รber diese Ehre freute sich Burkhard Jung ganz besonders: Am Montag, dem 17. Juni, wurde er im historischen Weinkeller von Auerbachs Keller ganz offiziell zum Ehrenbotschafter fรผr das groรe Jubilรคum gekรผrt, das Auerbachs Keller im nรคchsten Jahr feiert: Dann zelebriert das fรผnftbekannteste Gasthaus der Welt seinen 500. Geburtstag mit einer riesigen Geburtstagstorte. Denn 1525 begann Dr. Heinrich Stromer von Auerbach in seinem Keller Wein an Studenten auszuschenken.
Aus sehr hygienischen Grรผnden, wie an diesem Tag einer zu erzรคhlen wusste, der irgendwie von Anfang an dabei war: Mephisto. Denn das Leipziger Trinkwasser stammte damals noch aus Brunnen und Flรผssen. Die hygienischen Verhรคltnisse in der Stadt waren nicht wirklich gut. Wer also gesund bleiben wollte, trank lieber Bier oder Wein.
Aber Auerbachs Keller wurde schon frรผh zur Legende. 1587 tauchte er erstmals in den Erzรคhlungen um Dr. Faust auf, der bei Goethe Heinrich heiรt, in der Legende Johann und im wahren Leben hieร er Georg und es gab ihn wirklich. Obwohl er wohl nie in Leipzig war. Aber die Fabel um den Fassritt war zu kรถstlich.
1625 malte Andreas Bretschneider seine berรผhmten Bilder vom Fassritt, die spรคter wohl auch Goethe wรคhrend seiner Aufenthalte in Auerbachs Keller sah und dann auch in seinen โFaust. Der Tragรถdie 1. Teilโ รผbernahm, das Drama, das Auerbachs Keller dann endgรผltig weltberรผhmt machte.
โAuerbachs Keller kannte ich schon, bevor ich Leipzig kennenlernteโ, sagt Burkhard Jung an diesem 17. Juni. Der Grund: Den โFaustโ-Stoff behandelte er natรผrlich auch in der Schule. Immerhin ist er auch ausgebildeter Deutschlehrer. 1991 kam er nach Leipzig, um als Schulleiter das neu gegrรผndete Evangelische Schulzentrum zu รผbernehmen. Seit 2006 ist er Oberbรผrgermeister von Leipzig.
Und man merkte schon, dass er sich im historischen Ambiente von Auerbachs Keller besonders wohlfรผhlt. Nicht nur der vielen Gesprรคche wegen, die er hier mit Berรผhmtheiten aus aller Welt fรผhrte, die Leipzig besuchten โ so wie Bischof Tutu und Kรถnigin Sylvia. Er steht bei seinem โFaustโ noch immer im Stoff und hat mit dem hauseigenen Mephisto ein herrliches Gegenรผber.
Seit 30 Jahren spielt Hartmut Mรผller die Rolle des Mephisto in Auerbachs Keller, anfangs noch im Dienste eines gewissen Jรผrgen Schneider, der bekanntlich damals die Leipziger dadurch euphorisierte, dass er die Sanierung wichtiger Gebรคude in der Innenstadt in Angriff nahm und damit ihr jahrzehntelanges Aschenputteldasein beendete.
Dass sein Imperium โ wie so manches Immobilienimperium der Gegenwart โ auf Sand gebaut war, bekamen ja dann wenig spรคter auch einige Leipziger Firmen heftig zu spรผren. Aber Auerbachs Keller und die Mรคdlerpassage waren ein zentraler Teil von Schneiders Auferweckungsplan. Den dann andere fortsetzten. Nach der Sanierung wurde Auerbachs Keller sehr schnell wieder zu einer der bekanntesten und beliebtesten Sehenswรผrdigkeiten in Leipzig.

Vor 25 Jahren trafen sich hier auch zwei Urgesteine der SPD: der damalige Bundeskanzler Gerhard Schrรถder und der damalige Oberbรผrgermeister von Leipzig, Wolfgang Tiefensee. Und ein junger Mann durfte die beiden bei ihrer Strategiebesprechung bedienen: Renรฉ Stoffregen. Heute ist er selbst Geschรคftsfรผhrender Gesellschafter von Auerbachs Keller, in einer Zรคhlung seit Dr. Heinrich Stromer der 25. Chef des Hauses. Man merkt schon: Hier wird genauso gezรคhlt wie bei den Thomaskantoren seit Johann Sebastian Bach.
Und die Berufung Burkhard Jungs zum Ehrenbotschafter hat fรผr ihn auch einen Sinn, denn da Jung als OBM immer wieder auch international unterwegs ist, kann er seine Reisen auch dazu nutzen, auf das Jubilรคum von Auerbachs Keller im Jahr 2025 hinzuweisen. Seinen Goethe hat er ja parat.
Und Stoffregens innigster Wunsch ist, dass Auerbachs Keller dann im Jubilรคumsjahr schafft, die Nr. 1 der berรผhmtesten Gasthรถfe zu รผberholen โ das Hofbrรคuhaus in Mรผnchen. Das kรถnnte zu schaffen sein.
Dass auch Reisende den berรผhmten Keller mit Mephisto verbinden, zeigte schon sein Auftauchen am 17. Juni in der Mรคdlerpassage: Jeder wollte sich einmal mit dem Teufel fotografieren lassen, den Hartmut Mรผller kompetent und eindrucksvoll spielt. Da war die Urkunde fรผr den Ehrenbotschafter schon weihevoll unterschrieben. Und Burkhard Jung hatte auch gleich noch einen Text fรผr das Jubilรคumsbuch verfasst, das 2025 ebenfalls verรถffentlicht werden soll.
Den Termin kann man sich schon mal vormerken: Offiziell gefeiert wird der 500. Geburtstag am 15. April 2025. โAber Karten verkaufen wir dafรผr noch nichtโ, sagt Stoffregen. Er lรคdt aber auch gleich noch fรผrs Bachfest im Juni 2025 ein, wenn vier Tage einem extra geschriebenen Jubilรคumsstรผck gehรถren, in dem sich Goethe und Mozart begegnen sollen.
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