Auch die Kultur ist nicht außen vor, wenn es darum geht, klimaneutral zu werden. Aber wie berechnet man, welche Menge von Kohlendioxid auf das Konto von Konzerten, Theateraufführungen und Ausstellungen geht? Das Dezernat Kultur der Stadt Leipzig und das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden arbeiten jetzt gemeinsam an einem CO₂-Rechner speziell für den Kulturbetrieb.

Der Emissionsrechner soll im Frühjahr 2023 allen Kultureinrichtungen mit Sitz in Leipzig und Dresden kostenfrei und dauerhaft zur Verfügung stehen.

Mithilfe von Fachleuten und -firmen wird der Rechner auf Basis des Programms „E-Tool“ in den kommenden Monaten speziell für die Anforderungen im Kulturbereich angepasst. Damit lässt sich für jede Kultureinrichtung und (Kultur-)Veranstaltung ein vollständiger CO₂-Fußabdruck berechnen. Dazu gehören auch indirekte Emissionen wie die Anreise des Publikums oder die Anlieferung von Bühnenmaterial. Durch die Datenerfassung und Auswertung können Hebel im Kulturbereich sichtbar gemacht werden, um zukünftig Emissionen einzusparen.

Während für Unternehmen und Privathaushalte diverse kostenfreie Emissionsrechner auf dem Markt sind, gibt es für den Kulturbereich derzeit bislang kein geeignetes Tool, das die vielfältigen Formate und die zentralen Emissionsquellen der Kulturbetriebe präzise erfasst und allen Kultureinrichtungen und Veranstaltern kostenfrei zugänglich ist.

Wozu braucht man einen CO₂-Rechner in der Kultur?

„Der Kulturbereich benötigt dringend einen geeigneten CO₂-Rechner“, betont Leipzigs Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke. „Die Kultureinrichtungen leben Nachhaltigkeit vor und engagieren sich inhaltlich wie strukturell sehr stark für Klima und Umwelt. Bislang werden die Bemühungen jedoch ausgebremst, weil derzeit kein geeignetes Werkzeug zur Verfügung steht, um den Status quo eigenständig zu ermitteln und wirksam handeln zu können.“

Vor diesem Hintergrund haben das Dezernat Kultur der Stadt Leipzig und das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden ein Kooperationsprojekt zur Entwicklung eines Treibhausgasrechners für den
Kulturbereich initiiert. Damit gehen erstmals zwei sächsische Metropolen in Hinblick auf Klimaschutz im Kulturbereich gemeinsam proaktiv voran.

Als weitere Kooperationspartner kommen erfahrene Experten auf dem Gebiet der Treibhausgasbilanzierung und der Umsetzung von Beteiligungsprozessen hinzu wie die Arbeitsgemeinschaft „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“, das Unternehmen GICON-Großmann Ingenieur Consult GmbH, das Softwareunternehmen WIPS-com GmbH sowie das Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW.

„Der Emissionsrechner ist ein weiterer wichtiger Baustein in unserer kommunalen Strategie zur Implementierung nachhaltiger Entwicklung im Kulturbereich. Mit der Unterzeichnung der Dresdner Charta für Nachhaltigkeit im Kultursektor haben sich 37 Kulturinstitutionen in der Landeshauptstadt zu umfangreichen Maßnahmen verpflichtet. Der Rechner wird bei der Umsetzung maßgeblich helfen“, so Dr. David Klein, Leiter des Amtes für Kultur- und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden.

Nachhaltigkeit ist Städtethema

Sowohl in Leipzig als auch in Dresden gab es schon in der Vergangenheit umfangreiche Aktivitäten im Hinblick auf die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Kulturbereich. So entwickelten in Dresden ausgewählte Kultureinrichtungen individuelle Nachhaltigkeitsstrategien im Rahmen des Projektes „Culture for Future“ gefördert durch den Rat für Nachhaltige Entwicklung. Anfang 2022 unterzeichneten 37 Kultureinrichtungen die „Dresdner Charta für Nachhaltigkeit im Kultursektor“.

Das Dezernat Kultur der Stadt Leipzig führt seit 2021 den Begleitprozess „Klimaneutralität von Kultureinrichtungen und (Kultur-)Veranstaltungen“ durch, der die städtischen Kultureinrichtungen mithilfe von Fachleuten befähigt, eigenständige CO₂-Bilanzen zu erstellen und entsprechende Maßnahmen abzuleiten. Die in 2021 gegründete Veranstaltungsreihe „Kreislaufwirtschaft im Kulturbetrieb“ verfolgt die Umsetzung effizienter Kreislaufwirtschaft im Kulturbereich. Zur Bündelung der einzelnen Aktivitäten ist die Gründung eines Klimaschutznetzwerks Kultur der Stadt Leipzig geplant.

Handwerksbetriebe als Vorbild

Zentrales Ziel ist es, einen CO₂-Rechner für den Kulturbereich zu entwickeln, der für alle Kultureinrichtungen mit Sitz in Leipzig und Dresden kostenfrei zugänglich ist. Hierfür greifen die Projektpartner auf den erfolgreichen Emissionsrechner „E-Tool“ der Arbeitsgemeinschaft „Mittelstandsinitiative“ (www.energie-tool.de) zurück. Dabei handelt es sich um ein webbasiertes Auswertungstool, das speziell für Handwerksbetriebe entwickelt wurde und im Vergleich mit anderweitigen CO₂-Rechnern in Hinblick auf Datenabfrage und -auswertung, Transparenz sowie Benutzerfreundlichkeit hervorragend abgeschnitten hat.

Das bestehende E-Tool soll in den kommenden Monaten an die spezifischen Anforderungen der Kulturbetriebe angepasst werden. Im Ergebnis soll der Emissionsrechner einen vollumfänglichen CO₂-Fußabdruck gewährleisten, der erstmals alle direkten und indirekten Emissionen der Kultureinrichtungen und -veranstaltungen ermittelt. Darunter fallen zum Beispiel der Transport von Gemälden und Ausstellungsstücken, der Einkauf von Stoffen und Materialien zur Kostümanfertigung, der (internationale) Tournee- und Gastspielbetrieb, die Anreise von Publikum und Gastkünstlern oder aber Leistungen von beauftragten Dritten wie Cateringfirmen.

Eine kostenfreie Beta-Version soll bereits im Frühjahr 2023 zur Verfügung gestellt werden. Kultureinrichtungen erhalten, so das Leipziger Kulturamt, zusätzlich eine umfassende Einführung in das Tool in Form von Workshops.

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