Orchester, Bands und Musiker haben im Shutdown schnell reagiert und mit gemeinsamen Videoclips auf sich und ihre Situation aufmerksam gemacht. Aber auch Schriftsteller/-innen haben dasselbe Problem: Auch sie erzielen einen nicht unwichtigen Teil ihrer Einkünfte durch Lesungen und Buchverkäufe direkt bei Veranstaltungen. Doch schon mit der Buchmesse und einem Großteil des Lesefests „Leipzig liest“ fielen hunderte solcher Veranstaltungen ins Wasser. Ein wenig will der Literaturrat jetzt gegensteuern.
Auch wenn die verfügbare Summe von 12.000 Euro erst einmal nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Doch vor allem geht es wieder um Aufmerksamkeit – um die Aufmerksamkeit der Leser/-innen, die man offline zwar nicht erreicht (es sei denn, sie kaufen die neu erschienenen Bücher im Buchladen), aber online.
Deshalb startet der Sächsische Literaturrat in der kommenden Woche mit Online-Lesungen und einem Blog für Autoren und Übersetzer in und aus Sachsen während der Coronakrise. Vergeben kann er dafür insgesamt mehr als 12.000 Euro.
Zwischen dem 22. April und 5. Mai schrieb der sächsische Landesdachverband für Literatur ein bis zum 31. Juli befristetes Projekt für Online-Lesungen und einen Blog aus. Nach der Sichtung aller eingegangenen Bewerbungen startet das Projekt unter dem Titel „Komm! Ins Offene – Sächsische Autor/-innen und Übersetzer/-innen lesen und schreiben während der Coronakrise“ in der kommenden Woche auf einem eigens vom Sächsischen Literaturrat e.V. für das Projekt geschaffenen youtube-Kanal (Komm! Ins Offene).
Mit „Komm! Ins Offene“ wird natürlich an den Dichter Friedrich Hölderlin erinnert, der im März 250 Jahre alt geworden wäre.
Auch der Sächsische Literaturrat hat sich gefragt, ob die Autor/-innen eigentlich diese Durststrecke überstehen, die ja – was Lesungen betrifft – weiter anhält. Man darf zwar nach den ganzen Lockerungen wieder „ins Offene“. Aber die Leute, die man da trifft, haben in der Regel anderes im Kopf als einen guten literarischen Text.
Vor dem Hintergrund der massiven Einkommensverluste von Autoren und Übersetzern, die unter anderem ihre aktuellen Neuerscheinungen derzeit nicht öffentlich präsentieren können, der notwendigen Reduzierung von Projekten des Sächsischen Literaturrates e. V. sowie verschiedener Einsparungen und freiwerdender Haushaltsmittel in seinem aktuellen Haushalt schrieb der sächsische Landesdachverband für Literatur deshalb sein befristetes Projekt „Komm! Ins Offene – Sächsische Autor/-innen und Übersetzer/-innen lesen und schreiben während der Coronakrise“ für Online-Lesungen und einen Blog aus.
Unter dem einem Hölderlin-Gedicht entlehnten Titel „Komm! Ins Offene“ (Elegie „Der Gang aufs Land“) möchte der Verband für Autoren und Übersetzer, die in Sachsen geboren sind und/oder hier leben, ein virtuelles Podium auf einer neuen Internetseite bieten. Auf dieser Seite werden Lesungen aller Genres im Live-Stream zu sehen sein, gleichzeitig erscheinen kurze, bisher unveröffentlichte Texte, die den Einfluss der gegenwärtigen Situation auf die schriftstellerische Arbeit reflektieren und/oder Perspektiven für die Zukunft der literarischen Landschaft entwickeln. Möglich sind dabei auch andere kurze Textsorten, wie z. B. Tagebuchnotizen, Miniaturen oder Kurzrezensionen zu thematisch passenden Büchern oder ähnlichem.
Die Lesungen finden ab Dienstag, 19. Mai, immer am Dienstag und am Donnerstag auf dem Youtube-Kanal des Projekts statt.
Folgende Termine stehen bereits fest:
19. Mai, 21 Uhr – Thomas Podhostnik: Unter Steinen
21. Mai, 21 Uhr – Kurt Mondaugen: Im Auge des Hurrikans
4. Juni, 15 Uhr – Frauke Angel
11. Juni, 21 Uhr – Uwe Kolbe
Weitere Termine sollen folgen.
Am Freitag, 15. Mai, startete auch der Blog unter demselben Titel. Dort veröffentliche als Erste Sibylla Vričić Hausmann ihren Text „Warum bin ich nur immer so versöhnlich?“
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