Die beiden ersten Corona-Jahre haben schon heftig ins Kontor geschlagen. Kultureinrichtungen waren oft über Monate geschlossen und konnten dann nur mit beschränktem Betrieb wieder öffnen. Zwar kündigte die Politik umfassende Hilfen für Veranstalter und Kultureinrichtungen an. Doch die tröpfeln eher oder fließen gar nicht. Vielen Häusern steht das Wasser bis zum Hals. Jetzt soll ein Offener Brief endlich Aufmerksamkeit schaffen für die Not.
Und auch Leipzigs Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke unterstützt die Aktion. Gemeinsam mit den Verbänden und Initiativen der Kulturschaffenden der Stadt Leipzig, Leipzig + Kultur e. V., Kreatives Leipzig e. V., Livekommbinat Leipzig e. V. sowie dem Runden Tisch Leipziger Spielstätten, hat sie am Mittwoch, dem 12. Oktober, einen offenen Brief unterzeichnet.
Forderung nach schneller Hilfe in der Krisensituation
Darin fordern die Unterzeichner Staatsministerin Barbara Klepsch und die Abgeordneten des Sächsischen Landtages auf, konkrete Hilfestellungen für die Kultur in Sachsen umzusetzen.
Die Hauptforderung des Schreibens betrifft die Förderrichtlinie KulturErhalt: Diese wurde als wichtiges Instrument der Pandemiebewältigung entwickelt, um Vereine, Kulturträger und Spielstätten vor dem Lockdown zu bewahren. Nun verlange die rasante Energiepreis- und der Wirtschaftsentwicklung eine Öffnung der Förderrichtlinie, um in der sich stetig wandelnden Krisenlage navigieren zu können.
Konkret fordern die Unterzeichner drei sofortige Schritte:
1. Corona-Hilfen fortführen: Die Mittel aus der Förderrichtlinie KulturErhalt sollen als Überbrückungshilfe bis zur effektiven Einführung der Gas- und Strompreisbremse dienen. Zugleich könnten diese Mittel zur Erneuerung der energetischen Infrastruktur in Kulturbetrieben beitragen.
2. Inflationsausgleich: In der Ausreichung der Kulturraummittel des Freistaates Sachsen muss die steigende Inflation perspektivisch berücksichtigt werden, um Tragfähigkeit und Wirkungsradius der Kulturträger auf dem aktuellen Qualitätsniveau halten zu können.
3. SAB stärken: Bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) gilt es, mehr qualifiziertes Personal einzustellen, um tragfähigere Strukturen zur Bewältigung der Antragslage aufzubauen.
Der Offene Brief an Staatsministerin Barbara Klepsch.
Dem Brief zugrunde liegt ein Hilferuf aus der Freien Szene.
„Winterschlaf“ ist keine Lösung
Jörg Folta vom Felsenkeller berichtet vom Runden Tisch Leipziger Spielstätten, was die aktuelle Lage
für sie bedeutet: „Seit einigen Wochen mehren sich Veranstaltungsabsagen für Herbst und Winter in vielen Häusern, da sowohl Bands und Konzertveranstalter als auch Firmenkunden auf die unsichere Wirtschaftslage reagieren. Hinzu kommen zurückhaltende Vorverkaufszahlen für die verbliebenen Termine, da auch Privathaushalte sparsamer agieren.
Mit den steigenden Kosten und prognostizierten drei- bis zehnfachen Abschlagszahlungen für Energie müssen wir uns ernsthaft fragen, ob eine Art Winterschlaf eine gangbare Alternative für einzelne Betriebe sein kann. In der Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie gegenüber unseren Gästen und Künstlerinnen und Künstlern wollen wir natürlich alles daransetzen, dieses Szenario zu vermeiden und hoffen daher auf Unterstützung.“
In ihren „Kulturpolitischen Forderungen“ vom 21. September 2022 haben die Länder und die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth die Prüfung eigener Hilfestellungen zugesichert, um Kultureinrichtungen in der Energiekrise zu unterstützen. Die Stadt Leipzig begrüßt diese Einigkeit und die konkrete Absicht des Bundes, den Sonderfonds für Kulturveranstaltungen zu verlängern.
Sachsens kulturelle Infrastruktur weiter erhalten
Anpassungen nach diesem Vorbild sind auch auf Freistaatsebene wünschenswert. Auf dieser Basis haben das Kulturdezernat der Stadt Leipzig sowie Vertreterinnen und Vertreter der Freien Szene Leipzig ein Forderungspapier erstellt, in dem sie Anregungen zur zielgenauen Unterstützung von Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden formulieren.
„In der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, der Krise entschieden entgegenzutreten, muss es der Kultur ermöglicht werden, ihren Beitrag zu leisten. Nach der Pandemie gefährdet die Energiekrise Kultureinrichtungen und Kulturschaffende erneut existenziell“, stellte Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke am Mittwoch fest.
„Die sich bisher abzeichnenden Schwierigkeiten vor allem durch den Fachkräftemangel sowie der Zurückhaltung der Nutzerinnen und Nutzer aufgrund der sinkenden Kaufkraft in den Privathaushalten sind als Folge der steigenden Inflation ohne Unterstützung nicht zu beherrschen. Uns ist bewusst, dass die aktuellen Herausforderungen für Bund, Länder und Kommunen gleichermaßen schwer wiegen. Die Arbeitsfähigkeit der kulturellen Infrastruktur Sachsens muss jedoch gewährleistet werden.“
Keine Kommentare bisher