Eigentlich hätte an dieser Stelle ein Text zum Buß- und Bettag kommen sollen. Aber all jene, die wirklich einmal in sich gehen müssten, weil ihr Tun fatale Folgen für die Welt und unsere Gesellschaft hat, werden es auch heute nicht tun. Denn der in unserer Konsumgesellschaft gehegte und gepflegte Egoismus hat keinen Platz für Buße und Reue. Da ist sich jeder selbst König und Supermann zugleich. Dafür darf hier etwas Platz finden, was es so in Leipzig noch nicht gab: das Festival der toten Bäume.
Organisiert wird es von der Leipziger Künstlerin Heike Hennig. „LeipzigGrün“ bewirbt es, denn es rückt – mit künstlerischen Mitteln – die immense Bedeutung einer intakten Natur in unser Bewusstsein. Einer Natur, die unter uns und unserem gedankenlosen Treiben schon gewaltig gelitten hat.
Dabei sind wir darauf angewiesen, dass sie uns erhalten bleibt. Auch in Leipzig, wo ja drei Jahre lang die Dürre ihre Opfer holte in Parks und Straßen. Und jüngst fegte gerade der Sturm Ignatz durch die Stadt und riss wieder hunderte Bäume um.
„Durch die pandemiebedingte Wiederentdeckung und intensive Nutzung öffentlicher Parks und Wälder zeigt sich die große Verletzlichkeit der Natur ganz konkret und sehr rasant; Bäume fallen, Böden vertrocknen, Arten verschwinden“, beschreiben Heike Hennig und Michael Berninger von LeipzigGrün den Hintergrund des Kunstprojekts.
„Trockenlegung, falsches weißes Stängelbecherchen, Rußrindenpilz – der Auwald leidet. Gleichzeitig interessiert uns der tote Baum als Habitat; wirtschaftlich uninteressant, jedoch Nahrungsquelle, Lebensraum und Brutstätte für andere Lebewesen. So richten wir den Fokus unseres Festivals mit Kompositionsauftrag, Lesung, Chor und performativ-tänzerischen Aktionen auf die klimatische Krise, die uns schon lange in Atem hält.“
Das Festival der toten Bäume – Park und Wald-Partituren von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang findet am 21., 27. und 28. November in Leipzig statt. Natürlich im Freien, an und unter Bäumen.
Das Festival der toten Bäume
Sonntag, 21. November
Treffpunkt: Pferderennbahn-Brücke, Rennbahnsteg in 04107 Leipzig
7:38 Uhr: „Der fröhliche Chor singt traurige Lieder“. Nun ruhen alle Wälder – Mitsingen und Spazieren. Hörstück für Publikum, Chor, Waldhorn und sprechende Bäume. Mit: Fröhlicher Chor Leipzig; N.N. Waldhorn; Diana Wesser, Klangkünstlerin und Rolf Engelmann, Botaniker
12 Uhr: „Musik für Tiere. Komposition für verschwundene Wechselkröte. (Uraufführung)“. Mit: Marek Brandt, fieldrecordings & Electronic & Felicitas Ressel, Klarinette und Holger Lueg, Landschaftspfleger
14 Uhr: „Wie man in den Wald hineinruft …“. Mitmachaktion im grünen Bereich für alle. Leitung: Heike Hennig
15:14: Uhr „Dichter Wald Klang“. Ein Abendweg durch das Dickicht der Texte und Klänge. Mit: Carolin Masur, Gesang & Michael Schetelich, Gespräche
Samstag, 27. November
Treffpunkt: Pferderennbahn-Brücke, Rennbahnsteg in 04107 Leipzig
10:00 Uhr: „Förster haben keine Freunde“. Führung und Performance mit Thomas Knorr, Forstoberinspektor
15:09 Uhr: (Achtung: Start Bachstraße 35) „Lokale Unikate kehren zurück“ (Premiere), TanzTheaterStück. Regie: Heike Hennig, Choreographie, Tanz: Jana Rath, Clara Sjölin
Sonntag, 28. November
Treffpunkt: Pferderennbahn-Brücke, Rennbahnsteg in 04107 Leipzig
14 Uhr: „Waldarbeiter & Requiem for a tree“, Vernissage im Unterholz mit Fabian Heublein, Fotograf, und „In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen“, Lesung im Unterholz mit Martina Hefter, Autorin
15:08 Uhr: „Ulme + Schlaf Tod Trauer – Hoffnung Zukunft?“, Baum-Ritual mit dem Publikum
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