmuseums Leipzig (Dauerausstellung) und im Foyer der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main. Spieldauer: ca. 15 min.
Die offizielle Premiere der neuen Virtual Reality findet am Sonntag, 17. Oktober, 10 bis 16 Uhr im Deutschen Buch- und Schriftmuseum statt. Die Spiele-Designer/-innen von ZDF Digital sind vor Ort und geben spannende Einblicke in die Entstehung der Virtual Reality Experience. Besonders freuen wir uns darauf, die Face-Capturing-Apparatur mit unseren Besucher/-innen ausprobieren zu können. Mit dieser können die Gesichtszüge des Protagonisten Mephisto selbst gesteuert werden.
Eine Produktion von ZDF Digital in Kooperation mit dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek, den Goethe-Instituten sowie dem Goethe-Museum Düsseldorf, gefördert von der Computerspieleförderung des Bundes.
Goethe VR. Goethes Faust als interaktive Virtual Reality Experience
In Leipzig: Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr
Donnerstag 10–20 Uhr
an Feiertagen 10–18 Uhr
Montag geschlossen
Eintritt frei
In Frankfurt: Montag bis Freitag 9 bis 21:30 Uhr
Samstag 10 bis 17:30 Uhr
An Sonn- und Feiertagen geschlossen, außerdem in der Zeit von 24. Dezember 2021 bis 02. Januar 2022.
Eintritt frei
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