Wo die einen immer unruhiger werden und fordern, die Einschrรคnkungen zur Corona-Pandemie einfach ganz abzuschaffen, ist auch Leipzigs Kulturszene lieber vorsichtig. Immerhin probiert man seit vergangener Woche aus, wie das ist, wieder Publikum mit den nรถtigen Vorsichtsmaรnahmen in den Saal zu lassen. Und am 12. und 19. Juni soll es sogar Tanz in der Distillery geben โ ohne AHA-Regeln. Aber mit Tests.
Nachdem das Modellprojekt Kultur in Leipzig zunรคchst im Reallabor mit Formaten verschiedener Akteure startete, die laut Sรคchsischer Corona-Schutzverordnung keiner Genehmigung mehr bedรผrfen, folgte nun auch das Einvernehmen der Fachkommission vom Freistaat Sachsen fรผr die Erprobung von Veranstaltungen im Clubbetrieb, teilt das Bรผndnis #DASistLEIPZIG mit. Am 12. und 19. Juni kรถnnen somit Tanzveranstaltungen ohne AHA-Regeln fรผr 200 Gรคste im Club Distillery ausgerichtet werden.
Wie darf man in der Distillery mittanzen?
Ohne Masken und ohne Abstandsregeln darf dann der Musik gefrรถnt und dazu auch im Club getanzt werden. Voraussetzung dafรผr sind jeweils negative Testergebnisse bei einem Antigentest sowie einem PCR-Pooltest. Bis spรคtestens 15 Uhr geben die Teilnehmenden am Tag der Veranstaltung ihre Gurgelprobe in der Distillery ab, bereits 19 Uhr liegt das Ergebnis digital vor. Ermรถglicht wird das durch spezielle PCR-Pooltests in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler/-innen und รrzt/-innen am Max-Planck-Institut fรผr evolutionรคre Anthropologie, dem Klinikum St. Georg in Leipzig und dem Universitรคtsklinikum Leipzig.
Durch die Anwendung der Corona-Warn-App sowie dem THEED Corona E-Register ist ein sicherer Zugang zur Veranstaltung sowie eine digitale Kontaktnachverfolgung gewรคhrleistet. Sieben Tage nach der Tanzveranstaltung sollen die Teilnehmenden erneut einen PCR-Pooltest durchfรผhren lassen, um so mรถgliche Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen untersuchen zu kรถnnen.
Die Besonderheit an den PCR-Pooltests: Sie sind gรผnstiger und schneller als einzelne PCR-Tests fรผr alle Gรคste, weil immer zehn Proben auf einmal getestet werden. Sollte eine Mischung positiv getestet werden, dann mรผssen die einzelnen Proben noch einmal getestet werden, um den positiven Fall identifizieren zu kรถnnen. Damit wird in diesem Modellprojekt eine Methode erprobt, die der Veranstaltungsbranche eine Perspektive fรผr die kommende Herbst- und Wintersaison liefern kann.
Ein Licht nach รผber einem Jahr verordneter Schlieรzeit
โDass sowohl der Freistaat Sachsen als auch das Gesundheitsamt in Leipzig das Modellprojekt Kultur in der Untersuchung des Clubbetriebes unterstรผtzen, freut mich fรผr die Leipziger Szene auรerordentlichโ, freut sich Dr. Skadi Jennicke, Bรผrgermeisterin und Beigeordneten fรผr Kultur, รผber diesen nรคchsten Schritt zur Wiederรถffnung der Leipziger Kultur.
โNach รผber einem Jahr verordneter Schlieรzeit geht es hier um mehr als zwei Partynรคchte. Es ist ein essenzieller Schritt, um diesen Betrieben, den Teams und Musikschaffenden dahinter eine Perspektive zu ermรถglichen, nachdem sie besonnen die Zeit der Stille ertragen haben. Die Leipziger Clubs und Livespielstรคtten stรคrken Leipzigs Ruf als vielfรคltiger urbaner Raum ebenso wie alle anderen Kultursparten.
