Henner Kotte ist tot. Der weit über die Messestadt hinaus bekannte Leipziger Buchautor, Redakteur, Stadtführer und Theaterkritiker starb am Freitag mit 61 Jahren. Zunächst hatte die LVZ vom Tod Kottes berichtet, der demnach noch in eine Klinik eingeliefert worden war, dessen Leben aber traurigerweise nicht mehr gerettet werden konnte.

Kotte, 1963 in Wolgast als Sohn eines Ärztepaares geboren, wuchs in Dresden auf, war in seiner Kindheit und Jugend erfolgreicher Leichtathlet. 1984 kam er zum Germanistik-Studium nach Leipzig, absolvierte ein Semester in Moskau, nach der „Wende“ folgte ein Forschungsstudium in Mannheim mit ersten, wissenschaftlich geprägten Kriminalgeschichten. 1994 dann die Rückkehr in die Wahl-Heimat Leipzig, Kotte war arbeitslos, wurde zum TV-Redakteur umgeschult, hatte längst die Passion fürs Schreiben entdeckt.

Es begann 1997 mit dem MDR-Literaturpreis

Die Kurzgeschichte „Taxi“ brachte ihm 1997 den MDR-Literaturpreis ein und erwies sich als eine Art Take-off seiner Autorenkarriere. 2000 erschien Kottes Buch-Debüt „Natürlich tot“, das deutlich machte: Es waren Verbrechen, Horror und Abgründe, die ihn faszinierten.

So schrieb er die weithin beachteten Krimis um den Leipziger Kommissar Lars Kohlund mit authentischem Lokalkolorit, bot kriminalistische Stadtführungen abseits ausgetretener Pfade an, war Moderator und Gast bei Leseformaten. Dem Leipziger „Tatort“ mit Ermittler „Bruno Ehrlicher“ verschaffte Kotte ab 2008 nach dem TV-Ruhestand der Hauptfigur (gespielt von Peter Sodann, † 2024) ein literarisches Nachleben.

Passionierter Geschichtenerzähler – auch über Kriminalfälle hinaus

Für seine Recherche zu True-Crime-Stories vertiefte sich der umtriebige Chronist regelmäßig in die Archivarbeit. Und nicht nur dafür: Abseits realer, historischer Kriminalfälle veröffentlichte er auch über sächsische und Leipziger Geschichte, das Hotel Astoria, die Gose oder jüdisches Leben. 2021 legte er mit „Die dreizehn Leben des Richard Rohde“ einen Familienroman vor, der vom Niedergang eines Dorfes und seiner Geschichten durch den Kohlebergbau erzählt.

Zu den vielen Trauernden gehört die Kabarettistin Katrin Hart, mit der Henner Kotte regelmäßig unter dem Motto „Sachsen um sechse – Katrin Hart und Henner Kotte lesen und erzählen“ in den Academixer-Keller einlud. Ein Termin für Februar 2025 war bereits geplant.

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