Durchgelesen haben wir das dicke Buch noch nicht, immerhin hat es stolze 440 Seiten und ist im Grunde der erste richtige Roman รผber jene jungen Leipziger, die die Ereignisse des Herbstes 1989 so richtig ins Rollen brachten. Erschienen ist es am 13. Mรคrz. Aber natรผrlich ist der Buchmessetermin, an dem es vorgestellt wird, nur zu empfehlen.

Das Buch โ€žDie unheimliche Leichtigkeit der Revolutionโ€œ wird am Freitag, 24. Mรคrz, zur Leipziger Buchmesse in Anwesenheit des Autors Peter Wensierski und zahlreicher Protagonisten der Geschichte um 19 Uhr im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig erstmals vorgestellt โ€“ mit Lesung. Und am Samstag, 25. Mรคrz, um 20 Uhr, gibt es eine Veranstaltung im Museum der Runden Ecke, bei dem insbesondere die in der Recherche entdeckten audiovisuellen Materialien gezeigt werden.

Auf 500 Seiten wird in Wensierskis dickem Buch ganz nahe an den Personen die Geschichte von Leuten erzรคhlt, die Ende der achtziger Jahre versuchen, gemeinsam ihr Leben zu gestalten und die Verhรคltnisse zu verรคndern. So wurde die Geschichte der Friedlichen Revolution noch nicht beschrieben. Selbst fรผr Leute, die bisher dachten, alles รผber 1989 zu wissen, ist es ein Buch voller รœberraschungen und von verblรผffender Aktualitรคt.

Peter Wensierski, 1954 geboren, war in den 1980er Jahren einer der jรผngsten West-Journalisten, die aus der DDR und dort รผber die politischen Entwicklungen berichteten. Und mit journalistischen Mitteln hat er jetzt auch die ganz und gar nicht farblose Vorgeschichte des Leipziger Herbstes recherchiert und vor allem die wirklichen Akteure der Leipziger Basisgruppen in den Mittelpunkt der Handlung gestellt.

Die Handlung: Ende der achtziger Jahre finden in Leipzig junge Leute zusammen, die es satt haben, sich ihr Leben von anderen vorschreiben zu lassen. Sie sind meist zwischen 17 und 25 Jahre alt und wollen, dass sich alles verรคndert. Sie leben in besetzten Wohnungen, treffen sich in den Hinterhรถfen der heruntergekommen Stadtteile. Sie streiten miteinander, verlieben sich und diskutieren. Aber am wichtigsten sind ihnen Provokationen, mit denen man Kopf und Herz der Menschen erreichen kann. Sie radikalisieren die Friedensgebete in der Nikolaikirche und streiten sich darรผber mit Vertretern der Kirchenleitung. Nach und nach erobern sie Plรคtze und StraรŸen.

Sie planen verwegene Aktionen und stellen auf abenteuerliche Weise verbotene Flugblรคtter, Fotos und Filmaufnahmen her. Polizei und Stasi sind ihnen dauernd auf den Fersen, doch selbst bei Verhรถren bleiben manche gegenรผber den Vertretern der Macht frech. Ein Leben zwischen Angst und Mut, Erfolgen und Niederlagen. Ohne Handys und Internet sind sie Teil eines Netzwerks, das grรถรŸer ist als Leipzig โ€“ es reicht bis Berlin und Prag und bis in den Westen. Sie bringen schlieรŸlich andere Menschen auf die StraรŸe, selbst wenn ihre Transparente von der Staatsmacht heruntergerissen werden: โ€žFรผr ein offenes Land mit freien Bรผrgernโ€œ. Noch nie wurde die DDR-Opposition so nah beschrieben wie die jungen Leipziger Rebellen in diesem Buch.

Das Buch werden wir natรผrlich an dieser Stelle auch noch ausfรผhrlich besprechen.

Aber der 24. Mรคrz, ab 19 Uhr im Zeitgeschichtlichen Forum, ist natรผrlich der richtige Buchmessetipp fรผr alle, die gern erfahren wollen, wie lebendig der Beginn der Friedlichen Revolution in Leipzig war.

Und als Kontrapunkt fรผr all jene, die die schroffe Seite dieser Zeit nicht vergessen wollen:

Buchvorstellung am 23. Mรคrz, 16 Uhr, und am 24, Mรคrz, 11:30 Uhr

Die Untersuchungshaftanstalt der Stasi in Leipzig โ€“ Mitarbeiter, Ermittlungsverfahren, Haftbedingungen Neue BStU-Publikation erschienen

In unmittelbarer Nรคhe zum Stadtzentrum befand sich in Leipzig das Untersuchungsgefรคngnis der DDR-Staatssicherheit. In knapp vier Jahrzehnten wurden hier insgesamt mehr als 5.000 Menschen inhaftiert. Isolationshaft, Nachtverhรถre und Schlafentzug, psychische und anfangs auch physische Gewalt sollten die Untersuchungsgefangenen zu Gestรคndnissen zwingen. Eine neue Studie in der Reihe โ€žBF informiertโ€œ des Bundesbeauftragten fรผr die Stasi-Unterlagen (BStU) gibt nun erstmals einen umfassenden Einblick in die Geschichte des Gefรคngnisses von 1952 bis 1989.

Thematisiert werden neben der Bauhistorie unter anderem die AuรŸenstelle des Gefรคngnisses im Stadtteil Leipzig-Leutzsch und die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953. Vor allem aber beschreibt Martin Albrecht, Forscher und Mitarbeiter in der BStU-AuรŸenstelle Leipzig, Kaderbestand und Bildungsniveau der MfS-Mitarbeiter und gibt unter besonderer Berรผcksichtigung von Zeitzeugenaussagen einen umfassenden รœberblick รผber die zum Teil schwierigen Haftbedingungen. Wรคhrend die Staatssicherheit in Leipzig in den 1950er Jahren vor allem wegen Spionage, Untergrundtรคtigkeit und sogenannter anderer antidemokratischer Verbrechen ermittelte, standen seit dem Bau der Mauer im August 1961 fluchtwillige DDR-Bรผrger im Fokus der Stasi-Untersuchungstรคtigkeit.

Das Buch wird im Rahmen der Leipziger Buchmesse vorgestellt: Vortrag am Donnerstag, 23. Mรคrz, 16:00 Uhr, in der BStU-AuรŸenstelle Leipzig (Runde Ecke). Buchprรคsentation am Freitag, 24. Mรคrz, ab 11:30 Uhr, Messestand des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung (Halle 2, Stand D201/E200).

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