Vorfreude, schönste Freude? Bei Büchern ist das manchmal so. Aber bevor wir hier eins der neuen Bücher aus dem Verlag Voland & Quist vorstellen, reichen wir noch die Meldung weiter, dass Autor und Übersetzer für einen Preis nominiert sind. Noch einen. Was zu erwarten war, denn in Polen ist der Roman „Mordor kommt und frisst uns auf“ schon mit höchsten Preisen bedacht worden. Es ist fast so etwas wie ein „On the road“ des Ostens.
Aber für den in Sachsen heimischen Verlag Voland & Quist bedeutet die jetzige Nominierung natürlich noch etwas ganz Besonderes. Denn damit wird auch eine engagierte Verlagsarbeit im Bereich der Übersetzung aus osteuropäischen Literaturen gewürdigt. Es ist die Reihe „sonar“, in der diese Übersetzungen von wirklich bemerkenswerten Autorinnen und Autoren aus dem Osten und Südosten erscheinen. Man denke nur an die zuletzt erschienen dystopischen Romane „Paranoia“ und „Mova“ des belorussischen Autors Viktor Martinowitsch.
Dass diese Autoren den Weg in das ambitionierte Verlagsprogramm finden, hat auch mit der engen Zusammenarbeit des Verlages mit hochkarätigen Übersetzern zu tun. Denn die Arbeiten der Autoren, die für das Verlagsprogramm ausgewählt werden, zeichnen sich wie bei den deutschsprachigen Autoren durch Sprachbeherrschung, manchmal auch Experiment oder gelungenen Slang aus. Das muss man erst mal rüberbekommen ins Deutsche.
Und genau das scheint gelungen, wenn jetzt sowohl der polnische Autor Ziemowit Szczerek als auch sein Übersetzer Thomas Weiler aus Markkleeberg für ihren Roman „Mordor kommt und frisst uns auf“ für den begehrten Internationalen Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt nominiert wurden. Zusammen mit fünf anderen Titeln wählte die Jury den Roman in die Shortlist 2017.
Der Internationale Literaturpreis wird seit 2009 vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin und der Stiftung Elementarteilchen vergeben. Er kürt jährlich einen herausragenden ins Deutsche übersetzten Titel der internationalen Gegenwartsliteratur und würdigt sowohl das Originalwerk als auch seine Übersetzung. International geht es auch in „Mordor kommt und frisst uns auf“ zu, einem Gonzo-Roman über Backpacker auf der Suche nach Hardcore und Abenteuer im „Wilden Osten“, inspiriert von Jack Kerouac und Hunter S. Thompsons „Fear and Loathing in Las Vegas“.
Wobei der „Wilde Osten“ aus polnischer Sicht die Ukraine ist. Und Gonzo-Journalismus ist eine Form des New Journalism, bei der „aus der subjektiven Sicht des Autors berichtet“ wird, „der sich selbst in Beziehung zu den Ereignissen setzt“ (Wikipedia). Also eher Literatur als Journalismus. Immerhin ist der Autor Journalist. Aber so ganz unbeteiligt an dem, was seinen Helden passiert, ist er natürlich nicht.
Den mit insgesamt 35.000 Euro dotierten Preis erhielten bereits bekannte Autoren und Übersetzer wie Amos Oz, Mirjam Pressler und Teju Cole. Die Jury besteht in diesem Jahr aus sieben namhaften Literaturkritikern, -wissenschaftlern und Schriftstellern wie Verena Auffermann, Jens Bisky, Frank Heibert oder Jens Hillje. Die Preisträger werden am 20. Juni bekanntgegeben und beim Fest der Shortlist & Preisverleihung am 6. Juli 2017 im Haus der Kulturen der Welt in Berlin geehrt.
Juror Jens Bisky über „Mordor kommt und frisst uns auf“: „Der polnische Journalist Ziemowit Szczerek erzählt von Reisen in die Ukraine und von der Suche nach der ‚slawischen Seele‘, dem Eigenen. Beiläufig oder mit Punk-Attitüde, spöttelnd und sarkastisch skizziert er in ruppiger Sprache den post-sowjetischen Osten. Diese originelle literarische Stimme, von Thomas Weiler treffsicher, ebenso rauschhaft wie aufschlussreich übersetzt, erschließt eine vielschichtige, kaum bekannte Region Europas. In einer neuen respektlosen Sprache spricht sie von Traditionen und Identitäten.“
Wobei Wellers Übersetzung nicht nur die ruppige Sprache des Autors herüberbekommt, sondern auch kluge Formen für die diversen Jargons, in denen die Reisebegegnungen sprechen, denen die Backpacker begegnen. Aber da wir noch drinstecken im Buch, dauert’s noch ein Momentchen, bis wir auch die Besprechung liefern können.
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“Momentchen” triffts bei euch ja ganz gut. Euer Lesepensum schafft nicht mal ne komplette Schulklasse.^^
Ich freu mich dann mal auf die Rezension.