Manche sind am Ende klüger, andere fassen sich schon von Anfang an an den Kopf. Denn im Oktober 2020 war es noch sehr realistisch, damit zu rechnen, dass die Einschränkungen für die Kultur im Frühjahr 2021 nach und nach hätten fallen können. Aber dazu hätte es eine ehrlichere Politik gebraucht, die frühzeitig und umfassend einen harten Lockdown im Oktober verhängt hätte. Aber den langen und ziemlich weichen Lockdown gab es erst ab November. Und so gibt es statt echter Live-Auftritte in der Moritzbastei auch dieses Jahr ein DarkStream Festival.
Mit seiner Premiere im Mai 2020 erreichte das DarkStream Festival freilich ein kulturbegeistertes Publikum rund um den Globus. Nun geht das Online-Kulturevent in die zweite Runde und begrüßt seine Zuschauer vom 8. bis 11. April mit Musik, Lesungen, Performance, Filmen, Gesprächen und DJ Sets.
Die Idee des Festivals entstand in der Zeit des ersten coronabedingten Lockdowns und erwuchs aus der Sehnsucht nach Konzerten, Festivals und Kulturerlebnissen. Und gelang. Mit knapp 60.000 Zusehern bei einer von Beginn an treuen Kerngemeinde entstand in den vier Tagen 2020 vom Start weg eine Art „Darkstream“-Feeling im Netz.
Viel zitierter Satz der Fans, der auch 2021 seine Gültigkeit behalten könnte: was das Wave-Gotik-Treffen nicht schafft, macht die Szene halt selbst. Auch in diesem Jahr sieht es nur eineinhalb Monate vor Pfingsten sehr ruhig auf der WGT-Festivalseite aus, eine digitale Variante ist nicht angekündigt und der veranstaltereigene Kartenverkauf ruht.
Man hofft offenbar noch, doch bei dem bisherigen Auf und Ab von zweiter zu dritter Welle könnte sich ebendas als Illusion herausstellen – das Virus regiert.
Und so hat sich ein Jahr nach Welle 1 die Situation der Live-Kultur nicht verändert. Mit jeder Verlängerung des bundesweiten Lockdowns rücken Live-Termine erneut in unbestimmte Ferne, erneut sind die ersten Sommerfestivals abgesagt. Damit fehlen Künstler/-innen und Kulturschaffenden nicht nur Auftrittsmöglichkeiten und Einnahmen, sondern auch die Kontakte zu ihrem Publikum.So versteht sich auch das zweite DarkStream Festival als Kulturevent unter den möglichen Umständen. Die Vielzahl von Kreativen, die das Festival 2021 mit ihren Beiträgen bereichern, gibt der Idee recht – nun fehlt das Mittun der Fan-Gemeinde.
Sie können die Durchführung unterstützen, indem sie T-Shirts kaufen oder Geld für das ohne Zwang zur Bezahlung im Netz Dargebotene geben.
Was wird es zu sehen geben?
80 Stunden Festivalprogramm – gestreamt aus der Moritzbastei Leipzig mit 100 Bands, Musiker/-innen und Solokünstler/-innen der sogenannten, äußerst heterogenen „Schwarzen Szene“. Lesende, Performer, Gesprächsgäste und DJs füllen 80 Stunden Programm.
Mit dabei sind Beiträge aus ganz Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Australien, Österreich, der Schweiz, Russland, Israel, Griechenland und Schweden.
Vier Tage lang – vom 8. April 16 Uhr bis zum 11. April Mitternacht – gibt es im Stream exklusive Konzertmitschnitte, eigens produzierten Videocontent und Aufzeichnungen genauso wie (Live-)Lesungen und Talks, Performances, Kurzfilme, Künstlerporträts und DJ Sets.
Erstmals läuft das DarkStream-Festival damit rund um die Uhr, sodass Zuschauer weltweit zu jeder Tageszeit dabei sein können. Live moderiert wird das Festival jeweils von 12 Uhr bis Mitternacht in der Moritzbastei Leipzig, wo auch das technische Herz des Festivals schlägt.
Gestreamt wird das Event hier über die Plattform Twitch. Sowohl hier als auch auf Facebook können Zuschauer live Teil der Festivalcommunity sein, miteinander und mit den Moderatoren sowie beteiligten Künstlern diskutieren und sich austauschen, gemeinsam ihre Lieblingsmusik feiern und Kultur erleben, also quasi am Bildschirm Festivalstimmung genießen.
Das Programm ist auf der Website des Festivals und auf Facebook veröffentlicht.
Einige Highlights des Darkstream Festival II
Das Ich, Lament, Circus of Fools, Fliehende Stürme, Die Art, Gorilla Monsoon, Der Schulz, Dagobert, Vanguard, Bloodsucking Zombies from outer Space, Die Kammer, Holly Loose, Toal, Inkubus Sukkubus, Spank the Nun, Lydia Benecke und das Projekt Yoyna als Weltpremiere.
Anm. d. Red.: Wie auch im Jahr 2020 unterstützt die Leipziger Zeitung das Szenefestival im Netz mit kostenfreier Werbung in den sozialen Medien und auf unserer eigenen Seite.
In der Hoffnung, dass es für alle Künstler/-innen, Techniker und Organisatoren, die zum Gelingen der ungewöhnlichen Idee beitragen, dies auch weiterhin tun können.
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