Seit Donnerstag, dem 22. Juni, würdigt eine Gedenktafel am Ranstädter Steinweg 5 eine Leipzigerin, die sich ganz besonders gegen gesundheitsschädliche Kleidungsstücke wie das Korsett engagierte und eine Lanze für die bewegungsfreundliche Reformkleidung brach: die Ärztin Anna Maria Kuhnow (1859–1923). Von 1890 bis 1893 wohnte und arbeitete sie in dem Haus Ranstädter Steinweg 13, das hier stand, bevor die Bomben des Jahres 1943 das Naundörfchen auslöschten.

Anna Maria Kuhnow war in ihrem Beruf progressiv engagiert und förderte die Gesundheitsbildung in ihrer Zeit. Die Leiterin des Leipziger Kulturamtes Dr. Anja Jackes und die Kulturwissenschaftlerin Gerlinde Kämmerer haben am Donnerstag um 15 Uhr die Tafel – gestaltet von der Leipziger Künstlerin Christiane Werner – feierlich enthüllt.

„Mit der heutigen Einweihung der Gedenktafel für Anna Maria Kuhnow wird die Erinnerung an das Wirken einer bedeutenden Frauenpersönlichkeit, die sich in Leipzig vorbildhaft für die Gesundheit und das Wohlergehen von Frauen aller sozialen Schichten eingesetzt hat, gewürdigt“, sagte Kulturamtsleiterin Dr. Anja Jackes.

„Bereits 1889 promovierte sie auf dem Gebiet der Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universität Zürich. Anschließend ging sie in die USA. Zurückgekehrt war sie von 1890 bis 1900 als erste niedergelassene approbierte Ärztin in Leipzig in einer eigenen Praxis tätig. Anna Maria Kuhnow trat zudem in Vorträgen und Publikationen für Frauenbildung, Gesundheitspflege und Gesundheitserziehung ein. Ich freue mich sehr, dass die Stadt Leipzig die Wertschätzung für Anna Maria Kuhnow mit der Gedenktafel sichtbar im öffentlichen Raum unterstreicht.“

Gerlinde Kämmerer und Dr. Anja Jackes mit der enthüllten Gedenktafel für Anna Maria Kuhnow. Foto: Sabine Eicker
Gerlinde Kämmerer und Dr. Anja Jackes mit der enthüllten Gedenktafel für Anna Maria Kuhnow. Foto: Sabine Eicker

Es gehört zu den Verdiensten von Anna Maria Kuhnow, dass sie sich für Reformkleidung für Frauen engagierte. Sie trat dafür ein, die ungesunden Einschnürungen durch das damals gebräuchliche Korsett zu beseitigen. Frauen sollten mit der Reformkleidung mehr Bewegungsfreiheit im beruflichen und im privaten Leben erhalten.

Geboren 1859 in Drossen (heute Osno Lubuskie/Polen), wirkte Anna Maria Kuhnow ab 1900 als Ärztin sowohl in Kliniken wie in einer eigenen Praxis in Berlin. Hier starb sie auch 1923. Die Gedenktafel wurde anlässlich ihres 100. Todestages eingeweiht.

Die Gedenktafel für Anna Maria Kuhnow. Foto: Sabine Eicker
Die Gedenktafel für Anna Maria Kuhnow. Foto: Sabine Eicker

Zu ihren Patientinnen gehörte unter anderen Louise Otto-Peters, die Mitbegründerin der deutschen Frauenbewegung. Sie freundeten sich an und Anna Maria Kuhnow begleitete sie in deren letzten Lebensstunden am 13. März 1895.

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