Der fortwรคhrende Dialog in unserer Stadt, der beispielhaft in der Besetzung einer Stelle als Fachbeauftragte(r) fรผr Nachtkultur sowie der Unterstรผtzung auf dem Gleisdreieck mรผnden, zeigen ebenso wie auch das klare Statement aus dem Bundestag, dass Clubs und Livespielstรคtten von zentraler Bedeutung fรผr Teile unserer Gesellschaft sind. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse aus dem Modellprojekt und mรถchte an dieser Stelle gern die Chance nutzen, die professionelle Arbeit zu wรผrdigen und allen Beteiligten fรผr ihr leidenschaftliches Engagement zu danken.โ
Tobias Loy, Projektkoordinator und Vorstand von Kreatives Leipzig e. V., betont die akribische Vorarbeit: โDie Veranstaltung in der Distillery erfordert eine besonders akribische Vorbereitung, da wir damit den Grundstein fรผr eine verantwortungsvolle รffnung von Veranstaltungen in Innenrรคumen, ohne Abstandsregeln und Maskenpflicht legen wollen. Mithilfe der PCR-Pooltests kรถnnen wir das Restrisiko fรผr eine Ansteckung im Innenraum minimieren. Zudem sind die Erkenntnisse auch auf alle anderen Lebensbereiche anwendbar, sodass das รถffentliche Leben auch bei einer eventuellen vierten Welle nicht gรคnzlich stillstehen muss.โ
โDas Modellprojekt hat fรผr uns Clubbetreibende eine enorm wichtige Bedeutungโ, sagt Steffen Kache, Projektkoordinator und Vorstand der LiveMusikKommission. โMit einem positiven Ergebnis der Studie bekommen wir eine Perspektive, die es uns zukรผnftig erlaubt, einen verantwortungsvollen Clubabend ohne Abstandsregeln und Masken zu veranstalten. Ich appelliere auch an unsere Gรคste, alle Regularien einzuhalten. Nur so kรถnnen wir verlรคssliche Daten sammeln. Zudem bitten wir um Verstรคndnis, dass es aufgrund der geringen Kapazitรคt und des Studiendesigns keinen รถffentlichen Ticket-Vorverkauf geben wird.โ
Erste Erfahrungen im Rahmen des Modellprojekts Kultur // Reallabor
Seit zwรถlf Tagen lรคuft das Modellprojekt Kultur // Reallabor in der Messestadt. Sechs Veranstaltungen wurden in diesem Rahmen bereits wissenschaftlich untersucht. Bei einer Theatervorstellung der Cammerspiele, einem Jazzkonzert im Kulturhof Gohlis und beim Kabarett des academixer sowie einem Open Stage Abend in der VILLA Leipzig konnten Besucher/-innen wieder in den Genuss von Kunst und Kultur kommen.
โDer Start des Modellprojektes // Reallabors lief reibungslos, die Zuschauenden zeigten viel Verstรคndnis fรผr alle Sicherheitsmaรnahmen und den geringen Mehraufwand fรผr die wissenschaftliche Studieโ, rekapituliert Sophie Renz, Geschรคftsfรผhrerin Cammerspiele Leipzig, den hoffnungsvollen Auftakt des Projekts.
โDie Freude, dass sie nun endlich wieder Kultur live erleben dรผrfen, รผberwog! Auch die Kรผnstler/-innen haben sich riesig gefreut, wieder vor Publikum zu spielen und direkt Feedback fรผr ihr Schauspiel zu bekommen.โ
Bis zum 26. Juni folgen noch 14 weitere Kulturveranstaltungen, unter anderem in der Moritzbastei (Song Slam, Theaterturbine) und im WERK 2 (Kinder ins Werk, Fliehende Stรผrme, Konrad Kรผchenmeister). Der Thomanerchor Leipzig prรคsentiert โMagnificatโ von Johann Sebastian Bach und โRequiemโ von Gabriel Faurรฉ in der Thomaskirche, โGob Squadโ gastiert im Schauspiel Leipzig. Am 12. und 19. Juni finden dann die Tanz- und Stehkonzerte in der Distillery statt.
Das Modellprojekt Kultur // Reallabor wird unter den Vorgaben der Sรคchsischen Corona-Schutzverordnung, mit Unterstรผtzung der Stadt Leipzig durch das Dezernat Kultur sowie Kulturamt, dem Amt fรผr Statistik und Wahlen und den Branchenverbรคnden Livekommbinat, Leipzig+Kultur und Kreatives Leipzig durchgefรผhrt. Zudem wird das Projekt von Wissenschaftler/-innen des Universitรคtsklinikums Leipzig, dem Max-Planck-Institut und dem Klinikum St. Georg begleitet.
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